IndyCar Indianapolis-Rundkurs: Will Power siegt vor Romain Grosjean

Erster Saisonsieg für Will Power, während Rookie Romain Grosjean wie schon im Mai auch diesmal wieder auf Indy-Rundkurs Zweiter wird - Titelkampf wird enger

(Motorsport-Total.com) - Auf dem Infield-Rundkurs des Indianapolis Motor Speedway geht an diesem Wochenende das erste echte Doppel von IndyCar und NASCAR über die Bühne, wobei beide Top-Rennserien dieselbe Streckenkonfiguration nutzen.

Titel-Bild zur News: Will Power

Überfälliger erster IndyCar-Saisonsieg 2021 für Penske-Pilot Will Power Zoom

Den Anfang machte die IndyCar-Serie am Samstag mit ihren zweiten Rennen in dieser Saison auf dem Rundkurs im Infield des berühmten "Brickyard". Das NASCAR Cup-Rennen findet am Sonntag statt. Verantwortlich für das historische Doppel sind nicht zuletzt die Bemühungen von Roger Penske, der in beiden Rennserien mehrere Autos einsetzt und zudem Besitzer von sowohl der IndyCar-Serie als auch des Indianapolis Motor Speedway ist. (Fotos: IndyCar auf dem Indianapolis-Rundkurs)

Das IndyCar-Rennen ging über weite Strecken der 85-Runden-Distanz unter Grün über die Bühne. In der Schlussphase aber gab es doch zwei Gelbphasen, wovon eine ausgerechnet von Tabellenführer Alex Palou (Ganassi-Honda) ausgelöst wurde.

Den Sieg fuhr Will Power (Penske-Chevrolet) ein, womit er seinen längst überfälligen ersten Saisonsieg erzielt hat. Zuletzt hatte Power im Oktober 2020 ebenfalls auf dem Indianapolis-Rundkurs triumphiert. Jetzt steht er bei 40 Siegen und ist damit in der Bestenliste der IndyCar-Sieger an Al Unser vorbeigezogen.

Den zweiten Platz hinter Sieger Will Power belegte am Samstag Romain Grosjean, der mit seinem Coyne-Honda damit den zweiten Podestplatz in seiner ersten IndyCar-Saison eingefahren hat. Den ersten hatte er im Mai exakt auf derselben Strecke erzielt. Als Dritter hinter Power und Grosjean kam Colton Herta (Andretti-Honda) ins Ziel.


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Start: O'Ward führt bei Berührung Grosjean vs. Lundgaard

Polesetter Patricio O'Ward führte das Feld beim fliegenden Start in die erste Kurve. Dahinter reihten sich der neben ihm aus der ersten Reihe gestartete Will Power und der von P3 losgefahrene Romain Grosjean ein.

IndyCar-Rookie Grosjean hatte in der zweiten Reihe nicht nur einen weiteren Rookie, sondern einen Debütanten neben sich: Formel-2-Pilot Christian Lundgaard, der erstmals den dritten Rahal-Honda pilotierte, war am Freitag in seinem ersten IndyCar-Qualifying sensationell auf P4 gefahren. Direkt, als die Grüne Flagge gezeigt wurde, gab es eine leichte Berührung zwischen Grosjean und Lundgaard, aber alles ging gut.

Derweil sorgte ein anderer IndyCar-Rookie auf den ersten Metern für Aufsehen: Scott McLaughlin (Penske-Chevrolet) legte in der schnellen Schikane auf der Gegengerade eine Flugeinlage hin, nachdem er den Randstein als Sprungschanze benutzt hatte. Auch Max Chilton (Carlin-Chevrolet) geriet noch im Verlauf der ersten Runde auf Abwege, aber beide setzten ihre Fahrt fort.

Den Reigen der Routineboxenstopps eröffnete Scott Dixon (Ganassi-Honda) schon nach zehn der 85 Runden. Im Qualifying am Freitag hatte der sechsmalige und amtierende IndyCar-Champion einen seltenen Dreher hingelegt, hatte daraufhin seine zwei schnellsten Runden aberkannt bekommen und war beim Start am Samstag nur auf dem 26. Platz der Startaufstellung zu finden gewesen.


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Power übernimmt Führung nach erstem Boxenstopp

Spitzenreiter O'Ward kam nach 16 Runden zum ersten Boxenstopp. Als er wieder auf die Strecke kam, wurde er direkt von Power überholt. Der Penske-Pilot war schon mit aufgewärmten Reifen unterwegs, da er seinen Boxenstopp zwei Runden früher eingelegt hatte.

