IndyCar Indianapolis-GP: Scott Dixon triumphiert nach Kollision in Runde 1

Mit abweichender Strategie nach frühem Dreher überflügelt Scott Dixon auf dem Indy-Rundkurs denkbar knapp Graham Rahal und stellt drei Rekorde auf

(Motorsport-Total.com) - In einem spannenden IndyCar-Rennen auf dem Rundkurs im Infield des Indianapolis Motor Speedway hat sich Scott Dixon (Ganassi-Honda) trotz Verwicklung in eine prominent besetzte Kollision in der ersten Runde nach letztlich 85 Runden knapp durchgesetzt und seinen ersten Saisonsieg 2023 eingefahren. (Fotos: IndyCar auf dem Indianapolis-Rundkurs)

Titel-Bild zur News: Scott Dixon

Erster Saisonsieg für Scott Dixon (Ganassi-Honda) nach Meisterleistung Zoom

Das Rennen sah nach der Kollision in der ersten Runde, in die neben Dixon auch Tabellenführer und Teamkollege Alex Palou sowie Penske-Pilot Josef Newgarden und auch Andretti-Pilot Romain Grosjean verwickelt waren, keine weitere Gelbphase mehr. Dixon war nach der Kollision auf abweichender Strategie unterwegs.

Und mit dieser abweichenden Strategie ist es Dixon gelungen, den von der Pole gestarteten Langzeitspitzenreiter Graham Rahal (Rahal-Honda) in dessen bestem Rennen seit Jahren knapp auf Distanz zu halten. (Ergebnis: IndyCar auf dem Indianapolis-Rundkurs)

"Ich muss mich vor allem bei meinem Team bedanken. Die Saison lief bisher nicht so wie wir uns das gedacht hatten, aber heute hat es geklappt", so Dixon.

Mit seinem ersten Saisonsieg 2023 hat der sechsmalige IndyCar-Champion nun in 19 aufeinanderfolgenden Saisons mindestens ein Rennen gewonnen. Das ist Rekord. Insgesamt hat Dixon sogar in 21 IndyCar-Saisons mindestens ein Rennen gewonnen. Auch das ist Rekord. Allerdings sei gesagt, dass Dixon zuvor schon in beiden Listen Rekordhalter war.

Und: Auf dem Weg zu seinem vom 15. Startplatz herausgefahrenen Sieg hat Dixon noch einen dritten Rekord aufgestellt. Es war sein 319. IndyCar-Rennen in ununterbrochener Reihenfolge. Damit hat er die bisherige Rekordmarke von Tony Kanaan übertroffen. Insgesamt steht Dixon bei 382 IndyCar-Rennen. 2004 (damals IRL) trug es sich aber zu, dass er mal ein Rennen auslassen musste. Es war das Ovalrennen in Milwaukee, an dem er aufgrund eines im Freien Training passierten Crashs nicht teilnehmen durfte.

Graham Rahal auf Pole - Devlin DeFrancesco mit Raketenstart

Im Qualifying am Freitag setzte sich genau wie im Mai auch diesmal wieder ein Rahal-Pilot durch. War es am ersten Indianapolis-Rundkurs-Wochenende in dieser Saison Christian Lundgaard gewesen, so eroberte diesmal Teamkollege Graham Rahal die Pole. Für den Sohn von Teambesitzer Bobby Rahal war es die erste Pole seit Detroit 2017. Und die kam ausgerechnet an dem Ort, an dem er Ende Mai an der Quali-Hürde zum Indy 500 gescheiterter war.

Beim Start zum zweiten Indy-Rundkurs-Rennen in dieser Saison waren die ersten vier Reihen nach Teams sortiert: Zwei Autos von Rahal in der erste Reihe (Graham Rahal und Christian Lundgaard), zwei von McLaren in der zweiten (Alexander Rossi und Patricio O'Ward), zwei von Andretti in der dritten (Devlin DeFrancesco und Romain Grosjean) und zwei von Ganassi in der vierten (Marcus Armstrong und Alex Palou).

Den besten Start hatte Devlin DeFrancesco (Andretti-Honda). Auf der Außenbahn umkurvte er vier Gegner inklusive Polesetter Graham Rahal und übernahm von P5 gestartet direkt die Führung. Eine halbe Runde lang ging alles gut, dann krachte es im Mittelfeld.

