• 03.04.2008 13:21

  • von Pete Fink

IndyCar-Vorschau: Was machen die ChampCars?

Nach dem sehr schwierigen Ovalauftakt von Homestead begeben sich die ehemaligen ChampCar-Teams in St. Petersburg nun auf gewohntes Terrain

(Motorsport-Total.com) - Haben die ehemaligen ChampCar-Piloten in Homestead nun eine Abreibung bekommen, oder nicht? Die einen sind der Meinung, dass die Performance der Ex-ChampCar-Teams eine gute Abbildung der Stärke der Piloten war, die in einem Formelboliden das in Europa gerne unterschätze Ovalfahren wirklich beherrschen. Andere wiederum glauben, dass fünf oder sechs Runden Rückstand aufgrund der Kürze der Vorbereitungszeit völlig normal gewesen wäre.

Titel-Bild zur News: IndyCar Start in St. Petersburg

Der IRL-Start von St. Petersburg 2007 - Helio Castroneves führt die Meute an

Am kommenden Wochenende steht nun der Honda Grand Prix von St. Petersburg an - und dort gelten ganz andere Vorzeichen, denn dann befinden sich Will Power, Justin Wilson und Co. auf ihrem gewohnten Terrain. Knappe 2,9 Kilometer und 14 Kurven erwarten die 26 Piloten zwischen dem Yachthafen und dem Airport auf dem Straßenkurs von St.Petersburg.#w1#

Formelsport wird in der Tampa-Bay-Region am Golf von Mexiko seit dem Jahr 2003 ausgetragen. Das kanadische ChampCar-Urgestein Paul Tracy gewann damals auf einem Forsythe-Lola und nach einem Jahr Pause, sowie einem IRL-Wechsel sicherte sich das Andretti-Green-Team 2005 einen historischen Triumph.

Der spätere Titelgewinner Dan Wheldon siegte damals vor seinen drei Teamkollegen Tony Kanaan, Dario Franchitti und Bryan Herta - Teamchef Michael Andretti erklärt heute noch, dass der 3. April 2005 einer der bemerkenswertesten Tage seiner Mannschaft gewesen sei. Helio Castroneves (Penske) gewann die beiden letzten St-Petersburg-Ausgaben.

Wheldon fährt vor seiner Haustüre

Parade Lap in St. Petersburg

Die Tampa-Bay-Region freut sich auf denBesuch der 26 IndyCar-Piloten Zoom

"St. Pete", so der Spitzname, ist eine Strecke, die vor allem in Kurve eins gute Überholmöglichkeiten schafft. Als Start-/Zielgerade dient ein Runway des Albert Whitted Airport, bevor es rechts weg in das Straßengeschlängel bis hoch zum Pioneer Park geht. Am Yachthafen entlang führt der Kurs zurück zum Flughafen.

Natürlich sind die großen Favoriten die Gleichen, wie noch vor einer Woche in Homestead. Ganassi-Pilot Wheldon lebt in St. Petersburg und kennt das Erfolgsgeheimnis der insgesamt 100 Runden bestens: "Eine starke Qualifikation ist auf jedem Straßenrennen ein entscheidender Bestandteil, aber ein gut ausbalanciertes und konstantes Auto, sowie gute Stopps sind im Rennen ebenfalls ein Muss."

"Das neue Qualifyingsystem wird es für alle etwas schwieriger machen herauszufinden, was die beste Strategie sein wird.", vermutet Homestead-Sieger und Wheldons Teamkollege Scott Dixon. "Sich vorne zu qualifizieren ist lebenswichtig, um gut auszusehen. Darin wird also das Hauptziel zu suchen sein."

Tony Kanaan (Andretti-Green) hat nach Homestead seine Jagdinstinkte entdeckt: "Wir landeten hier in allen drei Events auf dem Podium", weiß der Brasilianer. "Ich denke, unsere Performance von Homestead zeigt, dass wir ein Titelkandidat sind, und hoffentlich können wir in St. Petersburg unser Pech zu Hause lassen."

