• 28.09.2008 13:11

  • von Pete Fink

Paul Newman: "Rennsport aus Leidenschaft"

Am Freitag verstarb Paul Newman im Alter von 83 Jahren - wie kam es dazu, dass eine Schauspiellegende solch eine Begeisterung für den Rennsport entwickelte?

(Motorsport-Total.com) - Frank Capua war ein mittelmäßiger Rennfahrer, der seine Karriere dadurch rettete, dass er plötzlich das legendäre Indy 500 gewann. Natürlich gab es den Rennfahrer Capua niemals, aber dies war der Film-Charakter, der das Leben von Paul Newman gründlich verändern sollte.

Titel-Bild zur News: Paul Newman

Paul Newman arbeitete als Schauspieler, sein Herz hing aber am Rennsport

Denn als der am Freitag in Westport, Connecticut verstorbene US-Schauspieler 1969 mit den Dreharbeiten zu "Indianapolis - Wagnis auf Leben und Tod" begann, wollte er so viele Stunts wie möglich selbst fahren. Dazu besuchte er die Bob Bondurant Racing School - und der damals bereits 44-jährige Newman fing Feuer.#w1#

"Ich brauchte etwa drei Jahre, um meine Drehpläne so umzubauen, dass ich die Zeit dafür fand, meine Rennlizenzen zu machen", beschrieb Newman die Auswirkungen der Dreharbeiten, an denen auch Mario Andretti, Bobby Unser und A.J. Foyt teilnahmen. "Aber danach habe ich niemals wieder einen Film zwischen April und September gedreht. Seither bin ich in dieser Zeit nur Rennen gefahren."

Zumeist ging Newman dabei mit dem Pseudonym P.L. Newman zu Werke, da vor allem in den unteren Rennklassen der Rummel um seine Person zu groß geworden wäre, schließlich war Newman zu dieser Zeit bereits einer der absoluten Superstars in Hollywood.

Le-Mans-Erfolg und danach auch Teambesitzer

Lanigan Haas Newman Bourdais Rahal

Paul Newman (mi.) im ChampCar-Jahr 2007 mit seinem Newman/Haas-Team Zoom

Sein erstes Rennen im Rahmen des Sports Car Club of America (SCCA) gewann er 1972 auf einem Lotus Elan. Schon 1977 trat er in der SCCA als Teambesitzer auf, damals mit Teilhaber Bill Freeman und unter der Bezeichnung Newman-Freeman Racing. Es war die zweite Ära der Can-Am-Sportwagen, später fuhr auch ein gewisser Keke Rosberg für das Newman-Freeman Team.

Sportlich gesehen war sein größter Rennerfolg Platz zwei bei den 24 Stunden von Le Mans im Jahr 1979, als er zusammen mit Rolf Stommelen und Dick Barbour einen Barbour Racing Porsche 935 auf Gesamtplatz zwei fuhr. Speziell bei den 24 Stunden von Daytona blieb Newman bis ins hohe Alter hinein aktiv. Zum letzten Mal trat er dort im Jahr 2006 an, damals als 81-Jähriger!

Seine Begründung lautete: "Ich habe einfach die Präzision genossen, wie man diese Autos kontrollieren kann." Und der Vergleich zu Hollywood fiel folgendermaßen aus: "Rennfahren macht mir einfach Spaß, und die meiste Zeit genieße ich die Leute im Rennsport mehr als die Menschen in Hollywood."

Carl Haas erst Konkurrent, dann Partner

Carl Haas

Carl Haas war viele Jahre lang der CART-Partner von Paul Newman Zoom

Die CanAm-Serie wurde damals weitgehend von Lola-Generalimporteur Carl Haas dominiert, dessen Team von Lola mit den neuesten Teilen versorgt wurde. Newman und Haas wurde nicht das beste Verhältnis nachgesagt. "Carl hat uns die Autos zur Verfügung gestellt", erzählte Newman einmal. "Wir hatten nicht gerade die beste Beziehung, und als ich in der Can-Am-Serie aufhören wollte, wollte ich den Rennsport überhaupt verlassen."

Doch es sollte anders kommen: "Carl fragte mich, was ich davon halten würde, zu den IndyCars zu wechseln. Da schoss Rauch aus meinen Ohren und ich fragte ihn, ob er verrückt sei. Dann fragte er mich, was denn wäre, wenn er Mario Andretti dazu bringen könnte, für uns zu fahren. Meine Antwort lautete: Wo treffen wir ihn?"

