IndyCar Phoenix 2017: Erster Ovalsieg für Pagenaud

Simon Pagenaud tilgt den letzten weißen Fleck auf seiner Weste und siegt endlich auch im Oval - Erst Glück beim Boxenstopp, dann beeindruckende Performance

(Motorsport-Total.com) - Mit dem Sieg beim IndyCar-Rennen auf dem Phoenix International Raceway in Avondale hat Simon Pagenaud (Penske-Chevrolet) seinen Kritikern das letzte Argument genommen. Der Franzose feierte seinen ersten Sieg in einem Oval und gewann vor Teamkollege Will Power und J.R. Hildebrand (Carpenter-Chevrolet). Dieser fuhr bei seinem Comeback nach der Verletzungspause seinen ersten Podiumsplatz in der IndyCar-Serie seit dem verhängnisvollen Indianapolis 500 2011 ein, das er beinahe gewonnen hätte.

Titel-Bild zur News: Simon Pagenaud

Simon Pagenaud setzt sich mit Glück und Speed in Phoenix durch Zoom

Das Aufstehen mitten in der Nacht wird sich für die europäischen Fans kaum gelohnt haben, denn das 250-Meilen-Rennen in Phoenix entpuppte sich als eines der langweiligsten der jüngeren IndyCar-Geschichte. Die hohen Abtriebswerte sorgten für beeindruckende Geschwindigkeiten und eine enorme physische Herausforderung für die Fahrer, machten Überholen jedoch nahezu unmöglich. Nur spezielle Ereignisse wie etwa eine Überrundung ermöglichten in der Regel ein Vorbeifahren auf der Strecke. (IndyCar-Rennergebnis aus Phoenix)

So führte Helio Castroneves die ersten 73 Runden des Rennens an, während ein Startcrash - ausgelöst durch einen Dreher Michail Aljoschins (Schmidt-Peterson-Honda) - gleich fünf Fahrzeuge aus dem Rennen riss, darunter Tabellenführer Sebastien Bourdais (Coyne-Honda). "Das Heck ist plötzlich ausgebrochen; es war Snap Oversteer", entschuldigt sich der Russe. "Ich konnte nichts machen. Das ist mein Fehler. Es tut mir Leid für alle, die in den Unfall involviert wurden. Das ist Racing."

Glückliches Timing für Pagenaud

Beim ersten Boxenstopp übernahm Will Power die Führung und führte die nächsten 59 Runden an. Die ersten Zyniker fragten schon, was diesmal passieren würde, dass ihm ein Sieg durch die Finger gleitet. Die Antwort: Eine ungünstige Gelbphase. Anders als auf Rund- und Straßenkursen ist ein früher Boxenstopp im Kurzoval kontraproduktiv, weil er eine Runde kostet. Power fuhr in die Box, Takuma Sato in die Mauer. Pagenaud absolvierte seinen Stopp mit Rundenvorsprung unter Gelb und kam so vor Power wieder raus. Eine ganze Reihe überrundeter Fahrzeuge bildete einen Puffer.


IndyCar Phoenix: Rennhighlights

Die besten Szenen des vierten IndyCar-Rennens der Saison 2017 - Erster Ovalsieg für Simon Pagenaud Weitere Formelsport-Videos

Den Rest des Rennens zeigte Simon Pagenaud, dass er die Führung durchaus verdient hatte. Mit einem deutlichen Sieg mit neun Sekunden Vorsprung sicherte sich der amtierende Meister die Tabellenführung. "Das ist unglaublich, das ist mein bester Sieg!", jubelt der Franzose. "Heute war der perfekte Tag, ich könnte nicht glücklicher sein. Das hat lange gedauert." Um genau zu sein, mehr als sieben Saisons und 105 IndyCar-Rennen. "Diese letzten 50 Runden waren die längsten meines Lebens", stöhnt Pagenaud. "Ich habe einen Knopf auf dem Lenkrad, mit dem ich sehen kann, wie viele Runden noch zu fahren sind. Ich habe ihn immer wieder gedrückt."


Fotos: IndyCar in Phoenix


Will Power verlor zwar wieder einmal einen möglichen Sieg, holte aber immerhin sein erstes zählbares Resultat der Saison. Der streitbare Australier war dennoch nicht ganz zufrieden: "Ich verstehe nicht, warum sie den Überrundeten für den Spitzenreiter blaue Flaggen zeigen, aber nicht für den Zweitplatzierten. Das hat das Rennen ruiniert und total langweilig gemacht." Dennoch bleibt anzumerken, dass Power wohl nie an Pagenaud vorbeigekommen wäre, weil Überholen schlicht nicht möglich war.

Hunter-Reay verhindert Penske-Vierfacherfolg

Sebastien Bourdais, Marco Andretti

Michail Aljoschin riss gleich fünf Fahrer in der ersten Runde aus dem Rennen Zoom

J.R. Hildebrand hingegen gelang ein Manöver auf der Strecke. Er profitierte von einem Zwischenfall zwischen Ryan Hunter-Reay (Andretti-Honda) und den beiden Penske-Piloten Josef Newgarden und Helio Castroneves. Newgarden fuhr auf Hunter-Reay auf, der kurz zuvor die Mauer touchiert hatte und etwas orientierungslos dahin dümpelte. Castroneves musste bremsen und Hildebrand zog mit Überschuss an beiden vorbei.

"Das Auto war einfach so gut", freut er sich. "Wir lagen dicht beisammen und in der Situation kam ich vorbei. Ich habe das Gefühl, dass ich etwas gegen Power in der Hand hatte, aber konnte nicht überholen. Ich bin zufrieden, die Penske-Phalanx durchbrochen zu haben." Newgarden musste sich an der Box einen neuen Flügel abholen und wurde nur Neunter - hinter Castroneves, den besten Honda-Fahrern Scott Dixon und Tony Kanaan (beide Ganassi-Honda), Ed Carpenter (Carpenter-Chevrolet) und Charlie Kimball (Ganassi-Honda). Carlos Munoz (Foyt-Chevrolet) komplettierte die Top 10, nur zwölf Fahrzeuge kamen ins Ziel.

Die IndyCar-Serie zieht nun weiter nach Indianapolis, wo die wichtigsten Wochen des Jahres mit dem Indianapolis Grand Prix am 13. Mai beginnen.