Nachtank-Drama! Wie der Winward-Abflug den Rowe-BMW rettete

Rowe Racings Weg zum Sieg bei den 24 Stunden von Spa 2023 wäre fast schon früh zu Ende gewesen - Nur der Abflug von Indy Dontje verhinderte Rundenrückstand

(Motorsport-Total.com) - Glück im Unglück für den Gesamtsieger der 24 Stunden von Spa 2023: Der Rowe-BMW von Nick Yelloly, Marco Wittmann und Philipp Eng bekam den Sieg nicht geschenkt. Denn schon in der Anfangsphase hatten sie kurzzeitig eine Runde Rückstand. Und ein Nachtank-Drama hätte in der dritten Stunde fast alles zerstört.

Titel-Bild zur News: Rowe Racing wäre der Sieg fast durch ein Problem beim Nachtanken entglitten

Rowe Racing wäre der Sieg fast durch ein Problem beim Nachtanken entglitten Zoom

Die #98 fiel beim ersten Boxenstopp kurzzeitig aus der Führungsrunde, da sich schon hier ein Problem beim Nachtanken abzeichnete. Durch die Boxenstopps der anderen Fahrzeuge war die Führungsrunde aber schnell wieder erreicht.

Doch beim zweiten Stopp, den Rowe Racing kurz vor der ersten großen Gelbphase einlegte, ging alles schief. Der Tank wurde nur zu 30 Prozent gefüllt. Deshalb musste der BMW M4 GT3 noch einmal an die Box, um den Tank voll zu machen.

Riesiges Glück für Rowe war, dass zu diesem Zeitpunkt bereits die erste große Gelbphase des Rennens ausgelöst worden war. Denn ein Stopp unter Grün hätte den sofortigen Verlust der Führungsrunde bedeutet. Da sich aber Indy Dontje im Winward-Mercedes #57 (Ward/Dontje/Ellis) gerade in Pouhon gedreht hatte, wurde FCY/SC geschaltet.

Dadurch fiel der BMW M4 GT3 #98 beim Extrastopp zwar auf Platz 33 zurück, hielt sich aber in der Führungsrunde. Ein Verlust der Führungsrunde hätte mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit das Ende aller Sieghoffnungen bedeutet.


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Da einer SC-Phase eine FCY vorausgeht, unter der die Boxenstopps absolviert werden, kann eine verlorene Runde nur durch den Kampf gegen den Führenden auf der Strecke zurückgewonnen werden, nicht über die Strategie.

Das in diesem Jahr eingeführte Wave-by hätte das Problem nicht gelöst, da es nur für Fahrzeuge aus Klassen gilt, die nicht den Gesamtführenden stellen - und auch dort nur für Fahrzeuge, die zwischen Safety-Car und Klassenführendem liegen. Und da der Gesamtführende in der Regel aus der Pro-Kategorie kommt, können Pro-Fahrzeuge sich nicht zurückrunden.

Aufholjagd über viele Stunden

Grund für den Rückstand war ein Problem beim Nachtanken. Teamchef Hans-Peter "HP" Naundorf erklärt gegenüber 'Sportscar365': "Einer unserer Tankwarte hatte ein Problem. Er konnte [den Schlauch] nicht so anschließen, dass der Durchfluss optimal war. Wir bekamen nur etwa 30 Prozent des Kraftstoffs rein. Wir mussten den Stint verkürzen und verloren eine Runde."

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Auch Philipp Eng, der den Klassiker zum dritten Mal gewann, hatte das Rennen nach dem verpatzten zweiten Stopp innerlich schon abgeschrieben: "Da wollte ich mein Handy fast in die Ecke werfen. Wenn man hier eine Runde zurückliegt, ist es sehr schwer, das wieder aufzuholen." Das war vor Ausrufen der FCY.

Von außerhalb der Top 30 startete der Rowe-BMW seine Aufholjagd und zeigte schon hier seinen Speed. Bereits in der vierten Stunde lag der BMW wieder an der Spitze - allerdings strategisch verzerrt, da man durch den erneuten Tankstopp am Ende der SC-Phase etwas länger fahren konnte.

Doch Rowe Racing nutzte die freie Fahrt in den jeweiligen Führungsrunden konsequent, um sich auch boxenstoppbereinigt langsam im Feld nach vorne zu arbeiten. "Gegen zehn Uhr [vormittags] habe ich angefangen, an ein positives Ergebnis zu denken", so Yelloly.

Erster 24h-Sieg für Wittmann, 25. Spa-Sieg für BMW

Für den Briten ist es nach dem Sieg beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring 2020 - damals ebenfalls mit Rowe Racing auf einem BMW M6 GT3 - der zweite große Erfolg. Nur eine Woche zuvor hatte er zusammen mit Connor de Phillippi bei den 6 Stunden von Watkins Glen für den ersten Sieg des BMW M Hybrid V8 gesorgt.


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Kaum zu glauben: Für Marco Wittmann war es der erste Sieg bei einem 24-Stunden-Rennen. Der zweimalige DTM-Champion kann es kaum fassen: "Ich versuche das jetzt schon seit zehn Jahren! Aber bis auf ein paar Mal Platz zwei hat es nie geklappt. Jetzt fühlt es sich unglaublich an. Wir hatten ein starkes Paket, eine gute Pace und ein tolles Auto."

Naundorf gesteht: "Ich kann mich an kein intensiveres GT-Rennen erinnern." Er verweist auf die unglaubliche Konstanz des Teams in dieser Saison und beim Ardennen-Klassiker: "Wir waren in diesem Jahr bei fast jedem Rennen, bei dem wir gestartet sind, auf dem Podium. Hier in Spa haben wir seit 2016 drei Siege und zwei zweite Plätze geholt."

Je nachdem, ob man die 24 Stunden von Dubai als Highlight-Rennen betrachtet oder nicht, hat der BMW M4 GT3 seinen zweiten oder ersten großen Sieg bei einem großen 24-Stunden-Rennen eingefahren.

Spa bleibt für BMW ein erfolgreiches Pflaster: Mit dem 25. Gesamtsieg (dem vierten in der GT-Ära nach 2015, 2016 und 2018) bleibt BMW der mit Abstand erfolgreichste Hersteller bei den 24 Stunden von Spa, gefolgt von Porsche mit acht Erfolgen.

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