Der Rest ist Geschichte: Mario Andretti (1984), Michael Andretti (1991), Nigel Mansell (1993), Cristiano da Matta (2002) und viermal Sébastien Bourdais (2004-2007) holten acht CART-, beziehungsweise ChampCar-Titel für Newman/Haas-Racing, in 107 Rennen sahen seine Autos die Zielflagge als Erste. Doch eines gelang nie: Ein Sieg bei den 500 Meilen von Indianapolis.

Überhaupt war die Beziehung Newmans zu der Familie um Tony George in den unsäglichen Zeiten des Splits im US-Formelsport äußerst kühl. Newman war einer der deutlichsten Gegner von George, und blieb der ehemaligen ChampCar-Serie auch dann loyal verbunden, als Penske, Ganassi, ja sogar der Andretti-Clan um Michael Andretti mit fliegenden Fahnen zu George wechselte.

Mario Andretti mit Überzeugungskraft

Mario Andretti

Mario Andretti spielte für den Rennfahrer Paul Newman eine zentrale Rolle Zoom

Mario Andretti formulierte dieses einmal folgendermaßen: "Wenn Newman und Haas nicht geblieben wären, dann wäre die Serie schon lange kaputt." Andretti war bereits viele Jahre vor der Wiedervereinigung eine der treibenden Kräfte. "Ich hatte eine harte Zeit, Paul davon zu überzeugen, dass dies notwendig sei. Aber sobald wir ihn an Bord hatten, war er ein wertvolles Asset."

Sein Eindruck: "Viele Menschen glauben, dass er nur oberflächlich in diesen Sport involviert war, aber genau das Gegenteil war der Fall. Er stand mit beiden Beinen in der Realität und was er sagte, hatte eine Menge Gewicht." Vier Jahre später sollte der Merger dann umgesetzt werden können.

Am Pole-Day 2008 war Newman noch einmal in Indianapolis. "Für alle Beteiligten war die Fusion wichtig und notwendig", erklärte der bereits von seiner Krebs-Erkrankung Gezeichnete. "Es ist tragisch, dass dies nicht früher geschah, aber immerhin ist es nun umgesetzt worden."

13mal lag ein Newman-Haas-Pilot beim Indy 500 in Führung. 1987 befand sich Mario Andretti von der Pole Position aus auf dem Weg zu einem sicheren Sieg, denn der Formel-1-Weltmeister des Jahres 1978 führte 170 der ersten 177 Runden, bevor er mit einem Zündungsproblem ausschied. Sein Sohn Michael Andretti fiel 1989, 1992 und 1995 gleich dreimal aus, als er in Indianapolis die Führung innehatte.

Rennfahrer aus ganzem Herzen

Rick Mears A.J. Foyt Mario Andretti 1991

Indy 500 1991: Mario Andretti (o.) neben A.J. Foyt und Rick Mears Zoom

"Wir haben acht Titel geholt und kamen in Indianapolis zweimal auf Platz zwei, aber gewonnen haben wir hier niemals. Nun ist es einfach wunderbar, wieder gegen Roger Penske, Bobby Rahal und Michael Andretti und all die anderen Jungs anzutreten", so Newman im Mai 2008.

Doch es ist schon eine Ironie des Schicksals, dass ein Newman-Auto niemals an dem Ort gewinnen konnte, an dem die Verbindung des US-Schauspielers mit dem Rennsport begann. 1969 wurde Newman während der Dreharbeiten eine Fahrerlizenz ehrenhalber verliehen. Seine erste Reaktion auf der Bühne war: "Wo bekomme ich so ein Ding in echt her?"

Im Nachruf der Newmans Own Foundation steht geschrieben: "Paul Newmans Kunst war die Schauspielerei, der Rennsport war seine Leidenschaft." Newmans Formulierung in einem seiner raren Interviews mit der 'AP' lautete: "Ich mag über die Schauspielerei nicht reden, denn das ist Geschäft und manchmal ziemlich langweilig. Und die ganze Politik kann dich in Probleme bringen."

"Ich mag es, über das Rennfahren zu sprechen. Die Leute sind interessant, der Sport ist aufregender als alles andere, was ich tue. Und niemand kümmert sich darum, dass ich ein Schauspieler bin. Ich wünschte, ich könnte all meine Zeit an der Rennstrecke verbringen."

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