Prosport-Teamchef platzt der Kragen: "BoP-Leute aussortieren!"

Christoph Esser hat genug: Nach dem dritten unfallbedingten Aus fordert er, den Abstand zwischen den GT3-Boliden und Cup-Porsches zu vergrößern

(Motorsport-Total.com) - "Für die Leute, die hier die BoP und Technik machen, habe ich nur noch einen Satz übrig: Aussortieren, weg!" - Christoph Esser kritisiert den Technikausschuss des ADAC Nordrhein, der für die Balance of Performance (BoP) auf der Nürburgring-Nordschleife zuständig ist, hart.

Titel-Bild zur News: Der Prosport-Aston-Martin schied nach einer Kollision mit einem Cup-Porsche in der Startrunde aus

Der Prosport-Aston-Martin schied nach einer Kollision mit einem Cup-Porsche in der Startrunde aus Zoom

Prosport Racing blieb auch beim Saisonfinale der Nürburgring-Langstrecken-Serie (NLS) vom Pech verfolgt. Beim Saisonfinale, dem 46. DMV-4h-Rennen, gab es für den Aston Martin Vantage GT3, gesteuert von Maxime Dumarey und Jean Glorieux, die dritte Nullrunde der Saison.

Und zum dritten Mal war es eine Kollision mit einem Porsche 911 GT3 Cup, die das Team zur Aufgabe zwang. Teamchef Christoph Esser bringt das auf die Palme. Er hält seinen Frust nicht zurück. Was ihn besonders stört, ist die künstliche Einbremsung der GT3-Boliden über erhöhte Bodenfreiheit, ein spezielles Aeropaket und kleinere Luftmengenbegrenzer im Vergleich zum SRO-Stand.

Mit einer Portion Sarkasmus legt er los: "Da ich ja alles besser weiß als alle anderen, ist ja mittlerweile bekannt: Dank der tollen BoP, die wir hier haben, müssen sich die GT3s in den Ecken überall vorbeiquetschen, anstatt auf der Geraden an den [anderen] Autos vorbeizufahren. Dann hast du solche Situationen, dass ein Cup-Porsche vorne im Gesamtklassement mitfährt."

"Ich will nicht die Leistung des Fahrers schmälern, überhaupt nicht, im Gegenteil. Chapeau, dass da einer fahren kann! Aber nur so passieren dann die ganzen Unfälle. Und für die Kollegen, die hier die BoP und die Technik machen, da habe ich nur noch einen Satz für: Aussortieren, weg! Sonst wird das hier gar nichts mehr."


Fotos: NLS 2022: 46. DMV-4h-Rennen


"Er hat einen kurzen Treffer von einem Cup-Porsche hinten bekommen. Dadurch hat er sich gedreht und dann ist ihm ein anderer Cup-Porsche reingefahren - Feierabend", schildert Esser den Unfallhergang. In der Kollision spielt sich ein Konflikt wieder, der auf die Einbremsung der GT3-Boliden einerseits und die immer schneller werdenden Fahrzeuge dahinter andererseits zurückzuführen ist.

Cup-Porsche fast auf GT3-Niveau

Die 992er-Generation des Porsche 911 GT3 Cup ist kaum noch langsamer als ein normales GT3-Fahrzeug, gerade auf schnellen Strecken. Beispielsweise war die Polezeit im Porsche-Supercup in Monza in diesem Jahr (1:48.753 Minuten) nur noch zwei Sekunden von der schnellsten bisher gefahrenen Runde der GT-World-Challenge (GTWC) Europe entfernt.

Auch die Nordschleife ist eine vergleichsweise schnelle Strecke, auf der die Cup-Porsche mit ihrem geringeren Luftwiderstand glänzen können - nicht zuletzt beim Start. Das sorgte auch für den abenteuerlichen Six-Wide vor Kurve 1.

"Wie du hier auf der Geraden siehst, wird ein Cup-Porsche einen GT3 ausbeschleunigen. Und dann muss ein GT3, der in den Ecken deutlich schneller ist, sich da unten [in der Querspange] mit Gewalt vorbeiquetschen. So entstehen Unfälle", kritisiert Esser.

"Ein GT3 müsste eigentlich vor denen auf der Geraden sein. Und das geht nicht. Da könnte ich jetzt noch zwei Stunden Vorträge halten, und das alles habe ich denen schon tausendmal geschrieben. Aber es ändert sich nichts, außer, dass die Starterzahlen in den Keller gehen. Das ist das Einzige, was sich ändert."


Rennhighlights NLS2 (8) 2022

Die besten Szenen vom Nachholrennen des 46. DMV-4h-Rennens, dem ursprünglich zweiten Lauf, nun Saisonfinale der Nürburgring-Langstrecken-Serie (NLS) 2022

Ein weiterer Konfliktpunkt ist, dass die Cup2-Kategorie auf der Nordschleife heiß umkämpft ist und absolute Topfahrer am Steuer der Fahrzeuge sitzen, darunter Dorian Boccolacci, Moritz Kranz, Felipe Fernandez Laser, Christopher Brück (der sein mögliches Karriereende angekündigt hat), Tobias Müller oder David Jahn, die alle über GT3-Erfahrung verfügen.

Dem gegenüber richten sich die Kategorien SP9 Pro-Am und SP9 Am ausdrücklich an Amateurfahrer. "Unsere Fahrer haben vielleicht noch nicht die Erfahrung", sagt Esser. "Aber die Jungs im Cup-Porsche halten da [voll] rein, weil die natürlich richtig Competition haben."

Kaum befriedigende Lösungen

Als Lösung des Konflikts blieben drei Möglichkeiten, die alle einen Haken haben: Eine davon wäre, die Restriktionen an den GT3-Boliden aufheben, die seit 2017 bestehen. Dann würden die Boliden Zeiten von unter 7:40 Minuten fahren. Das wäre nur möglich, wenn der Automobil-Weltverband FIA von seiner bisherigen Haltung abweichen würde, dass schnelle Rundenzeiten ein Problem sind, hin zu einer subjektiveren Einschätzung der Sicherheit.

Eine weitere Möglichkeit wäre eine weitere Einbremsung der Cup-Porsche, was aber das Problem nur weiter nach hinten verlagern würde, weil diese von hinten ebenfalls bedrängt werden, sei es durch die CupX-KTMs oder die schnellsten SP7-Porsche. Außerdem würde die SP-Pro einen möglichen Ausweg für Teams schaffen, die weiterhin die volle Performance des Cup-Modells genießen möchten.

Dorian Boccolacci führte das NLS-Finale sogar kurzzeitig an

Dorian Boccolacci führte das NLS-Finale sogar kurzzeitig an Zoom

Eine dritte Möglichkeit wäre, die Cup-Porsche in die zweite Startgruppe zu verbannen, wie es beim 24-Stunden-Rennen gehandhabt worden ist. Dann entsteht jedoch die unbefriedigende Situation, dass sich bei den NLS-Rennen in den Top 10 ein "indirektes" Rennen wegen dem Offset bei den Startzeiten ergibt.

Und die gänzliche Abschaffung der GT3-Fahrezeuge ist natürlich im Sinne kaum eines Stakeholders der Nordschleifenszene.

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