• 24.05.2009 22:32

  • von Pete Fink

Triumph und Crashes: Castroneves siegt im Indy 500!

Helio Castroneves gewann sein drittes Indy 500, Danica Patrick auf Platz drei, Ganassi-Duo geschlagen - schwerer Crash von Vitor Meira

(Motorsport-Total.com) - Das Motorsport-Märchen um Helio Castroneves geht weiter. Vor sechs Wochen saß der Brasilianer in Diensten von Roger Penske noch auf der Anklagebank eines US-Steuergerichts in Miami, feierte erst Mitte April in Long Beach sein IndyCar-Comeback, sicherte sich eine Woche später in Kansas bereits Platz zwei - und setzte sich im Monat Mai nun die Indy-Krone auf.

Titel-Bild zur News: Helio Castroneves

Helio Castroneves: Der "Spiderman" holte sich seinen dritten Indy-500-Sieg

Denn nach der Pole Position holte sich der 33-Jährige auch seinen dritten Indy-500-Sieg, obwohl Team Penske zwischenzeitlich von einigen Getriebeproblemen geplagt war. Castroneves verlor zu Rennbeginn an der Box bei jedem Restart Position um Position, aber als es nach 140 der 200 Runden um die Wurst ging, war er nicht zu stoppen.#w1#


Fotos: 93. Indianapolis 500, Rennen


Castroneves kassierte nach Cautionperiode sechs den zu diesem Zeitpunkt führenden Scott Dixon (Ganassi), und ließ sich im Finale auch von zwei weiteren Gelbphasen nicht mehr aus dem Konzept bringen. In den letzten 17 Runden hielt er Dan Wheldon (Panther; 2.) und Danica Patrick (Andretti/Green; 3.) deutlich auf Distanz und gewann am Ende souverän mit einem Vorsprung von 1,982 Sekunden.

Viele frühe Abflüge

Tony Kanaan

Große Schrecksekunde für Tony Kanaan: Heftiger Abflug in Runde 97 Zoom

Es war der klassische, mit Unfällen gespickte Überlebenskampf von Indianapolis, der einige Mitfavoriten früh eliminierte. Alles begann gleich in Runde eins, als sich Mario Moraes (KV) und Marco Andretti (AGR) - immerhin zwei Piloten mit Außenseiterchancen - nach einem völlig unnötigen Kontakt gleich in der ersten Kurve verabschiedeten.

Auch für das Newman/Haas-Team war das 93. Indy 500 rasch beendet. Noch im ersten Rennviertel touchierte Robert Doornbos die Mauer. Sein junger Teamkollege Graham Rahal landete in Runde 57 auf Platz fünf liegend nach einem Überrundungsmanöver gegen Rennamazone Milka Duno ebenfalls in der Streckenbegrenzung.

Der Nächste aus dem Favoritenkreis war Tony Kanaan, der wie bereits im Vorjahr zur Rennhalbzeit die Segel streichen musste. Sein Andretti/Green-Dallara erlitt Ende der Gegengerade - vermutlich an der Hinterachse - einen Defekt. Kanaan fuhr zuvor konstant in der Spitzengruppe mit und krachte in Turn 3 hart in die Mauer.

Ganassi nur bis zur Rennmitte dominierend

Scott Dixon

Titelverteidiger Scott Dixon führte in Indianapolis nur zur Rennmitte Zoom

Zu diesem Zeitpunkt hatte das Ganassi-Duo Scott Dixon und Dario Franchitti das Renngeschehen an der Spitze fest im Griff. Franchitti hatte sich von Startposition drei aus sofort konsequent gegen Polesetter Castroneves und dessen Penske-Teamkollegen Ryan Briscoe durchgesetzt, und bestimmte zunächst die Anfangsphase.

Dixon wiederum arbeitete sich in erster Linie an der Box sukzessive nach vorne und tauchte in Runde 60 plötzlich ebenfalls an der Spitze auf. Der Grund war ein leichtes Tohuwabohu, als Briscoe, der sich erst kurz zuvor an Franchitti vorbei in Front schob, bei einem der zahlreichen Restarts plötzlich nicht an Fahrt aufnahm.