Kollision mit den Top 3 der Tabelle in Runde 1

Am Ende der Gegengerade erwischte Tabellenführer Alex Palou das Heck des Autos seines Teamkollegen Marcus Armstrong und schickte den Spitzenreiter der Rookie-Wertung in einen Dreher. Während Palou weiterfuhr, wurden Romain Grosjean und nicht zuletzt Palous zwei Hauptgegner in der Meisterschaft - Josef Newgarden und Scott Dixon - unglücklich verwickelt.

Newgarden, der nach verpatztem Qualifying (P19) plus Rückversetzung um sechs Startplätze (Motorwechsel) nur von P25 gestartet war, beschädigte sich beim Kontakt mit Armstrongs Ganassi-Bolide sein eigenes Fahrzeug. So kam der Penske-Pilot direkt am Ende der ersten Runde zur Reparatur an die Box.

Dixon nach früher Kollision auf abweichender Strategie

Als das Rennen mit dem ersten (und einzigen) Restart so richtig in Gang kam, führte Devlin DeFrancesco vor Graham Rahal, Patricio O'Ward (McLaren-Chevrolet), Alexander Rossi (McLaren-Chevrolet) und Christian Lundgaard (Rahal-Honda). Kurz darauf holte sich der von der Pole gestartete Rahal die Führung von DeFrancesco zurück. Auch Rossi überholte den stark gestarteten Andretti-Piloten, der kurz darauf weitere Positionen verlor.

Während Rahal, Rossi und auch Lundgaard zu denjenigen gehörten, die im ersten Stint des Rennens die rot markierten weichen Reifen (Reds) drauf hatten, zählten DeFrancesco, O'Ward und auch Felix Rosenqvist im dritten McLaren-Chevrolet zu denen, die das Rennen mit den unmarkierten harten Reifen (Blacks) begonnen hatten.

Der erste Durchgang Boxenstopps wurde von den meisten zwischen Runde 14 und Runde 26 unter Grün eingelegt. Als alle den zweiten Reifensatz drauf hatten, lag strategiebedingt plötzlich Scott Dixon in Führung. Er war nach Verwicklung in die Kollision in der ersten Runde bereits in der fünften Runde zum ersten Boxenstopp drin gewesen. Eingangs des zweiten Stints im Rennen führte Dixon vor Grosjean, Rahal, Rossi und Lundgaard.

Graham Rahal

Graham Rahal fuhr sein bestes Rennen seit Jahren, wurde aber knapp geschlagen Zoom

In Runde 32 legte Scott Dixon bereits seinen zweiten Boxenstopp ein. Damit ging die Führung wieder an Graham Rahal über. Für das Rahal-Team gab es zu diesem Zeitpunkt im Rennen gar eine Doppelführung, denn Christian Lundgaard fuhr an zweiter Stelle. Die McLaren-Piloten Alexander Rossi und Patricio O'Ward waren die ersten Verfolger.

Rahal-Teamduell Rahal vs. Lundgaard entscheidet sich an der Box

Rahal und Rossi waren hart bereift, alle anderen in der Spitzengruppe, darunter auch Lundgaard, fuhren im zweiten Stint die weichen Reifen. Ganz vorne blieben Rahal und Lundgaard im Verlauf des zweiten Stints dicht beisammen. Ungeachtet ihrer unterschiedlichen Reifenstrategien schien der Weg zum Sieg nur über diese beiden zu führen. Letzten Endes aber sollte sich Scott Dixon mit der abweichenden Strategie knapp behaupten.

Rahal kam als Spitzenreiter in der 47. von 85 Runden zum zweiten Boxenstopp und ließ erneut Blacks aufziehen. Lundgaard legte seinen zweiten Stopp erst vier Runden später ein. Bei dieser Gelegenheit ließ er zum ersten Mal an diesem Tag die Blacks aufziehen. Trotz seines vier Runden später eingelegten Stopps reichte es für Lundgaard nicht, im Fernduell die Führung von Rahal zu übernehmen. Aufgrund eines Problems mit der Tankanlage dauerte Lundgaards Stopp drei Sekunden länger als der von Rahal.