Nachdem alle ihren ersten Stopp eingelegt hatte, lautete die Reihenfolge in den Top 5: Power, Colton Herta, O'Ward, Grosjean und Alexander Rossi. Die Andretti-Teamkollegen Herta und Rossi waren dank früherer Stopps (Runde 14 beziehungsweise 13) nach vorn gekommen.

Power aber war derjenige, der im zweiten Stint ganz klar das Tempo machte. An der Spitze fuhr er sich zügig einen Sechs-Sekunden-Vorsprung auf Herta heraus. Dahinter wurde der von der Pole gestartete O'Ward von Grosjean überholt.

In der 35. Runde, und somit noch vor Halbzeit der Distanz, war es abermals Dixon, der unter Grün zuerst an die Box kam und damit den Reigen der zweiten Routinestopps im Feld einläutete. Mangels Gelbphase kam wieder das gesamte Feld unter Grün. An der Reihenfolge in der Spitzengruppe gab es dabei nur eine Änderung. Tabellenführer Alex Palou stieß in die Top 5 vor, indem er an Rossi vorbeikam.

Power verliert Zeit hinter Hinchcliffe, der aber nichts falsch macht

Im dritten Stint verlor Spitzenreiter Power einige Sekunden seines Vorsprungs auf Herta. Der Penske-Pilot kam rundenlang nicht an Hertas Andretti-Teamkollege James Hinchcliffe vorbei, als dieser zur Überrundung anstand. Von einer sichtbaren Blockade durch Hinchcliffe konnte man aber nicht sprechen. Power kam einfach nicht nahe genug heran, verlor aber trotzdem Zeit und beanspruchte seine Reifen mehr als es in komplett freier Fahrt der Fall gewesen wäre.

In der 61. von 85 Runden kam Power zum letzten Boxenstopp. Seine Hoffnung, dass sich das "Problem" Hinchcliffe damit für ihn erledigen würde, erfüllte sich aber nicht. Denn der Kanadier kam zum selben Zeitpunkt an die Box. Mehr noch: Bei der Herausfahrt aus der Boxengasse lag er immer noch direkt vor Power. Herta, der draußen blieb und die Führung übernahm, konnte aber nur zwei Runden länger fahren, bevor er auch er zum letzten Boxenstopp abbog.

So lag Power nach dem dritten Boxenstopp weiterhin vor Herta. Der wiederum hatte nun den an dritter Stelle liegenden Grosjean direkt im Nacken sitzen. Der Rookie aus Frankreich aber hatte sich strategisch ein bisschen verkalkuliert. Denn bei mehr als 20 noch verbleibenden Runden war sein Push-To-Pass-Kontingent schon komplett aufgebraucht. Hinter Grosjean befand sich Palou weiter auf dem Vormarsch, indem er O'Ward überholte und als Vierter in den letzten Stint des Rennens ging.

Motorschaden bei Tabellenführer Palou läutet Schlussphase ein

17 Runden vor Schluss gab es doch die erste Gelbphase. Auslöser war ausgerechnet Tabellenführer Palou, der seinen blauen Ganassi-Boliden mit der Startnummer 10 mit qualmendem Motor abstellen musste. Zum Zeitpunkt, als ihm das Honda-Triebwerk hochging, hatte er schon direkten Sichtkontakt zu den Top 3 gehabt.

Der Restart erfolgte mit noch 14 Runden auf der Uhr. Während Power souverän führte und jetzt auch Hinchcliffe nicht mehr direkt vor der Nase hatte, kam Grosjean - obwohl er keinen Push-To-Pass mehr hatte - in Kurve 1 an Herta vorbei. Damit war der Coyne-Pilot Zweiter. Eine Runde später duellierten sich direkt hinter Grosjean und Herta dann O'Ward und Rossi um die vierte Position. Dabei war es der Andretti-Pilot, der sich durchsetzte.

Unter Grün ins Ziel ging es nach der ersten Gelbphase aber nicht. Denn neun Runden vor Schluss war es ausgerechnet Powers Penske-Teamkollege Scott McLaughlin, der am Ende der Gegengerade Rinus VeeKay (Carpenter-Chevrolet) in einen Dreher schickte und damit eine zweite späte Gelbphase auf den Plan rief.

Power ließ beim letzten Restart, der sechs Runden vor Schluss erfolgte, nichts anbrennen. Sein direkter Verfolger Grosjean war mangels Push-To-Pass gehandicapt, schaffte es aber, sich bis ins Ziel vor Herta und Co. zu halten. Dabei kam es Grosjean entgegen, dass vier Runden vor Schluss auch Herta sein Push-To-Pass-Kontingent aufgebraucht hatte.

