• 21.03.2014 08:32

  • von Pete Fink

Rookie Montoya: "Keine Zeit zu verschwenden"

Für Juan Pablo Montoya steht im Herbst der Karriere noch einmal eine neue Herausforderung an: Nach sieben Jahren NASCAR wieder im Formelauto

(Motorsport-Total.com) - Gäbe es im Motorsport einen Vielseitigkeitspreis, Juan Pablo Montoya wäre sicherlich einer der Top-Kandidaten. IndyCars, die Formel 1, NASCAR, immer wieder Einsätze bei den Sportwagen und nun erneut die IndyCars. Der mittlerweile 38-jährige Kolumbianer stellt sich 2014 noch einmal einer großen Herausforderung und geht zurück zu seinen Wurzeln. Dorthin, wo im Jahr 1999 mit dem Gewinn des CART-Titels alles begonnen hatte. Wo er in der Saison 2000 als Rookie das Indy 500 gewann, was zuletzt Graham Hill 1966 geglückt war.

Titel-Bild zur News: Juan Pablo Montoya

Juan Pablo Montoya in seinem rot-weißen Penske-Chevy mit der 2 Zoom

Es ist eine lange Karriere. Zwei Jahre IndyCars, fast sechs Jahre Formel 1 und anschließend sieben Jahre NASCAR. "Ich kann mich glücklich schätzen, dass ich überall, wo ich gefahren bin, auch gewonnen habe", sagt Montoya. "Der Wille zum Sieg treibt mich an und wenn du dabei nicht in einem Siegerauto sitzen kannst, dann macht das alles keinen Sinn. Und zu diesem Zeitpunkt in meiner Karriere kann ich auch keine Zeit mehr verschwenden."

Daher fiel es ihm auch nicht schwer, zurück zu den IndyCars zu wechseln. In der NASCAR gab es nach dem Ganassi-Aus kein vernünftiges Cockpit mehr. Sehr wohl aber im IndyCar-Team von Roger Penske, der nach dem Bekanntwerden der NASCAR-Neuigkeiten um Montoya keine Sekunde mit der Kontaktaufnahme zögerte. "Das ist für mich eine großartige Chance", sagt der Kolumbianer, der über den Winter stramme 25 NASCAR-Pfunde abtrainierte.

"Ich habe immer gesagt, dass ich in einem Siegerauto sitzen möchte und das ist bei Team Penske der Fall. Es waren einfache Gespräche, denn alle Parteien wollen dasselbe." Was nur ein Problem hat: Montoya saß im Sommer 2006 zuletzt in einem Formelauto, im Winter erstellte Team Penske daher ein umfangreiches Test-Programm. Das Motto lautete: Eine möglichst schnelle Wiedereingewöhnung nach sieben Jahren in den schweren und völlig anders ausgelegten StockCars. Für Montoya nichts Neues.

Wieder ein Rookie sein

Juan Pablo Montoya

Juan Pablo Montoya: Mit 38 Lenzen noch einma ein IndyCar-Rookie Zoom

"Als ich die USA verlies und in die Formel 1 wechselte, musste ich einen Zahn zulegen. Ich habe mich bei den IndyCars wohlgefühlt und dominierte, aber in der Formel 1 war alles eine Stufe höher angesiedelt", erinnert er sich. "Daran musste ich mich ein paar Monate lang gewöhnen, doch nachdem das geschehen war, habe ich auch dort gewinnen können und um den Titel mitgekämpft. In der NASCAR musste ich dann alles in Frage stellen. Wo zur Hölle war ich denn hier gelandet? Alles war dermaßen unterschiedlich mit jeder Menge Bewegung in den Autos."

Insgesamt sieben NASCAR-Jahre lang bewegte er also Rennwagen, "die sich nicht gut fahren lassen und deren Setup du niemals richtig hinbekommst. Wenn du vor diesem Problem stehst, dann bekommst du eine ganz andere Perspektive wie du die Kurven angehen musst und wie du mit deinen Reifen umgehen solltest." Nun also die Rolle rückwärts: Ein vermeintlicher NASCAR-Veteran wechselt wieder in die Materie, die er quasi mit der Muttermilch aufgesogen hat - den Formelsport.


Fotostrecke: Die IndyCar-Lackierungen 2014

"In vielerlei Hinsicht fühle ich mich wieder wie ein Rookie, auch wenn die Leute das vielleicht nicht nachvollziehen können. Ich weiß, wie gut diese Autos sind und wieviel Power sie haben, wie aufregend Bremsen und Handling sind. Wenn du in einem StockCar vom Gas gehst, dann ändert sich nicht viel. Wenn du hier mit Halbgas arbeitest, dann ist das Fahrzeug alleine dadurch eine ganze Ecke langsamer. Hier passiert alles noch richtig schnell und daran muss ich mich erst wieder gewöhnen."

Und wie gewünscht, kommt Montoya in ein echtes Top-Team, das extrem erfolgshungrig ist. Nach wie vor ist es Sam Hornish Jr., der 2006 den letzten IndyCar-Titel für Roger Penske holte. Helio Castroneves und Will Power standen mehrmals dicht davor, scheiterten aber immer wieder. Nun soll Montoya als Dritter im Bunde beim großen Ziel mithelfen. Nichts anderes hat der Kolumbianer vor.

Auf neue Level pushen

"Helio hat vergangenes Jahr um ein Haar den Titel gewonnen", beschreibt Montoya die Ausgangssituation. "Will hat eine Menge natürlichen Speed. Ich denke, dass ich in dieser Mannschaft ein guter Bestandteil sein kann und wenn wir alle gut zusammen arbeiten, dann werden wir oft in der Victory Lane stehen. Helio ist auf den Ovalen bärenstark, Will auf den Straßenkursen und Rundstrecken. Roger hat den Titel verdient und ich denke, dass wir uns gegenseitig auf ein ganz neues Level pushen können."

Juan Pablo Montoya

Barber-Tests: Juan Pablo Montoya fährt auf die Plätze zwei und neun Zoom

An dessen Ende die Meisterschaft stehen sollte. "Wenn unser größtes Problem darin besteht, uns am Saisonende die Frage stellen zu müssen, wer den Titel holt, dann ist das ein Problem, das ich gerne haben würde", grinst Montoya, der sich selbst eine Eingewöhnungszeit bis zum Indy 500 im Mai 2014 gibt. Den Schritt zurück zu seinen Wurzeln hat er nicht bereut und vermutet ein gleichlautendes Gedankengut auch nicht.

"Ich habe mich bei jeder meiner Entscheidungen wohl gefühlt", unterstreicht er. "Aber rückblickend kann ich sagen, dass ich bei den IndyCars den meisten Spaß hatte und das beste Racing erlebt habe. Der Wechsel jetzt hatte ein perfektes Timing, denn ich weiß nicht, ob ich in zwei Jahren dazu in der Lage gewesen wäre. Das ist für mich und für die Serie großartig. Die Konkurrenz ist stark und ich erwarte spannende Rennen. Es ist viel Arbeit, aber ich weiß, dass ich diesen Job erledigen kann."