IndyCar Nashville: Kyle Kirkwood bezwingt Scott McLaughlin und Co.

Zweiter IndyCar-Sieg für Andretti-Pilot Kyle Kirkwood - Alex Palou mit Poker und Glück auf P3 hinter Scott McLaughlin - Späte Rotphase

(Motorsport-Total.com) - Kyle Kirkwood (Andretti-Honda) die dritte Auflage des Music City Grand Prix, des Stadtrennens der IndyCar-Serie in Nashville, gewonnen.

Titel-Bild zur News: Kyle Kirkwood

Zweiter Saisonsieg für Kyle Kirkwood (Andretti-Honda) Zoom

Anders als in den vergangenen beiden Jahren - sowohl bei der Premiere 2021 als auch im Folgejahr 2022 gab es reichlich Chaos - beinhaltete das Rennen diesmal lange Green-Flag-Runs und war von unterschiedlichen Strategien geprägt. Zu Ende ging es nach einer kurzen Rotphase aufgrund eines späten Zwischenfalls. (Fotos: IndyCar in Nashville)

Die Basis für den Sieg für Andretti-Pilot Kirkwood, der von P8 gestartet war, bildete eine leicht abweichende Reifenstrategie im Vergleich zur Konkurrenz. Den weichen Reifensatz hatte Kirkwood im zweiten von drei Stints im Rennen drauf. Das gab letztlich den Ausschlag. (Ergebnis: IndyCar in Nashville)

Für Kirkwood und auch für Andretti Autosport ist es der zweite Saisonsieg nach Long Beach im April, wobei es für Kirkwood auch der zweite IndyCar-Sieg überhaupt ist.

Polesetter Scott McLaughlin führt zu Beginn

Scott McLaughlin (Penske-Chevrolet) startete genau wie im Vorjahr von der Pole ins Nashville-Stadtrennen über eine Distanz von 80 Runden. In die erste Kurve nach dem fliegenden Start, die laut offizieller Zählweise des Streckenlayouts Kurve 9 ist, bog McLaughlin als Führender vor dem von P2 gestarteten Patricio O'Ward (McLaren-Chevrolet) ein.

Die erste von nur drei Gelbphasen gab es nach zwölf Runden. Auslöser war der von P5 gestartete David Malukas, an dessen Coyne-Honda ausgerechnet an der schnellsten Stelle der Strecke (dort, wo gestartet wird) der Heckflügel kollabierte. Einen Crash konnte Malukas aber vermeiden. Er brachte das Auto mit herunterhängendem Flügel sicher in der Auslaufzone von Kurve 9 zum Stillstand.

Diese erste Gelbphase wurde von zahlreichen Piloten zum ersten Boxenstopp genutzt. Einige andere waren sogar schon zuvor drin gewesen, um von den grün markierten weichen Reifen auf die unmarkierten harten Reifen (Blacks) umrüsten zu lassen. Spitzenreiter McLaughlin und Verfolger O'Ward aber gehörten nicht zu denjenigen, die stoppten.

Unterschiedliche Strategien prägen den Rennverlauf

Beim ersten Restart führte McLaughlin vor O'Ward und weiteren Piloten, die ebenfalls noch mit dem ersten Reifensatz fuhren. Es handelte sich dabei um McLaughlins Penske-Teamkollegen Will Power und Josef Newgarden, die Ganassi-Piloten Scott Dixon und Marcus Armstrong sowie die Andretti-Piloten Romain Grosjean, Kyle Kirkwood und Devlin DeFrancesco. Alle anderen waren zu diesem Zeitpunkt schon mit dem zweiten Reifensatz unterwegs.

Der noch aufgeschnallte erste Reifensatz bedeutete aber nur bei McLaughlin und O'Ward weich. Die erwähnten Verfolger nämlich, die ebenfalls ihren ersten Boxenstopp noch vor sich hatten, waren auf den Blacks ins Rennen gegangen. Letzten Endes sollte sich eine leicht abweichende Reifenstrategie bei Kyle Kirkwood als die siegbringende herausstellen, wohingegen sich eine anderweitig leicht abweichende Reifenstrategie bei Romain Grosjean als erfolglos herausstellte.

Als McLaughlin in der 25. Runde als Führender zum Wechsel auf die harten Reifen an die Box kam, übernahm Grosjean kurzzeitig die Spitze, bis auch er zum Boxenstopp vorfuhr. Nachdem auch die anderen beim Service waren, führte einer, der ganz früh unter Grün zum Wechsel auf die harten Reifen drin war: Marcus Ericsson (Ganassi-Honda). Auf der gleichen Strategie war Alexander Rossi (McLaren-Chevrolet) unterwegs.


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Indes probierte es Tabellenführer Alex Palou (Ganassi-Honda) mit einem ganz langen zweiten Stint. Als die unterschiedlichen Strategien einigermaßen aussortiert waren, führte Palou das Rennen an, gefolgt von Kirkwood, Lundqvist, Grosjean und McLaughlin. Der Polesetter war im Zuge seines ersten Boxenstopps hinter Kirkwood und Grosjean zurückgefallen. Im Gegensatz zu Grosjean und McLaughlin war Kirkwood aber auch im zweiten Stint mit den weichen Reifen unterwegs.

Fehler von Romain Grosjean im Duell mit Scott McLaughlin

Alex Palou legte seinen zweiten Boxenstopp in Führung liegend in der 45. der 80 Runden ein. Und das war für ihn tatsächlich der letzte im Rennen. Hinter dem neuen Spitzenreiter Kyle Kirkwood, der weich bereift war, lag der Fokus fortan auf dem Duell Romain Grosjean vs. Scott McLaughlin. Es war alles andere als das erste Duell der beiden in dieser Saison.

