Kollisionsdrama in Detroit - Kanaan gewinnt

Tony Kanaan sicherte sich den Sieg im IndyCar-Rennen in Detroit - Kollision der Meisterschaftsrivalen Franchitti und Dixon in dramatischer Schlussphase

(Motorsport-Total.com) - Mehr Spannung kann man sich für das Finale der IndyCar-Saison 2007 wirklich nicht wünschen: In einem abwechslungsreichen und von vielen Zwischenfällen geprägten Straßenrennen auf Belle Island im Herzen der Millionenmetropole Detroit gab es mit Tony Kanaan (Andretti/Green) einen glücklichen Sieger - und eine Kollision zwischen den Titelrivalen Dario Franchitti (Andretti/Green) und Scott Dixon (Ganassi).

Titel-Bild zur News: Siegerehrung in Detroit 2007

Tony Kanaans Treibstoffpoker ging dank der Verkürzung des Rennens voll auf

Im vorletzten Umlauf des von 90 auf 89 Runden verkürzten Rennens krachte es im Dreikampf um Platz zwei zunächst zwischen Buddy Rice (Dreyer and Reinbold) und Dixon, während Franchitti versuchte, sich aus dem Gerangel herauszuhalten. Das wäre dem Indy-500-Sieger auch beinahe gelungen, doch Dixon ließ seinen Boliden - ein Schelm, wer Böses dabei denkt - nach hinten rollen und schnitt seinem Konkurrenten, der sonst möglicherweise voll gepunktet hätte, den Weg ab.#w1#

Dixon vs. Franchitti: War es Absicht?

Dario Franchitti, Tony Kanaan und Scott Dixon

Dario Franchitti nach dem ersten Stopp vor Tony Kanaan und Scott Dixon Zoom

Die Sache erinnerte ein bisschen an das legendäre Formel-1-WM-Foul von Michael Schumacher in Jerez 1997, als der Deutsche Jacques Villeneuve zu rammen versuchte und dafür später disqualifiziert wurde. Auch in Detroit könnte es ein Nachspiel am Grünen Tisch geben, denn Andretti/Green-Teamchef Michael Andretti kündigte sofort einen Protest an. Die Rennleitung wird sich also noch mit dem Zwischenfall befassen.

Doch der Reihe nach: Am Start verlief zunächst alles glatt, Polesetter Helio Castroneves (Penske) stach als Führender vor Franchitti, Kanaan und Dixon in die erste Kurve. Dahinter schnappte sich Marco Andretti (Andretti/Green) mit einem gewagten Manöver, bei dem er beinahe außen an der Mauer angeschlagen hätte, Ryan Hunter-Raey (Rahal/Letterman), dessen Feuerwerk der Trainingstage im Rennen relativ schnell verpufft war.

Die erste entscheidende Szene passierte in Runde acht, als Dan Wheldon (Ganassi), der von ganz hinten losgefahren war, an die Box kam, um strategisch aus der Sequenz des Feldes zu kommen und so ein bisschen zu pokern. Auch Rice spielte dieses Spielchen mit - und beide sollten dafür belohnt werden. In der 16. Runde wurden von Andretti, der später mit Defekt ausschied, die regulären Stopps eröffnet, in der 21. Runde kamen Franchitti, Kanaan und Dixon gleichzeitig rein.

Castroneves mit zu langem ersten Stint

Scott Dixon, Dario Franchitti und Tony Kanaan

Die Entscheidung im Kampf um den Sieg fiel diesmal auch bei den Boxenstopps Zoom

Das Trio blieb von den Positionen her unverändert, allerdings ging es beim Herausfahren aus der Boxengasse denkbar eng zu. Castroneves fuhr indes einen um fünf Runden längeren ersten Stint, verlor viel Zeit hinter dem zu überrundenden Wheldon, der keinen Platz machte, und fiel so effektiv auf den vierten Platz zurück, 15 Sekunden hinter Franchitti. Durch die erste von insgesamt sechs Gelbphasen wurden die Abstände aber wieder relativiert.

Weil Ed Carpenter (Vision) in der 28. Runde beinahe auf seinen Teamkollegen A.J. Foyt aufgelaufen wäre, kam es wenig später gleich zur nächsten Gelbphase - und beim Restart krachte es schon wieder: Sam Hornish Jr. (Penske) wurde von der überrundeten Sarah Fisher (Dreyer and Reinbold) abgeschossen; Vitor Meira (Panther) fuhr auf die beiden auf, während Danica Patrick (Andretti/Green) im daraus resultierenden Wirbel von Darren Manning (Foyt) angeschoben wurde.

