• 12.07.2007 08:50

  • von Norbert Siedler

Siedler: "Formelsport noch immer im Hinterkopf"

'Motorsport-Total.com'-Kolumnist Norbert Siedler gewährt nach einem emotionalen Comebacksieg für ADM noch einmal Einblicke in sein Seelenleben

(Motorsport-Total.com) - Das vergangene Rennwochenende in Portugal war für mich wie ein Traum - nicht nur, weil ich gleich bei meinem ersten Auftritt in der neuen International Formula Master gewonnen habe, sondern vielmehr wegen der ganzen Vorgeschichte.

Titel-Bild zur News: Norbert Siedler

Der Stadtkurs in Porto war ein spektakuläres Pflaster für die IFM

Renato Melchioretto, mein ehemaliger Teamchef aus der Formel 3000, hatte sich nach den ersten drei Saisonläufen in dieser neuen Meisterschaft ja einiges an Kritik anhören müssen, weil unterm Strich einfach nichts zusammenlaufen wollte. Ich hab diese Diskussionen zwar nur am Rande mitverfolgt, aber mir war immer klar, dass dieses Team im Prinzip eigentlich viel weiter vorne stehen müsste.#w1#

Renato Melchioretto und die ADM-Familie

Um das zu verstehen, sollte man Renato vielleicht einmal ein bisschen näher vorstellen: Er war in den 1970er- und 1980er-Jahren bei Alfa Romeo in der Formel 1 und hat dort sogar für Niki Lauda und Nelson Piquet die Motoren gewartet. Bei Gustav Brunner hat er dann noch einiges zum Thema Fahrwerksabstimmung gelernt und diesen Erfahrungsschatz dann später mit seinem eigenen Team in diversen Nachwuchsformeln umgesetzt. Und er hat überall, wo er angetreten ist, gewonnen.

Norbert Siedler

Die International Formula Master ist eine durchaus interessante Rennserie Zoom

ADM steht für Andrea, Daniele und Manuel, die Namen seiner drei Kinder, und auch sein Team selbst, in dem noch immer einige seiner Kollegen aus der Formel-1-Zeit arbeiten, ist wie eine große Familie. Mein Manager, Edi Nikolic, war von Anfang an davon überzeugt, dass ich in diesem Team den Durchbruch schaffen kann, weil Renato immer zuerst auf die Leistung geschaut hat und erst dann auf das Geld. Zumindest hat er sich nie darum geschert, dass ich einer von ganz unten bin.

Unsere zwei gemeinsamen Jahre in der Formel 3000 mit vier Siegen, zehn Pole Positions und einem Meistertitel, der uns erst ein halbes Jahr später zuerkannt wurde, bleiben für mich unvergessen. Er hat seitdem vieles unternommen, um uns Kontakte zu ein paar wichtigen Leuten zu vermitteln, aber einen in der Königklasse, der wie er denkt, haben wir bis heute leider nicht gefunden.

Zurück nach Porto: Nachdem uns also Renato um diesen Einsatz gebeten hatte, war es eigentlich mehr oder weniger klar, dass ich ihn hier nicht im Stich lassen durfte. Als wir dann am Donnerstagabend in Porto zum ersten Mal um die Strecke gefahren sind, ist mir noch einmal bewusst geworden, wie viel für uns hier auf dem Spiel steht. Und wir wussten beide, wie viele Augen an diesem Rennwochenende auf uns gerichtet sein würden.

Von der ersten Runde an hat alles gepasst

Norbert Siedler

Vom ersten Freien Training lief es gut, nur im Qualifying hatte ich großes Pech Zoom

Schon nach den ersten Runden im ersten Freien Training war für mich aber klar: Es ist wieder alles wieder wie damals, wir können voll angreifen und unter normalen Umständen mindestens um Podestplätze mitkämpfen.

Mein Sieg auf diesem schwierigen Stadtkurs war für Renato ein Befreiungsschlag und auch für mich extrem wichtig. Ich habe den Formelsport noch immer in meinem Hinterkopf, und wer mich kennt, weiß, dass ich meine Ziele nicht so schnell aufgebe.

In den verschiedenen Rennserien knüpft man ständig neue Kontakte, und wer weiß, vielleicht haben ja am Wochenende endlich einmal die richtigen Leute zugesehen...

Euer Norbert