In der 49. Runde machte Grosjean in Kurve 9 einen kleinen Fehler, der von McLaughlin sofort ausgenutzt wurde. Damit war die ursprüngliche Reihenfolge in diesem Duell wiederhergestellt.

McLaughlins Hauptgegner im Kampf um den Sieg aber war der abweichender Reifenstrategie fahrende Kyle Kirkwood. McLaughlin legte seinen zweiten und letzten Boxenstopp in der 52. Runde in Führung liegend ein. Grosjean kam eine Runde später. Als der Franzose auf die Strecke zurückkam, lag er weiterhin hinter McLaughlin, und zwar deutlich.

In der Reihenfolge Kirkwood, McLaughlin, Palou ging es in die letzten 25 Runden des Rennens. Bezogen auf die Reifen war in diesem letzten Stint die gesamte Spitzengruppe mit der harten Mischung unterwegs. Zehn Runden vor Schluss aber gab es doch noch einmal Gelb (Details siehe unten) und diese Gelbphase spielte allen voran Alex Palou in die Karten, weil er sich fortan keine Sorgen mehr um seinen Spritverbrauch machen musste.

Beim vorletzten der Restarts, die in diesem Jahr erstmals zwischen den Kurven 9 und 10 erfolgten, verteidigte Kyle Kirkwood die Führung, als es im Hinterfeld krachte. Die Autos von Felix Rosenqvist (McLaren-Chevrolet) und der IndyCar-Rookies Agustin Canapino (Juncos-Chevrolet) und Benjamin Pedersen (Foyt-Chevrolet) verhakten sich in Kurve 11, weil Rosenqvist im Duell mit Ryan Hunter-Reay (Carpenter-Chevrolet) die Reifenstapel erwischte.

Nach einer kurzen Rotphase im Sinne der Aufräumarbeiten gab es den letzten Restart. Unter die Räder genommen wurde der in der Reihenfolge Kyle Kirkwood, Scott McLaughlin, Alex Palou, Josef Newgarden, Scott Dixon, Romain Grosjean. Und in diesem Fall stürmte Kirkwood direkt auf und davon. Auch dahinter ging (abgesehen von einem Ausrutscher von Agustin Canapino in Kurve 1) alles gut. Und damit waren die Positionen bezogen.

Kirkwood siegt vor McLaughlin und Palou

Kyle Kirkwood führte unterm Strich die meisten Runden und holte sich seinen zweiten IndyCar-Sieg. Scott McLaughlin kam im zweiten Jahr hintereinander in Nashville von der Pole gestartet auf P2 ins Ziel.

Dritter wurde Alex Palou direkt vor seinem schärfsten Verfolger in der Gesamtwertung: Josef Newgarden. Der erzielte mit P4 die beste Platzierung in drei Jahren bei seinem Heimrennen. Fünfter wurde Vorjahressieger Scott Dixon.

Für Romain Grosjean wurde es P6. Er hatte im letzten Stint des Rennens als einziger die weichen Reifen drauf und hatte mit denen im langen Green-Flag-Run vor den letzten Gelbphasen etwas den Anschluss verloren. Siebter wurde Marcus Ericsson, der Nashville-Sieger von 2021, gefolgt von dem aus der ersten Reihe gestarteten Patricio O'Ward sowie Christian Lundgaard (Rahal-Honda) und Vorjahreschampion Will Power.

Linus Lundqvist mit starkem IndyCar-Debüt

Ein starkes IndyCar-Debüt zeigte Linus Lundqvist. Der neueste von drei Ersatzfahrern für den noch immer außer Gefecht gesetzten Simon Pagenaud gab in dessen #60 Shank-Honda seinen Einstand in der Rennserie mit P11 im Qualifying und einer noch stärkeren Vorstellung im Rennen.

In seinem ersten Qualifying distanzierte Lundqvist direkt den erfahrenen Teamkollegen Helio Castroneves. Im Rennen fuhr der letztjährige Indy-Lights-Champion zwischenzeitlich sogar in den Top 5 mit. Er war eingangs auf derselben Strategie unterwegs wie Alex Palou. Die aber brachte der Debütant mangels Erfahrungen im Spritsparen nicht über die Distanz.

Nach einem zusätzlichen Boxenstopp lag Lundqvist auf Kurs zu einer Top-15-Platzierung, als er zehn Runden vor Schluss in die Mauer von Kurve 11 rutschte. Es war der einzige Fehler des jungen Schweden an einem starken Debüt-Wochenende, an dem er sich direkt die schnellste Rennrunde gesichert hat.

Nächste Station: Indianapolis

Damit stehen im IndyCar-Kalender 2023 nur noch vier Rennen auf dem Programm. Das nächste findet in knapp zwei Wochen, am Samstag (12. August), auf dem Rundkurs im Infield des Indianapolis Motor Speedway statt. Es handelt sich wieder um einen Double-Header mit der NASCAR Cup Series, die diesen Kurs am darauffolgenden Tag für ihr Rennen befährt.

In der IndyCar-Gesamtwertung 2023 hat Tabellenführer Alex Palou jetzt 84 Punkte Vorsprung auf Josef Newgarden. Damit steuert der Spanier im letzten Jahr seines Ganassi-Vertrags weiterhin klar auf Kurs zum zweiten IndyCar-Titel. Scott Dixon auf dem dritten und Scott McLaughlin auf dem vierten Tabellenrang haben schon 126 respektive 142 Punkte Rückstand auf Palou.