Für Patrick sollte sich dieses Pech aber als großes Glück herausstellen, denn sie konnte weiterfahren, kam außerhalb der üblichen Sequenz an die Box und ging durch ein für sie günstiges Timing der weiteren Gelbphasen zwischenzeitlich sogar in Führung. Rice lag aus genau dem gleichen Grund teilweise sogar noch vor Patrick und war bis zur unglücklichen Kollision mit Dixon Zweiter hinter dem späteren Sieger Kanaan, der ihm keineswegs davonfahren konnte.

Probleme bei Kanaans Boxenstopp

Sam Hornish Jun.

Sam Hornish Jr. löste durch seine Kollision mit Sarah Fisher eine Karambolage aus Zoom

Wegen einer Kollision zwischen Patrick und Scott Sharp (Rahal/Letterman), bei der Patrick nichts an Boden einbüßte, kam es zur nächsten Gelbphase, die fast alle zum nächsten Boxenstopp nutzten. Dabei ging Kanaan an Franchitti vorbei, weil seine Crew nur elf Gallonen Ethanol nachtanken konnte. An der Spitze setzen sich zu jenem Zeitpunkt Rice und Patrick von den Verfolgern ab, die von Wheldon deutlich aufgehalten wurden.

Carpenter sorgte dann mit einem Dreher für eine weitere Gelbphase; die letzte folgte wegen einer Kollision zwischen Castroneves und Scheckter: Der Brasilianer krachte dem Sohn des ehemaligen Formel-1-Weltmeisters Jody Scheckter im Kampf um Platz fünf völlig unnötig in einer schnellen Rechtskurve ins Heck, was für beide das Ende bedeutete. Castroneves humpelte anschließend ins Fahrerlager, wo es noch zu einem heißen Wortgefecht kam.

Die vermeintliche Entscheidung fiel während der Gelbphase: Dixon stand kürzer an der Box als Franchitti und ging dadurch am Schotten vorbei, während er wie durch ein Wunder auch vor Patrick blieb, die wohl schon mit dem Sieg spekuliert hatte. Patrick lag zwischen den beiden Titelrivalen, ließ ihren Teamkollegen Franchitti aber gleich nach dem Restart durch, so dass es zu einem offenen Schlagabtausch kommen konnte.

Entscheidung der Rennleitung rettete Kanaan

Danica Patrick

Danica Patrick wäre durch ihr glückliches Timing beinahe zur Sensation geworden Zoom

In Führung cruisten zu jenem Zeitpunkt Kanaan und Rice, die mit minimalen Treibstoffreserven davon profitierten, dass das Rennen wegen der TV-Sendezeit verkürzt wurde; so zogen sie ihren Poker durch und verzichteten auf einen kurzen Splash-and-Dash-Stopp. Kanaan rettete seinen Sieg auch tatsächlich über die Linie, doch Rice wurde in die Kollision mit Dixon und Franchitti verwickelt, wodurch Patrick und Wheldon noch auf das Podium aufrückten.

Manning wurde als Vierter gewertet, gefolgt von Kosuke Matsuura (Panther), der sich aus allen Zwischenfällen heraushielt und stetig nach vorne rutschte. Der Computer führte Franchitti zunächst auf Platz sechs vor Rice und Dixon, Foyt und Carpenter rundeten die Top 10 ab. Sharp war als Elfter mit sieben Runden Rückstand der bestklassierte jener Fahrer, die nach ihrem eigentlichen K.O. noch mal auf die Strecke gingen, um Positionen und damit Punkte zu gewinnen.

Abzuwarten bleibt nun, wie die Rennleitung den Zwischenfall um Rice, Dixon und Franchitti sieht. Sollte es beim provisorischen Resultat bleiben, käme es in einer Woche in Chicago zu einem richtigen Showdown um den IndyCar-Titel, denn dann würde Franchitti mit drei Punkten Vorsprung auf Dixon ins Saisonfinale gehen - und sogar der Triumphator von heute, Kanaan, hätte mit 39 Zählern Rückstand noch theoretische Chancen auf den Gesamtsieg.

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