P2 für Grosjean - wenig zu holen für Dixon und Newgarden

Will Power brachte seinen ersten Saisonsieg 2021 letztlich mit 1,1 Sekunden Vorsprung auf Romain Grosjean ins Ziel. Colton Herta, Alexander Rossi und Patricio O'Ward machten die Top 5 komplett. "Das Auto war richtig gut, aber die späten Gelbphasen haben es nochmal spannend gemacht", so der Kommentar von Sieger Power in der Victory Lane.

Für den hinter Alex Palou als Tabellenzweiten angereisten Scott Dixon zahlte sich Strategie der jeweils frühen Boxenstopps nur bedingt aus. Vom 26. Startplatz kam er so immerhin bis auf P17 nach vorn, mehr aber nicht.

Romain Grosjean

Romain Grosjean belegte wie schon im Mai auf dem Indianapolis-Rundkurs wieder P2 Zoom

Auch für Penske-Pilot Josef Newgarden lief es nicht nach Plan. Nach einer Rückversetzung um sechs Startplätze (Motorwechsel) war er als 14. ins Rennen gegangen. Ein früher Ausritt ins Gras von Kurve 1 im Duell mit Max Chilton und eine späte leichte Kollision an gleicher Stelle mit Takuma Sato (Rahal-Honda) führten letzten Endes zu P8 und damit im Gegensatz zu Dixon immerhin einer Top-10-Platzierung.

Starkes Debüt von Lundgaard - Bestes Wochenende von Johnson

IndyCar-Debütant Christian Lundgaard kämpfte am Tag nach seinem sensationellen ersten Qualifying in der US-Rennserie mit einer Lebensmittelvergiftung. Trotzdem brachte er den bisher von Santino Ferrucci gefahrenen dritten Rahal-Honda auf P12 und damit knapp außerhalb der Top 10 ins Ziel.

Und Jimmie Johnson, dessen langjährige NASCAR-Kollegen am Sonntag zum ersten Mal überhaupt den Indianapolis-Rundkurs unter die Räder nehmen werden, zeigte an diesem Wochenende die beste Performance seiner noch jungen IndyCar-Karriere. Im 28-köpfigen Feld hatte sich Johnson am Freitag auf P22 qualifiziert, wenngleich er dabei von einigen Strafen anderer Piloten profitierte. Im Rennen kam er auf P19 in der Führungsrunde ins Ziel und hat damit sein bisher bestes Ergebnis wiederholt.

Neben Tabellenführer Alex Palou betraf der einzige weitere Ausfall im Rennen R.C. Enerson. Er hatte den Top-Gun-Chevrolet beim Renndebüt des Teams schon nach zwei Runden mit technischem Defekt abstellen müssen.

Palous Punktevorsprung schmilzt von 42 auf 21 Punkte

Mit 28 Autos im Feld war es das quantitativ am stärksten besetzte IndyCar-Rennen seit zehn Jahren, wenn man vom Indy 500 mit seinen jährlich 33 Rennteilnehmern absieht. Mehr als 28 Teilnehmer hatte es bei einem IndyCar-Rennen, das kein Indy 500 war, zuletzt beim tragischen Saisonfinale 2011 in Las Vegas gegeben. Jenes aufgrund des tödlichen Unfalls von Dan Wheldon letztlich nicht gewertete Rennen hatte sogar 34 Teilnehmer.

Die IndyCar-Gesamtwertung 2021 wird vier Rennen vor Schluss der Saison weiter von Alex Palou angeführt. Sein Vorsprung von zuvor 42 Punkten (auf Scott Dixon) ist nun durch den Motorschaden aber auf 21 Punkte (auf Patricio O'Ward) geschrumpft. Dixon ist mit nun 34 Punkten Rückstand Dritter der Tabelle. Josef Newgarden auf dem vierten Rang hat seinen Rückstand von 75 auf 55 Zähler reduziert. Marcus Ericsson, der eine Woche nach seinem dramatischen Nashville-Sieg diesmal unauffälliger Neunter direkt hinter Newgarden wurde, hat mit 62 Punkten Rückstand auf Teamkollege Palou durchaus noch Titelchancen.

Das nächste Rennen im IndyCar-Kalender 2021 ist das letzte Ovalrennen der Saison. Am kommenden Samstag wird unter Flutlicht auf dem 1,25-Meilen-Oval im Gateway Motorsports Park in St. Louis gefahren. Bei dieser Gelegenheit gibt Romain Grosjean sein Ovaldebüt. Vom generellen Motorsport-Timing her etwas unglücklich ist, dass das Rennen genau in die Rennnacht der 24 Stunden von Le Mans fällt.

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