Für einige Runden führte anschließend abermals der auf abweichender Strategie fahrende Scott Dixon. Nachdem der Ganassi-Pilot in Runde 59 seinen dritten und letzten Boxenstopp eingelegt hatte, war die alte Reihenfolge mit Graham Rahal der Spitze wieder hergestellt. Seinen letzten Boxenstopp legte Rahal aber nur vier Runden später ein als Dixon. Und bei diesem Stopp kam Dixon tatsächlich direkt wieder an Rahal vorbei.

Schlussspurt: Scott Dixon hält Graham Rahal auf Distanz

So war es Dixon, der eingangs des vierten und letzten Stints im Rennen plötzlich auch bereinigt in Führung lag. Der Ganassi-Routinier ging vor Graham Rahal, Patricio O'Ward, Christian Lundgaard und Alexander Rossi in die letzten 20 Runden. Zwischen Spitzenreiter Dixon und Verfolger Rahal lagen zu diesem Zeitpunkt sechs Sekunden.

Die komplette Spitzengruppe hatten im letzten Stint die weichen Reifen drauf. Rahal aber war der Schnellste. Seinen Sechs-Sekunden-Rückstand auf Dixon verkürzte er binnen fünf Runden auf vier Sekunden. Damit ging es in die letzten 15 Runden des Rennens.

Von da an allerdings war Rahals Vorwärtsdrang nicht mehr ganz so zügig. Zwar kam er drei Runden vor Schluss bis auf 0,2 Sekunden heran, näher aber nicht. Im Ziel trennte ihn eine knappe halbe Sekunde vom ersten Sieg seit Detroit 2017.

Hingegen hat Scott Dixon seinen ersten Saisonsieg 2023 mit eben dieser knappen halben Sekunde Vorsprung auf Graham Rahal eingefahren. Dritter wurde Patricio O'Ward, der Christian Lundgaard nach dessen verpatztem letzten Boxenstopp noch abfing. Fünfter hinter Lundgaard wurde Alexander Rossi.


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Alex Palou rettet P7 - Josef Newgarden abgeschlagen auf P25

Tabellenführer Alex Palou, der für 2024 überraschenderweise wohl doch bei Ganassi bleiben wird, und der nach dem Auslösen der Kollision mit Armstrong, Grosjean, Dixon und Newgarden zwischenzeitlich bis auf P2 nach vorn gerückt war, schloss das Rennen direkt zwischen den diesmal unauffällig gebliebenen Penske-Piloten Will Power (6.) und Scott McLaughlin (8.) auf P7 ab.

Damit hat Palou den Punkteverlust auf seinen siegreichen Teamkollegen Scott Dixon in Grenzen gehalten. Seinen Vorsprung auf Josef Newgarden hat er sogar abermals ausgebaut. Der als Tabellenzweiter angereiste Newgarden nämlich kam nach dem frühen Crash nicht über P25 mit zwei Runden Rückstand hinaus. Damit ist der Penske-Pilot in der Gesamtwertung hinter Scott Dixon auf den dritten Rang abgerutscht.

Linus Lundqvist (Shank-Honda) beendete sein zweites IndyCar-Rennen auf P12. Teamkollege Helio Castroneves, der in der IndyCar-Saison 2024 nur noch das Indy 500 bestreiten wird, kam auf P15 ins Ziel. Und für Andretti-Pilot Devlin DeFrancesco wurde es nach dem sensationellen Start letztlich gar nur P19 direkt hinter Teamkollege Romain Grosjean.

Damit geht es mit folgender Ausgangslage in der IndyCar-Gesamtwertung 2023 in die letzten drei Saisonrennen: Alex Palou hat 101 Punkte Vorsprung auf Scott Dixon, während Josef Newgarden jetzt 105 Punkte hinter Palou zurückliegt.

Bei den letzten drei Saisonrennen handelt es sich um ein Ovalrennen (St. Louis) und zwei Rundkurs-Rennen (Portland und Laguna Seca). Auf dem Gateway-Oval in St. Louis wird in zwei Wochen gefahren, diesmal aber nicht am Samstagabend unter Flutlicht, sondern bei Tageslicht am Sonntag (27. August).