• 16.04.2012 00:21

  • von Pete Fink

Benzinkrimi: Power schlägt Pagenaud und Honda

Von 12 auf 1: Will Power gewann ein turbulentes Long-Beach-Rennen vor Simon Pagenaud - schwere Schlappe für Honda, Sato im Pech, Barrichello solide

(Motorsport-Total.com) - Was würde wohl passieren, wenn Will Power einmal von ganz vorne losfahren würde? Vor zwei Wochen startete der Penske-Pilot im Barber Motorsports Park nach Pech in der Qualifikation nur von Position neun und gewann. In Long Beach musste der schnelle Australier nach der Kollektivstrafe gegen alle Chevrolet-Teams von Platz zwölf ins Rennen gehen. 85 Runden später stand Power erneut auf dem Podium ganz oben und gewann sein IndyCar-Rennen Nummer 17.

Titel-Bild zur News: Will Power, Simon Pagenaud

Will Power hielt Simon Pagenaud im Long-Beach-Finale auf Distanz

Am Ende lief es auf einen spannenden Zweikampf mit seinem alten ChampCar-Teamkollegen Simon Pagenaud (2.) hinaus. Power war auf einer Zweistopp-Strategie unterwegs und musste Sprit sparen. Der Franzose in Diensten von Sam Schmidt und Davey Hamliton gönnte sich hingegen einen dritten Splash-and-Dash-Stopp und holte mit Siebenmeilenstiefeln auf.

Eingangs der letzten Runde hatte Power noch ein Polster von 1,08 Sekunden auf Pagenaud und das reichte. Auf dem Weg in Turn 1 schnupfte der Australier den zur Überrundung anstehenden KV-Piloten Ernesto Viso (12.), der sich kurz vor Pagenaud setzte. Damit war die Entscheidung gefallen: Elf Kurven später brachte der Penske-Pilot einen Vorsprung von 0,868 Sekunden über die Ziellinie.


Fotos: IndyCars in Long Beach


"Eine Runde mehr und ich hätte ihm wirklich eine harte Zeit gegeben", lächelte Pagenaud, der damit sein bislang bestes IndyCar-Resultat holte. Der 27-Jährige ordnete diesen großen Erfolg ein: "Wir sind ein kleines Einwagenteam und kämpfen gegen Schwergewichte wie Penske oder Ganassi." In der Gesamtwertung ist er nun ausgezeichneter Dritter.

Sato unsanft umgedreht

Dort hat mit seinem zweiten Saisonsieg Will Power die Führung übernommen und freute sich im Ziel ausgiebig: "Seit vier Jahren versuche ich dieses Rennen zu gewinnen und endlich hat es geklappt. Wir hatten eine Superstrategie und am Ende habe ich einfach nur versucht, soviel Sprit wie möglich zu sparen und trotzdem schnell unterwegs zu sein."

Takuma Sato

Takuma Sato beharkte sich zum Schluss mit Ryan Hunter-Reay Zoom

Der große Pechvogel von Long Beach hieß einmal mehr Takuma Sato. Auch Sato versuchte sich in seinem Rahal-Honda an einer Zweistopp-Strategie und lag damit auf Kurs zu Platz drei. Von hinten drückte das Andretti-Duo Ryan Hunter-Reay und James Hinchcliffe. In der letzten Runde kam, was kommen musste: Hunter-Reay griff an, Sato machte die Türe zu und fand sich plötzlich um 180 Grad umgedreht auf der Strecke wieder.

Der Japaner wurde als Achter gewertet, doch auch Hunter-Reay konnte sich nicht lange freuen: Die Rennleitung bestrafte seine Aktion mit 30 Extrasekunden, die ihn auf Rang sechs zurückwarfen. Lachender Dritter war der Kanadier Hinchcliffe, der damit zum ersten Mal in seiner noch jungen IndyCar-Karriere auf das Podium steigen durfte.

