Detroit 1: Carlos Munoz gewinnt Abbruchrennen
Erster IndyCar-Sieg für Carlos Munoz (Andretti-Honda) im Regen von Detroit - Marco Andretti Zweiter - Erster Podestplatz für Simon Pagenaud als Penske-Pilot
(Motorsport-Total.com) - Das erste Rennen des unter dem Titel "Chevrolet Dual in Detroit" firmierenden IndyCar-Double-Headers auf der Belle Isle ist am Samstag nach 47 von 70 geplanten Runden abgebrochen worden. Heftige Regenfälle und Gewitter waren der Grund. Zum Zeitpunkt des Abbruchs lag Carlos Munoz (Andretti-Honda) an der Spitze. Zuvor hatte der 23-jährige Kolumbianer auf halb nasser, halb trockener Piste mit den absolut schnellsten Runden überzeugt.

© IndyCar
Erster IndyCar-Sieg für den 23-jährigen Kolubmianer Carlos Munoz Zoom
Aufgrund der Wettersituation wären die vollen 70 Runden ohnehin nicht zurückgelegt worden. Stattdessen wäre das Zwei-Stunden-Fenster zur Geltung gekommen. Die Rote Flagge kam nach etwas mehr als 90 Minuten Renndauer heraus. Zehn Minuten vor Erreichen der Zwei-Stunden-Marke machten die IndyCar-Offiziellen den Abbruch endgültig.
Schon der Rennbeginn stand im Zeichen des Wetters. Um den Zuschauern im Belle Isle Park so viele Runden wie möglich bieten zu können, wurde der Start um 15 Minuten nach vorn verlegt. Polesetter Will Power (Penske-Chevrolet) führte das Feld auf nasser Piste in Single-File-Formation zur Grünen Flagge. Während der Australier zunächst die Führung verteidigte, setzte sich der von Position vier gestartete Takuma Sato (Foyt-Honda) nachdrücklich in Szene.
Furioser Start von Sato - Coletti sorgt für Wirbel

© IndyCar
Runde zwei: Takuma Sato führt unter den drohenden Regenwolken Zoom
In Kurve 3 der ersten Runde zog Sato innen an Juan Pablo Montoya (Penske-Chevrolet) vorbei und schnappte sich Rang drei. Eine halbe Runde später ging der Japaner in Kurve 7 innen an Helio Castroneves (Penske-Chevrolet) vorbei und war Zweiter. In Kurve 1 der zweiten Runde griff sich Sato auch Power und wurde als Führender notiert. Doch noch vor Ablauf der zweiten Runde kam die erste Gelbphase heraus.
Rodolfo Gonzalez hatte seinen Coyne-Honda in Kurve 2 nach einem Dreher in die Mauer auf der linken Straßenseite gesetzt. Beim Restart verteidigte Sato die Führung. Dahinter sorgte Stefano Coletti (KV-Chevrolet) für reichlich Wirbel. In Kurve 1 probierte der IndyCar-Rookie aus Monaco ein 3-Wide-Manöver, das auf der feuchten Piste gründlich in die Hose ging. Coletti berührte James Jakes (Schmidt-Honda) und drehte diesen in die Spur von Tony Kanaan (Ganassi-Chevrolet).
Der nachfolgende Graham Rahal (Rahal-Honda) konnte nicht ausweichen, krachte in den hellblau-weißen Ganassi-Boliden von Kanaan und zerstörte sich dabei die rechte Vorderradaufhängung - das Aus für den bisher regelmäßig besten Honda-Piloten. "Einige der Jungs haben in der Anfangsphase einfach ihren Kopf nicht eingeschaltet", kritisierte Rahal kurz nach seinem Ausfall vor allem die Aktion von Coletti. Die IndyCar-Offiziellen sahen von einer Maßregelung des Monegassen ab.
Stefano Colettis 3-Wide-Manöver beim ersten Restart
Noch bevor das Rennen wieder freigegeben wurde, tauchte der auch Rang acht liegende Marco Andretti (Andretti-Honda) in die Boxengasse ab und ließ auf Anweisung von Vater Michael Andretti als erster Fahrer im Feld Slicks aufziehen. Charlie Kimball (Ganassi-Chevrolet), Luca Filippi (CFH-Chevrolet), Jack Hawksworth (Foyt-Honda) und Conor Daly (Schmidt-Honda) zogen noch vor dem Restart nach.
Während Sato beim Restart einmal mehr das Tempo vorgab und die drei Penske-Piloten Power, Castroneves, Montoya auf Distanz hielt, bogen nach und nach weitere Fahrer zum Wechsel auf Slicks in die Boxengasse ab. Ein spannendes Strategiespiel bahnte sich an. In Runde 13 aber musste das gesamte Feld erneut Tempo herausnehmen. Kimball hatte seinen slickbereiften Ganassi-Chevy in Kurve 2 in die Mauer auf der rechten Streckenseite gesetzt. "Es war die richtige Entscheidung, so früh auf Slicks zu gehen. Leider habe ich das Auto auf einer Pfütze aus der Kontrolle verloren und nicht mehr einfangen können", kommentierte der Drittplatzierte des Indy 500 vom vergangenen Sonntag.
Für die Spitzengruppe kam die von Kimball herausgebrachte Gelbphase wie gerufen. Angeführt von Sato tauchten sämtliche noch auf Regenreifen fahrenden Piloten in die Boxengasse ab und ließen ihrerseits Slicks montieren. Beim Zweitplatzierten Will Power gab es am rechten Hinterrad ein Problem. Der Australier verlor wertvolle Sekunden.
Marco Andretti gibt die Strategie vor

