• 26.07.2010 03:32

  • von Pete Fink

Seltsames Edmonton: Castroneves Erster - Dixon gewinnt

Eine äußerst kontroverse Entscheidung der Rennleitung stahl Helio Castroneves den Edmonton-Sieg: Scott Dixon gewinnt vor Will Power

(Motorsport-Total.com) - Das Hondy Indy Edmonton nahm ein unrühmliches Ende: Helio Castroneves sah die Zielflagge als Erster, doch der Sieg ging an Scott Dixon. In einem äußerst kontroversen Finish wurde der Penske-Pilot von der Rennleitung mit einer Durchfahrtsstrafe bedacht, weil er beim letzten Restart seinen Teamkollegen Will Power geblockt haben soll.

Titel-Bild zur News: Edmonton Podium

Das Edmonton-Podium ohne den Fahrer, der die Ziellinie als Erster überquerte

Dixon schlüpfte bei diesem Manöver innen durch und übernahm Platz zwei. Am grünen Tisch bekam der Ganassi-Pilot dann den Sieg geschenkt. Eine sehr fragwürdige Entscheidung, die Team Penske letztendlich den Sieg kostete. Zudem handelte es sich um ein Manöver zwischen zwei Teamkollegen und ohne jeden Kontakt - Dixon entpuppte sich als der lachende Dritte.#w1#


Fotos: IndyCars in Edmonton


Was war passiert? Eigentlich war das Edmonton-Rennen keineswegs ein Aufreger, zu klar hatte Polesitter Will Power das Geschehen im Griff. Der Tabellenführer steuerte einem sicheren Start-/Zielsieg entgegen, hinter ihm hatte sich Castroneves fest eingenistet. Lediglich Platz drei war immer wieder hart umkämpft, weil sich Ryan Briscoe im dritten Penske den Attacken des Ganassi-Duos Dixon und Dario Franchitti erwehren musste.

Es war eine ganz deutliche Zweiklassengesellschaft, denn dieses Quintett hatte die Sache 76 lange Runden fest im Griff. Erst nach den zweiten und letzten Tankstopps kam Bewegung in die Spitze, als Power auf der härteren Reifenmischung fuhr, während dahinter Castroneves und Dixon die weicheren Reds aufgeschnallt bekamen.

Zweifelhafte Strafe

Will Power

76 Runden lang hatte Will Power in Edmonton alles im Griff Zoom

Plötzlich konnte der Brasilianer echten Druck ausüben, was in Runde 77 tatsächlich zu einem Führungswechsel führte. Dixon befand sich direkt dahinter in Schlagdistanz. Die vierte und letzte Gelbphase führte das Feld zu dem ominösen Restart in Runde 92 wieder zusammen.

Power setzte auf dem weiträumigen Flugplatzkurs eine Attacke, während Castroneves ganz nach rechts zog. Seite an Seite fuhr das Penske-Duo durch Turn 1, doch weil Castroneves die Innenbahn hatte, verteidigte er seine Führung. Fakt ist: Der Brasilianer wechselte nie die Spur, es kam zu keinem Kontakt und Castroneves ließ Power auch genügend Raum.

Doch die Rennleitung um Brian Barnhart reagierte zur Überraschung aller Beobachter prompt und verhängte gegen Castroneves eine Durchfahrtsstrafe. Weil der Penske-Pilot diese in den verbleibenden zwei Runden nicht absaß, wurde er direkt nach dem Überqueren der Ziellinie ans Ende der Führungsrunde gesetzt. Das bedeutete Platz zehn.

Castroneves außer sich

Helio Castroneves

Helio Castroneves schlug in Runde 77 vergeblich zu Zoom

Natürlich war die Aufregung groß. Castroneves war außer sich und stand sogar kurz vor Handgreiflichkeiten gegenüber einigen IndyCar-Offiziellen: "Ich habe nichts zu sagen, das ist doch alles lächerlich", erklärte er, nachdem er sich einigermaßen beruhigt hatte. "Ich habe ihm Platz gelassen, ich habe meine Linie nie geändert und sie nehmen mir den Sieg weg."

Schon in Detroit 2008 erlebte er eine ganz ähnliche Situation, damals gegen Justin Wilson. Auch Will Power zeigte Verständnis: "Ich kann Helios Position schon verstehen. Freilich hat er geblockt, aber diese Strafe ist übertrieben." Fakt ist auch: Wenn Detroit als Maßstab dient, dann müsste - wie es damals der Fall war - Castroneves hinter einen Edmonton-Sieger Power gesetzt werden. Dixon wäre in diesem Fall Dritter.

Was dem Neuseeländer natürlich herzlich egal sein konnte: "Fantastisch, ich kann das gar nicht glauben", jubelte Dixon, der dem Penske-Duo eine Mitschuld gab: "Ich dachte nicht, dass sie sich in dieser Art und Weise bekämpfen. Brian sagt, dass du eine Strafe kassierst, wenn du am Kurveneingang rechts blockierst. Speziell in Turn 1. Will hatte viel Schwung und die einzige Methode, dies zu verteidigen, ist das Blockieren. Und wenn du das so siehst, dann ist es halt so."

Tracy und Sato in den Top 10, de Silvestro im Pech

Paul Tracy

Ein kämpferischer Paul Tracy holte sich einen sechsten Platz Zoom

"Aber ich habe das nicht erwartet. Ich bin einfach auf der regulären Linie geblieben und habe gehofft, dass sich die beiden eine Menge Dreck einfangen, was ihnen in Turn 1 und 2 das Leben schwer macht. Das ist in etwa auch so passiert. Doch es ist schon komisch: Ich habe keine einzige Runde geführt und gewinne das Rennen."

So kletterte Dario Franchitti hinter Sieger Dixon und dem zweitplatzierten Power auf das Podium. Ryan Briscoe wurde Vierter vor Ryan Hunter-Reay im einzigen konkurrenzfähigen Andretti-Dallara. Paul Tracy erkämpfte sich einen starken sechsten Platz und führte damit ein KV-Quartett bestehend aus Mario Moraes (7.), Ernesto Viso (8.) und Takuma Sato (9.) an.

Pech hatte hingegen Simona de Silvestro: Nach einem guten Start fuhr die 21-jährige Schweizerin hinter dem Penske- und Ganassi-Quintett als "best of the rest" lange Zeit auf Rang sechs. Dann wurde sie von Viso in einen Reifenstapel geschoben, wobei sie den Motor abwürgte und aus der Führungsrunde flog. Von Platz 20 aus kämpfte sie sich zurück auf Rang elf, bevor sie ohne Sprit ausrollte.