• 11.10.2009 00:35

  • von Pete Fink

Schottisch: Franchitti spart sich zum Champion!

Dario Franchitti schlug den eigentlich überlegenen Ryan Briscoe und Scott Dixon ein Benzin-Schnippchen, und gewann in Homestead seinen zweiten IndyCar-Titel

(Motorsport-Total.com) - Wenn Zwei sich streiten, freut sich der Dritte. Selten passte dieses Sprichwort so perfekt, wie für das Firestone Indy 300. Ryan Briscoe (Penske) und Scott Dixon (Ganassi) lieferten sich auf dem Homestead/Miami-Speedway über 200 Runden ein fantastisches Duell, doch am Ende gewann Dario Franchitti (Ganassi) das Rennen, und damit auch seinen zweiten IndyCar-Titel nach 2007.

Titel-Bild zur News: Dario Franchitti

Burnout: Dario Franchitti ist der neue IndyCar-Champion der Saison 2009!

Den letztendlichen Ausschlag gab der sparsame schottische Benzinverbrauch, denn in einem nur 90 Minuten dauernden Saisonfinale kam es zu keiner einzigen Gelbphase. Deshalb mussten die Duellanten Briscoe und Dixon beide kurz vor dem Ende zu einem letzten Tankstopp an die Box kommen. Franchitti, der auf der Strecke fast eine Runde zurücklag, sparte frühzeitig Sprit, konnte durchfahren und triumphierte!#w1#

Das Rennen begann atemberaubend: Polesetter Franchitti verteidigte beim Start innen seine Führung, während sich sein Teamkollege Dixon sofort auf der Außenbahn daneben setzte. Zehn Runden lang bildete das Ganassi-Duo quasi ein rotes Parallel-Bollwerk, hinter dem sich Ryan Briscoe langsam aber sicher im mächtigen Windschatten heranrobbte.

Als der Schotte mit einem etwas übersteuernden Dallara-Honda schließlich nachgeben musste, zogen Dixon und Briscoe vorbei. Ab diesem Zeitpunkt spielte Franchitti auf Platz drei liegend im Rennverlauf keine Rolle mehr, verlor sukzessive an Boden, stellte sein Honda-Triebwerk auf die Magerstufe und konnte wenige Runden vor dem Ende zurückschlagen.

Briscoe gegen Dixon

Vorne wogte indes das Renngeschehen hin und her. Bis kurz nach den ersten Tankstopps behielt Dixon seine Führung, bevor Briscoe in Runde 63 außen herum am Neuseeländer vorbei Position eins übernahm. Der Speed, den das Duo dabei an den Tag legte, war so immens, dass nach 80 von 200 Runden bis auf Franchitti das gesamte IndyCar-Feld überrundet war!

Dario Franchitti

Scott Dixon und Dario Franchitti lieferten sich ein spektakuläres Rad-an-Rad-Duell Zoom

Zu diesem Zeitpunkt hatte es den Anschein, dass der Homestead-Sieg, und damit der IndyCar-Titel, allein zwischen Briscoe und Dixon entschieden werden würde. Der Australier ging dabei volles Risiko und überrundete die Konkurrenz teilweise im Staub, nur wenige Zentimeter von der Mauer entfernt. Doch ein genauso kämpferischer Dixon ließ sich niemals entscheidend abschütteln.

Mehr noch: Nach den zweiten Tankstopps kurz nach Rennhalbzeit konnte der Neuseeländer das Ruder wieder herumwerfen, und sich seinerseits am Penske-Piloten vorbeikämpfen. Doch Briscoe konterte keine 20 Umläufe später. Franchitti lag zu diesem Zeitpunkt bereits eine halbe Runde zurück und schien keine Rolle mehr spielen zu können.

Benzinfuchs Franchitti dreht die Situation

Das änderte sich erst mit den dritten Tankstopps. Briscoe und Dixon kamen parallel in Runde 144 zum Service, Franchitti blieb ganze sechs Umläufe länger auf der Strecke. Plötzlich war der Schotte wieder im Strategie-Spiel, denn damit war klar, dass der Ganassi-Dallara mit der Startnummer zehn ohne zusätzlichen Stopp ins Ziel kommen würde. Im Fall Briscoe und Dixon wäre dazu eine Gelbphase mit ein paar langsamen Runden hinter dem Safety-Car notwendig gewesen.

Ryan Briscoe

Ryan Briscoe gönnte sich nach dem Rennen einige Minuten der Enttäuschung Zoom

Was folgte, war ein strategisches Wettrennen. Das Führungsduo lag 20 Sekunden vor Franchitti, der nur genug tat, um einer Überrundung zu entgehen, gleichzeitig aber Benzin sparte. In Runde 175 lag er 20 Sekunden hinter Briscoe, in Runde 180 schon 21,5 Sekunden, und weitere fünf Umläufe später 23,5 Sekunden.

Aus Sicht von Briscoe und Dixon wollte diese Gelbphase einfach nicht kommen, und so war es schließlich um die eigentlich dominierenden beiden Fahrzeuge geschehen: In Runde 191 bog Dixon zur Tankstelle ab, einen Umlauf später folgte Briscoe. Plötzlich hieß der neue Führende Franchitti, der seinen Ganassi-Dallara tatsächlich über die Ziellinie brachte, und sich damit gleichzeitig seinen fünften Saisonsieg und den IndyCar-Titel 2009 sicherte.

Jubel bei Franchitti - Kopfschütteln bei Briscoe

"Ich erinnerte mich an das Saisonfinale 2007 und begann sehr früh damit, Sprit zu sparen", lautete die erste Analyse eines beinahe überrascht wirkenden, frischgebackenen Titelträgers, dessen Fahrzeug nach einigen Sieger-Donuts prompt mit einem trockenen Tank auf der Zielgerade liegenblieb.

Dario Franchitti

Die Entscheidung von Homestead: Dario Franchitti überquert die Ziellinie Zoom

Der entthronte IndyCar-Champion Dixon nahm die Niederlage mit Fassung: "Ich habe auf diese Gelbphase gehofft, aber sie kam und kam einfach nicht." Auch Ryan Briscoe wollte nach seinem bärenstarken Rennen kein Trübsal blasen: "Ich kann nicht allzu enttäuscht sein", so ein kopfschüttelnder Australier. "Ich konzentrierte mich die ganze Zeit auf Scott Dixon - und dann gewinnt Dario."

Hinter diesem Super-Trio spielte das restliche Feld in Homestead nur eine Statistenrolle. Tony Kanaan (Andretti/Green) wurde Vierter vor dem zweiten Penske von Helio Castroneves. Danica Patrick (Andretti/Green) sorgte für die einzige Kollision von Homestead, als sie in der Boxengasse mit Dan Wheldon (Panther) aneinandergeriet und umgedreht wurde. Bemerkenswert war das Newman/Haas-Debüt von Alex Lloyd, der sein erst drittes IndyCar-Rennen auf einem tollen achten Platz beendete.

Franchittis Konto weist in der Abschlusswertung 616 Punkte auf. Der Schotte hat damit elf Zähler mehr als sein Teamkollege Dixon. Hinter dem Ganassi-Doppel folgen zwei weitere Duos: Briscoe (3.) und Castroneves (4.) für Team Penske, sowie Danica Patrick (5.) und Tony Kanaan (6.) für Andretti/Green.


Fotos: IndyCars in Homestead