• 04.05.2017 12:32

  • von Dominik Sharaf

Fernando Alonso: IndyCar macht mehr Spaß als Formel 1

Der Spanier ist nach dem ersten Test in Indianapolis begeistert von der Einfachheit der US-Renner und freut sich, keine Geduldsproben im Cockpit ertragen zu müssen

(Motorsport-Total.com) - In höheren Tönen lässt es sich kaum von der IndyCar-Szene schwärmen: Ex-Formel-1-Weltmeister Fernando Alonso ist nach dem ersten Test des Dallara-Honda der Andretti-Mannschaft überzeugt, dass nordamerikanische Monopostos für Rennfahrer der angenehmere Arbeitsplatz seien als aktuelle Formel-1-Boliden. Seine Runden in Indianapolis waren einer der Gründe: "Es macht mehr Spaß", vergleicht Alonso. Noch mehr genoss er allerdings, was sich im Vorfeld abspielte. Fast nichts.

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso

Es läuft: Fernando Alonso hat im IndyCar wieder Spaß bei der Arbeit Zoom

Denn bei den technisch einfacheren IndyCars geht es ohne großes Vorgeplänkel mit Rennaction zur Sache. Die Vorbereitung und die Kommunikation mit den Ingenieuren beschränkt sich auf ein Minimum. "Sie fragen, ob man im Auto bereit ist. Du sagt: 'Ja!'. Du schaltest den Motor ein und fährst los", reibt sich Alonso die Hände und meint, dass auch während des Fahrbetriebs keine Zeit mit anderen Dingen verschwendet würde. "Sie füllen Sprit ein und ziehen Reifen auf - und du fährst los."

Von der Formel 1 und ihrer komplizierten Antriebstechnologie ist er Geduldsproben gewohnt. "Es braucht sechs Minuten, um das Auto anzulassen, weil sie alles kontrollieren und nochmal überprüfen müssen", bläst Alonso die Backen auf, wenn es um die Prozeduren seiner Mechaniker in der Garage geht. Er stöhnt über die neuen Hybridmotoren: "Es gibt so viel Technik und Elektronik."

Vielleicht auch, weil das Honda-Triebwerk mehr defekt ist als es läuft, treibt es dem Spanier die Unlust ins Gesicht: "Die Hybridsysteme, die mit dem Verbrennungsmotor verbunden werden müssen, das elektronische Bremspedal und vieles mehr", zählt Alonso die besonders sensiblen Teile seines eigentlichen Dienstwagens auf."Es verzögert alles und nimmt dir jedes Gefühl für das Auto."


Fernando Alonso beim IndyCar-Test in Indianapolis

Die IndyCars fahren mit einem Einheitschassis von Dallara und 575 bis 675 PS starken V6-Turbomotoren aus den Häusern Chevrolet sowie Honda. Die Aggregate verfügen über ein Push-to-Pass-System, das kurzfristig 60 zusätzliche Pferdestärken freischaltet. In der Formel 1 baut jedes Team seine eigene Karosserie. Es kommen ebenfalls V6-Turbos von vier Herstellern zum Einsatz (die Leistung bleibt ein Geheimnis), jedoch kombiniert mit zwei Hybridsystemen zur Rückgewinnung von Brems- und Wärmeenergie. Sie sorgen für maximal 162 PS oder zwei Megajoule pro Runde.

Ein weiterer Unterschied ist das Gesamtgewicht: Ein IndyCar ist je nach Spezifikation mit 701 respektive 714 Kilogramm leichter als ein Bolide der Königsklasse, der mindestens 728 Kilogramm auf die Waage bringen muss. Getankt wird in den USA ein Gemisch aus Ethanol und Benzin, während die Formel 1 auf Spezialsprit setzt, der entfernt mit Super Plus von der Tankstelle verwandt ist.