Castroneves will den Hattrick

St. Petersburg

Der Yachthafen von St. Petersburg versprüht fast ein wenig Monaco-Flair Zoom

Einer wird dem mit aller Macht entgegenstreben, denn Helio Castroneves macht keinerlei Hehl aus seinen Hattrick-Ambitionen. "Lange Geraden und die engen Kurven machen das Setup sehr schwer", so der Landsmann von Kanaan, dessen Sieg 2007 sein einziger Besuch in der Victory Lane war. "Ich habe hier sehr gute Erinnerungen, und hoffentlich können wir diesen Schwung für unseren Harttrick mitnehmen."

Sein Penske-Teamkollege Ryan Briscoe erwartet zwar einige der ChampCar-Wechsler im Vorderfeld, doch der Australier ist sehr optimistisch: "Ich konnte hier 2005 mein erstes IndyCar-Rennen anführen, und ich habe hier 2007 in der ALMS für Penske gewonnen. Zusammen mit der generellen Erfolgsstatistik von Penske hoffe ich stark darauf, dass wir an Helios Erfolge anknüpfen können."

Townsend Bell wird bei Dreyer and Reinbold übrigens anstelle von Milka Duno im Auto sitzen, während mit Graham Rahal im Newman/Haas/Lanigan-Team auch Starter Nummer 26 sein Saisondebüt geben wird. Der 19-Jährige zerstörte bei den Homestead-Tests seinen Dallara irreparabel, und musste im Rennen passen.

"Wir haben eine Menge aufzuholen", weiß der Youngster. "Streckenzeit wird der Schlüssel zum Erfolg werden. " Sein Teamkollege Justin Wilson klingt da eine Spur aggressiver: "Wir werden sicher nicht von vorne herein an der Spitze mitfahren können", glaubt der Brite. "Aber hoffentlich sind wir näher an der Pace dran und können ein ähnliches Resultat holen, wie wir an einem normalen Rennwochenende erzielen würden."

Was erreichen die ChampCar-Teams?

Will Power

Hoffnung: Will Power kommt auf engen Stadtkursen traditionell gut zu Recht Zoom

Klar ist: Das Abschneiden der ChampCar-Teams wird in St. Pete sicherlich mit das interessanteste Detail werden, und Will Power (KV Racing) hat einiges vor: Den Australier erinnert die Umgebung stark ans heimische Surfers Paradise. "Meine Erfolge in der vergangenen Saison kamen beide auf Straßenkursen zustande", weiß sich der Team-Australia-Pilot, der bereits eine erste Ahnung zur Performancefrage besitzt.

"Wir werden zwar immer noch hinter den bestehenden IRL-Teams sein, aber der Straßenkurs wird die Lücke kleiner machen. Nach diesem Wochenende werden wir eine viel klarere Idee davon haben, wo wir im Vergleich zu den anderen Teams stehen, und worauf wir uns in der Weiterentwicklung zu konzentrieren haben."

Conquest-Chef Eric Bachelart erwartet von seinen beiden Piloten Enrique Bernoldi und Franck Perera einiges: "Beide haben auf solchen Strecken jede Menge Erfahrung", hofft der Teamchef, dessen Mannschaft 2003 ihr ChampCar-Debüt just auf dem Terrain gegeben hat.

Gleiches gilt übrigens für Ryan Hunter-Reay (Rahal-Letterman-Racing). Auch er kehrt genau an den Ort zurück, an dem er 2003 seinen ersten Start in einer großen US-Formelserie unternahm. Damals qualifizierte er das American-Sprit-Auto von Ex-Formel-1-Pilot Stefan Johansson auf Platz zwölf, schied nach 61 Runden jedoch nach einem Mauerkontakt aus.

Die Startflagge zum Honda Grand Prix von St. Petersburg mit seinen insgesamt 100 Runden fällt am Sonntagabend etwa gegen 20:30 Uhr MESZ.