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Rowe-Drama mit Happy End: "Als würden kleine Bomben explodieren"

Ein Sieg der am seidenen Faden hing und große Emotionen beim Lokalmatadoren: Der Rowe-Triumph bei den 24 Stunden vor Spa war am Ende ein großes Drama

(Motorsport-Total.com) - Als Nick Tandy den Rowe-Porsche mit der Startnummer 98 am Sonntag nach der Auslaufrunde in der Boxengasse vor dem Schild mit der Nummer 1 abgestellt hatte, merkte man dem Briten im ersten Moment kaum an, dass er gerade zusammen mit Earl Bamber und Laurens Vanthoor das 24-Stunden-Rennen von Spa-Francorchamps gewonnen hatte.

Titel-Bild zur News: Laurens Vanthoor, Nick Tandy

Nick Tandy schleppte den angeschlagenen Porsche so gerade noch ins Ziel Zoom

Anstelle von ausgelassenem Jubel sah man wie Tandy nach dem Aussteigen erst einmal geradezu in sich zusammen sackte. Das war allerdings weniger der körperlichen Erschöpfung geschuldet, sondern vielmehr dem seelischen Stress, dem er am Rennende ausgesetzt war. Denn um ein Haar wäre der Traum vom Sieg in der letzten Rennrunde noch geplatzt.

"Dieses Finale werde ich niemals vergessen", sagt Tandy. "Unser Sieg hing am seidenen Faden, als in der vorletzten Runde plötzlich extreme Geräusche im Heck unseres Autos auftraten. Es hörte sich fast an als würden kleine Bomben explodieren."

Auslaufendes Öl bremst die Verfolger ein

"Ich habe mich erschrocken und im selben Moment gemerkt, dass die Hinterachse auf einer Ölspur herumrutscht", so Tandy weiter. "Was ich nicht wusste: Das Öl kam aus unserem Auto." Das stellte der Brite erst nach einer Inspektion des Fahrzeughecks im Parc Ferme fest.

Begonnen hatte das Drama in der vorletzten Rennrunde nach einem Verbremser in Kurve 8. "Dabei kam ich ins ABS. Am Ausgang [der Kurve] trat dann sofort dieses laute, klopfende Geräusch auf." Ursache für das Geräusch war ein Getriebeschaden, der sogar das Gehäuse in Mitleidenschaft gezogen hatte.


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Und so mussten Tandy und die ganze Rowe-Mannschaft buchstäblich in Sichtweite der Zielflagge um den Sieg bangen, den der Brite maßgeblich selbst mit einer herausragenden Fahrt in der verregneten Schlussphase herausgeholt hatte. Doch glücklicherweise war der Vortrieb noch vorhanden.

Emotionale Achterbahnfahrt für Vanthoor

"Ich musste die letzten anderthalb Runden fast ohne Vollgas fahren und habe das Auto in den Kurven rollen lassen", sagt Tandy. Da er aufgrund des Defekts aber eine Ölspur hinter sich herzog, gelang des zweitplatzierten Audi nicht mehr, den Porsche einzuholen.

"Das hat uns gerettet. Aber eigentlich müssen wir uns bei unseren Gegnern entschuldigen", meint Tandy. "Ich kann es immer noch nicht glauben, dass uns der Porsche trotzdem noch bis ins Ziel gebracht hat." Das gelang so gerade. Wie erste Untersuchungen von Porsche ergaben, hätte das Auto aufgrund des auslaufenden Getriebeöls keine weitere Runde geschafft.


Fotos: 24 Stunden von Spa 2020


"Das war der emotionalste Stint, den ich je gefahren bin", sagt Tandy. Doch nicht nur dem Briten, sondern auch seinen Teamkollegen rutschte angesichts des Defekts in der Schlussphase das Herz in die Hose. "Eine Runde vor dem Ende, als Nick sich am Funk gemeldet hat, wollte ich schon eine Brücke suchen, von der ich springen kann", sagt Vanthoor. "Als er dann über die Ziellinie fuhr, bin ich in Tränen ausgebrochen."

Glücklicher Abschluss einer schwierigen Saison

Für den Belgier ging mit dem Sieg bei seinem Heimrennen in Spa ein großer Traum in Erfüllung. Und dass nach einer Saison, die sportlich voller Rückschläge war. "Für uns drei war es ein hartes Jahr."

"Das war es zwar für die ganze Welt, aber unser Programm in Amerika wird eingestellt und wir hatten in den Rennen eine Menge Pech", so Vanthoor mit Blick auf das nach der Saison endende Engagement von Porsche in der IMSA-Serie.

"Earl und ich hatten bisher noch gar nichts gewonnen. An irgendeinem Punkt habe ich im Kopf fast schon einen Schlussstrich unter diese Saison gezogen. Und dann gewinnen wir ausgerechnet mein Heimrennen in Spa", sagt Vanthoor. "Die Emotionen sind unbeschreiblich.

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