© IndyCar
23 Lead-Laps und Platz zwei für Marco Andretti nach frühem Wechsel auf Slicks Zoom
Folgerichtig übernahm der als Erster auf Slicks gegangene Marco Andretti die Führung vor den ebenfalls vor der Kimball-Caution umgerüsteten Piloten. Sato kam nach seinem Boxenstopp als Achter auf die Strecke zurück. Power wurde aufgrund seines langen Stopps nur noch auf Rang 14 geführt. Nach zwei weiteren kurzen Gelbphasen aufgrund von Kleinteilen auf der Strecke festigte sich in den Top 5 die Reihenfolge Marco Andretti, Jack Hawksworth, Luca Filippi, Stefano Coletti und Conor Daly.
Als eine Kollision zwischen Josef Newgarden (CFH-Chevrolet) und dem überrundeten Gabby Chaves (Herta-Honda) in Runde 31 eine weitere Gelbphase auslöste, war es unter dunklen Regenwolken Scott Dixon (Ganassi-Chevrolet), der als Erster auf Risiko ging und Regenreifen montieren ließ. Die Piste war aber noch zu trocken und der Neuseeländer lief Gefahr, sich die Profilreifen sofort wieder kaputt zu fahren.
Beim Restart hatte Dixon alle Mühe, das Tempo seiner slickbereiften Kollegen mitzugehen. In Kurve 3 verlor Marco Andretti die Führung, weil sein Andretti-Honda kurz stotterte. Mit einem raschen Wechsel des Mappings konnte der Sohn von Michael Andretti Schlimmeres verhindern. Ein paar Positionen aber waren verloren. Jack Hawksworth wurde als Leader notiert, während sich die Regenwand von Downtown Detroit kommend immer bedrohlicher in Richtung der Belle Isle schob.
So führte Spitzenreiter Hawksworth eine ganze Reihe von Fahrern zum Wechsel auf Regenreifen in die Boxengasse. Marco Andretti, dessen Andretti-Teamkollege Carlos Munoz und Simon Pagenaud (Penske-Chevrolet) aber blieben draußen und absolvierten noch die eine oder andere Runde mit Slicks. Der Andretti-Spross war von Vater und Rennstratege Michael Andretti eigentlich schon hereingerufen worden, entschied aber, bis zur 40. Runde draußen zu bleiben. Der in dieser Phase herausgefahrene Vorsprung auf die Verfolger Will Power, Scott Dixon und Co. sollte sich auszahlen.
In Runde 40 bog Marco Andretti ab - in erster Linie deshalb, weil er aufgrund seines frühen ersten Stopps schlicht und ergreifend tanken musste. Bei der Gelegenheit wurden Regenreifen montiert. Zwei Runden nach Andretti bogen auch Munoz und Pagenaud ab. Auf inzwischen halb nasser und noch halb trockener Piste war es der 23-jährige Kolumbianer Munoz, der klar die schnellsten Runden markierte. Nach seinem Stopp hatte er ein Polster von 20 Sekunden auf Teamkollege Andretti. Dieses baute er bis zur Roten Flagge (Runde 48 aufgrund von Gewitter) auf fast 30 Sekunden aus.
Doppelerfolg für Andretti Autosport und Honda
Weil die IndyCar-Offiziellen nach rund 20-minütiger Rotphase entschieden, den Abbruch endgültig zu machen, kam Munoz bei den schwierigen Bedingungen zu seinem ersten IndyCar-Sieg. "So ist Racing. Gegen das Wetter kannst du nichts machen. Wir hatten aber auch die richtige Strategie und haben alles richtig gemacht.", sagte Munoz, nachdem er beim 28. Start seinen Premierensieg in der Tasche hatte. Für Honda ist es in der Ära der Aero-Kits der zweite Sieg nach James Hinchcliffes Triumph in New Orleans und der zweite bei Regen.