"Er bremste einfach extrem früh", argumentierte Hunter-Reay den völlig unnötigen Unfall, während Sato stinksauer war: "Ich kann es nicht glauben, dass er es an dieser Stelle versucht hat. Er hatte doch noch eine halbe Runde Zeit." Hinchcliffe wiederum war dieser Zwist egal: "Ich muss mich bei Ryan bedanken. Ich bin die ganze Zeit hinter ihm hergefahren und er hat mir im Prinzip den Weg freigemacht."

Acht Chevys in den Top 10

Pagenaud und Sato waren die einzigen beiden Honda-Piloten, die in Long Beach unter die Top 10 fuhren. Der Rest bestand aus acht Chevys. Angesichts der kollektiven Strafe vor dem Rennen ist dies eine gewaltige Ohrfeige für Honda. Chevrolet hatte bei den Sonoma-Tests am Ostermontag einen Defekt am Hinchcliffe-Motor entdeckt und daher alle elf Chevy-Motoren wechseln lassen. Das bedeutete für alle Chevy-Piloten eine Rückversetzung um zehn Startplätze.

Das größte Debakel erlebte dabei Chip Ganassi. Scott Dixon kam nur 27 Runden weit, bevor er seinen Honda ohne Vortrieb abstellte. Dario Franchitti startete aufgrund der Chevy-Strafen zwar von Platz eins, spielte im Rennen aber nie eine Rolle. Der Schotte fuhr teilweise so langsame Rundenzeiten, dass der Verdacht auf Motorenprobleme nicht von der Hand zu weisen ist.


Die Höhepunkte von Long Beach

Eine kleine Rempelei mit Ryan Briscoe (Penske-Chevrolet; 7.) kostete einen Frontflügel, am Ende wurde Franchitti chancenloser 15. Auch das Ganassi-Farmteam verlor in einem spektakulären Unfall ein Auto: Graham Rahal (24.) kollidierte in Runde 22 mit Marco Andretti (Andretti-Chevrolet; 25.), was Gelbphase Nummer zwei auslöste. Andretti hatte dabei Riesenglück, dass er sich nicht überschlug.

Barrichello in den Top 10

Rang vier ging an Tony Kanaan, der von Beginn an auf eine Dreistopp-Strategie setzte. Der KV-Routinier ging bereits in Runde 12 zum Tanken. "Ich wollte so schnell wie möglich die härteren Blacks loswerden", erklärte Kanaan. "Danach hat das Rennen richtig Spaß gemacht." Kein Wunder, denn er fuhr von Startplatz 19 auf 4 nach vorne.

Josef Newgarden, Dario Franchitti

Gleich kracht's: Josef Newgarden greift Dario Franchitti an Zoom

Ebenfalls gut in Szene setzen konnte sich sein Teamkollege Rubens Barrichello. Der Kanaan-Kumpel startete gar von Platz 21, arbeitete sich jedoch mit einer blitzsauberen Fahrt und guter Strategie bis auf Rang drei nach vorne. Allerdings muss sich Barrichello noch die Spritspar-Techniken der IndyCar-Kollegen aneignen: Er musste im Finale zu einem kurzen Tankstopp an die Box.

Das warf ihn bis auf Platz zehn zurück. In der letzten Haarnadelkurve der letzten Runde kam es dann zu einem Angriff seines Landsmannes Helio Castroneves (13.): Der Penske-Pilot drehte Barrichello um, außen war noch James Jakes (Coyne-Honda; 12.) im Weg und prompt kam es zu einer kleinen Blockade. Barrichello wurde schließlich als Neunter gewertet.

Ein sehr gutes Rennen lieferte auch J.R. Hildebrand: Der Panther-Youngster hielt sich aus allen Scharmützeln heraus und landete am Ende auf Rang fünf. Ganz im Gegensatz zu einem weiteren US-Nachwuchspiloten: Josef Newgarden (Fisher-Honda; 26.) startete nach einer überzeugenden Vorstellung in der Qualifikation neben Franchitti aus Reihe eins. Im Anflug auf Kurve eins wollte er außen am Schotten vorbeigehen, was in den Reifenstapeln endete.