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Erdbeben in der NLS: VLN-Führung tritt zurück

Michael Bork, Renndirektor und Leiter Sport in der VLN, ist zurückgetreten - Im Laufe der Woche werden weitere Rücktritte erfolgen

(Motorsport-Total.com) - Die angespannte Lage in der Nürburgring-Langstrecken-Serie (NLS) zieht personelle Konsequenzen nach sich. Informationen von 'Motorsport-Total.com' zufolge ist Michael Bork, Leiter Sport in der NLS-Organisation VLN und Renndirektor, von seinen Ämtern zurückgetreten.

Titel-Bild zur News: Ralph-Gerald Schlüter und Michael Bork

Ralph-Gerald Schlüter und Michael Bork legen ihre Ämter in der VLN nieder Zoom

Nicht nur das, unseren Informationen zufolge stehen auch Ralph-Gerald Schlüter, Geschäftsführer der VLN Sport GmbH & Co. KG und Volker Strycek, Leiter Bereich Technik in der VLN, unmittelbar vor dem Rücktritt. Dieser wird am Mittwoch auf einer Gesellschafterversammlung vollzogen.

Die VLN wagt damit symbolisch einen Neuanfang mit Signalwirkung auf die Teilnehmer, die zuletzt große Unzufriedenheit über die Situation auf der Nürburgring-Nordschleife geäußert haben. Noch ist unklar, wer die Nachfolge auf diesen Positionen antritt.

Die angespannte Situation über den Sport auf der Nürburgring-Nordschleife entlädt sich somit in einem Erdbeben. Bei vielen Teilnehmern standen Schlüter, Bork und Strycek schon länger in der Kritik. Im Anschluss an das 12-Stunden-Rennen ist die Kritik dann nach mehreren Vorfällen eskaliert und mehrere Teilnehmer machten sich lautstark Luft.

Bei den letzten beiden Läufen der NLS stand dann - erstmals seit 1999 - nur noch eine zweistellige Anzahl von Fahrzeugen am Start. Die Negativentwicklung hatte sich während der Saison bereits abgezeichnet. Der Saisonauftakt sah das dünnste Starterfeld bei einem Auftaktrennen seit dem Jahr 2000. Die Marke von 150 Autos konnte bei keinem Rennen geknackt werden - zum ersten Mal seit 1984.


Fotos: NLS 2022: 46. DMV-4h-Rennen


Teilnehmer bemängeln fehlende Kundenfreundlichkeit

Das Duo Schlüter/Bork hatte in der COVID-19-Pandemie noch mit innovativen Ideen geglänzt und die Saison 2020 unter schwierigsten Voraussetzungen mit einer ansehnlichen Anzahl von Startern zumindest teilweise abhalten können - bis die Behörden im Herbst 2020 im Zuge der Delta-Welle die Saison beendeten.

Zuletzt wurde die Kritik der Teilnehmer lauter. Der größte Kritikpunkt war mangelnde Kundenfreundlichkeit den Teilnehmern gegenüber. Hinzu kommen die Kosten, die in den vergangenen Jahren immer weiter gestiegen sind.

Die VLN und die Teamvereinigung ILN führten Umfragen unter Teilnehmern durch, hinzu kamen bilaterale Gespräche mit den Teilnehmern. Es ist wahrscheinlich, dass die Rücktritte mit den Ergebnissen dieser Umfrage zusammenhängen.

Arbeitskreise als Reaktion auf Teilnehmer-Feedback

Jedenfalls führten sie zur Gründung mehrerer Arbeitskreise. "Oberstes Gebot ist, die Kundenzufriedenheit und damit die Akzeptanz zu erhöhen sowie Strukturen und Abläufe bei den Veranstaltungen auf den Prüfstand zu stellen", heißt es in einer Presseaussendung der VLN.

"Die Verantwortlichen der Nürburgring Langstrecken-Serie greifen die konstruktiven Vorschläge der Teilnehmer gerne auf, setzen sich mit der Kritik auseinander und haben, um sich den sehr unterschiedlichen Themenbereichen widmen zu können, mehrere Arbeitskreise gebildet, die sehr kurzfristig ihre Tätigkeit aufnehmen."


Rennhighlights NLS2 (8) 2022

Die besten Szenen vom Nachholrennen des 46. DMV-4h-Rennens, dem ursprünglich zweiten Lauf, nun Saisonfinale der Nürburgring-Langstrecken-Serie (NLS) 2022

Diese Maßnahme stieß wiederum auf gemischtes Feedback bei den Teamverantwortlichen, schließlich hat es in den vergangenen Jahren immer wieder Arbeitskreise gegeben, ohne dass sich die Zufriedenheit der Teilnehmer signifikant gesteigert hätte.

Die Nachfolger werden sich zahlreichen Herausforderungen gegenübersehen: Es gilt, das Vertrauen der Teilnehmer zurückzugewinnen und die Starterzahl zu steigern. Zahlreiche "kleine" Teams haben der NLS den Rücken gekehrt. Und das alles inmitten des Ukraine-Kriegs, der daraus folgenden wirtschaftlichen Großturbulenzen und der anhaltenden Lieferkettenprobleme.

ILN: Immer gut mit Bork zusammengearbeitet

Die ILN bedauert das Aus von Bork. Ihr Vorsitzender Martin Rosorius äußert sich folgendermaßen: "Eines darf ich ganz sicher unterstreichen: Die ILN hat mit Michael Bork in den vergangenen Jahren immer gut und vertrauensvoll zusammengearbeitet. Dafür und für seine geleistete Arbeit möchten wir uns ausdrücklich bei ihm bedanken."

"Konsequente Kundenorientierung, größere Kostensensibilität und klare Rückbesinnung auf den Endurance- und Breitensport-Charakter: Die notwendigen Maßnahmen, um die NLS in die Zukunft zu führen, hätten wir gerne gemeinsam mit ihm vorangetrieben."

"Die VLN und mit ihr der Langstrecken-Rennsport auf dem Nürburgring stecken in einer Krise. Die ILN hat in einem ersten Schritt umfangreiche Lösungsansätze erarbeitet, die wir den handelnden Personen bereits überreicht haben. Worum es sich dabei im Einzelnen handelt, möchten wir aktuell noch in vertraulicher Runde besprechen. Dafür bitte ich im Sinne der Sache um Verständnis. Es kann jedoch gut sein, dass wir einzelne Punkte in den kommenden Tagen und Wochen veröffentlichen werden, um sie zur Diskussion zu stellen."

"Die VLN und mit ihr der Langstrecken-Rennsport auf dem Nürburgring stecken in einer Krise." Martin Rosorius

"Der Ernst der Lage und die Notwendigkeit, dringende Gegenmaßnahmen zu ergreifen, ist endlich bei allen Akteuren angekommen. Nun muss die VLN beweisen, dass sie sich neu organisieren und die anstehenden Probleme lösen kann."

"Hoffen wir im Interesse aller Betroffenen und des Sports, dass die Handelnden willens und in der Lage sind, die notwendigen Entscheidungen zu treffen. Wir von der ILN stehen gerne und jederzeit bereit, den unvermeidlichen Transformationsprozess mit dem geballten Know-how unserer Mitglieder zu unterstützen und zu begleiten."

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