© IndyCar
Teambeistzer Michael Andretti mit seinen beiden erfolgreichen Fahrern Zoom
Marco Andretti sorgte mit Platz zwei für einen Doppelerfolg für Andretti Autosport und Hersteller Honda - und das vor der Haustür von Konkurrent Chevrolet. "Ein Doppelerfolg ist großartig, aber ich hätte schon lieber selbst gewonnen", grinste der seit Juni 2011 sieglose Sohn von Teambesitzer Michael Andretti. Angesprochen auf die Entscheidung seines Vaters, den Wechsel von Regenreifen auf Slicks zu eröffnen, entgegnete Marco: "Ich lag auf Platz acht. Da war es klar, dass wir etwas probieren mussten." Michael gab das Kompliment zurück und merkte an: "Es war ein richtig schwieriges Rennen. Marco gab die Strategie für das gesamte Feld vor."
Dass Munoz kurz vor dem Abbruch vorbeizog, lag nicht zuletzt daran, dass die Spritvorräte bei Andretti am Ende waren und er den Wechsel zurück auf Regenreifen früher einlegen musste als der Kolumbianer. In einem Punkte waren sich Sieger Munoz und Vater und Sohn Andretti bei der improvisierten Siegerehrung im Media-Center einig: "Morgen wollen wir noch einen drauf setzen."
Hinter den beiden Andretti-Piloten Carlos Munoz und Marco Andretti zog Vorjahressieger Simon Pagenaud mit Platz drei seine erste Podiumsplatzierung seit dem Wechsel ins Penske-Team an Land. Polesetter und Teamkollege Will Power beendete das Rennen schließlich als Vierter vor Ganassi-Pilot Scott Dixon, der den Wechsel auf Regenreifen in Runde 31 eröffnet hatte.
Tabellenführer Juan Pablo Montoya büßt Punkte ein

© IndyCar
Der Punktevorsprung von Montoya auf Power ist von 25 auf elf geschrumpft Zoom
Helio Castroneves, Jack Hawksworth und Josef Newgarden belegten die Plätze sechs bis acht. Auf Platz neun wurde Luca Filippi gewertet, wenngleich er unmittelbar nach Passieren der Roten Flagge auf der inzwischen komplett nassen Piste in die Reifenstapel von Kurve 1 rauschte. Tabellenführer und Indy-500-Sieger Juan Pablo Montoya machte die Top 10 des ersten der beiden Detroit-Rennen an diesem Wochenende komplett.
Der so furios gestartete Takuma Sato musste nach einer frühen Kollision mit Conor Daly mit Platz elf vorliebnehmen. Daly, der bei Schmidt/Peterson Motorsports zum ersten Mal den verletzten James Hinchcliffe ersetzte, wurde seinerseits durch eine Kollision um ein besseres Ergebnis als Platz 19 gebracht. Beim Restart nach der Newgarden/Chaves-Kollision rauschte ihm Ryan Hunter-Reay (Andretti-Honda/13.) ins Heck. Sebastien Bourdais (KV-Chevrolet) hielt sich, von Platz sechs ins Rennen gegangen, nur zu Beginn in der Spitzengruppe auf. Der Franzose wurde 14.
Premierensieger Carlos Munoz ist beim siebten Saisonrennen bereits der sechste unterschiedliche Sieger. Einzig Juan Pablo Montoya hat zwei Siege (St. Petersburg und Indy 500) auf dem Konto. In der Gesamtwertung ist der Vorsprung des an der Spitze liegenden 39-jährigen Kolumbianers auf Penske-Teamkollege Will Power von 25 auf elf Punkte geschrumpft.
Die Grüne Flagge zum zweiten Rennen des Chevrolet Dual in Detroit fällt gemäß aktueller Planung am Sonntag gegen 21:50 Uhr MESZ. Sport1 US überträgt ab 21:30 Uhr live. Regenschauer sind auch für dieses Rennen nicht auszuschließen.