Der Titelverteidiger nutzte die Situation eiskalt und holte sich seinerseits Platz eins, während an der Penske-Box wegen der Getriebeprobleme Hektik aufkam. Fortan flogen die beiden roten Ganassi-Dallara im Paarflug vorne weg, doch deren Rennen sollte sich bei den folgenden Stopps ins Negative drehen.

Wheldon und Patrick mit starkem Rennen

Danica Patrick

Starker Auftritt: Danica Patrick holte sich einen grundsoliden dritten Platz Zoom

Bei Franchitti klemmte in Runde 132 der Tankrüssel, was den Schotten bis auf Platz zwölf zurückwarf. Dixon verlor gleich in der nächsten Gelbphase entscheidenden Boden, als der Neuseeländer nur als Siebter vom Service zurückkam. Damit waren die Mitfavoriten von Chip Ganassi geschlagen und landeten am Ende nur auf den Positionen sechs (Dixon) und sieben (Franchitti).

Auch der dritte Penske von Will Power schien sich im Finale als ernsthafter Castroneves-Herausforderer zu etablieren. Der Australier erlitt jedoch das gleiche Schicksal wie Dixon, als er im vorletzten Stopp nur als Sechster aus der Box kam. Mehr als Position fünf war für Power nicht mehr möglich. Ryan Briscoe wiederum musste noch einmal zum Tanken fahren und fiel von Rang zwei auf 15 zurück.

Andere IndyCar-Stars schoben sich im Überlebenskampf nun folgerichtig ins Rampenlicht. Dan Wheldon holte sich in seinem Panther-Dallara einen bärenstarken zweiten Platz, und egalisierte damit den Vorjahreserfolg von Vitor Meira. Der Indy-500-Sieger von 2005 wurde dabei von Danica Patrick (3.) stark unter Druck gesetzt, die im Finale von Indianapolis jedoch keinen Weg mehr am Briten vorbei fand.

Schwerer Crash von Meira

Vitor Meira

Runde 173: Schlimmer Unfall zwischen Vitor Meira und Raphael Matos Zoom

Platz vier ging an den besten KV-Dallara von Townsend Bell, der nach dem frühen Ausfall von Geheimfavorit Moraes mit dessen Boxencrew weiter arbeitete. Eigentlich war in allen Trainingssitzungen zuvor das Moraes-Auto das Schnellere der KV-Truppe gewesen, was den frühen und unnötigen Crash mit Marco Andretti in ein umso schaleres Licht rückt.

Das Finale von Indianapolis sah dann noch einen fast logischen Schreckmoment eines Rennens mit zahlreichen Abflügen: Vitor Meira (Foyt) und Raphael Matos (Luczo-Dragon) verhakten in Turn 1 ihre Räder, und beide schlugen hart in die Streckenbegrenzung ein.

Meiras Auto schlitterte dabei fast die gesamte Kurve hindurch auf seinen beiden rechten Reifen hochkant an der Mauer entlang. Der Brasilianer klagte anschließend über starke Rückenschmerzen und wurde in ein Krankenhaus nach Indianapolis gebracht.

Riesensatz für den "Spiderman"

Helio Castroneves

Helio Castroneves hatte am Ende einen deutlichen Vorsprung vor der Konkurrenz Zoom

Castroneves hingegen ließ sich natürlich nicht mehr die Butter vom Brot nehmen, und machte nach dem Überqueren der Ziellinie seinem Spitznamen alle Ehre: Der "Spiderman" kletterte nach 2001 und 2002 zum dritten Mal in seiner Karriere auf die Fangzäune des Indianapolis Motor Speedways, bevor alle Dämme brachen, und der so emotionale Brasilianer sein Siegerinterview unter Tränen gab.

Es war zugleich auch der 15. Indy-Triumph von Roger Penske und ein sehr populärer dazu, denn der nun dreifache Indy-Sieger Castroneves ist spätestens seit seinem Erfolg bei 'Dancing with the Stars' und seinem Steuerprozess auch in Mainstream-Amerika ein Begriff.

Der IndyCar-Sympathieträger machte ganz nebenbei auch einen Riesensatz in der Gesamtwertung, denn Castroneves rangiert nun mit 117 Punkten nur noch fünf Zähler hinter Leader Franchitti. Bereits am kommenden Wochenende geht es nun in die nächste IndyCar-Runde auf der traditionellen Milwaukee-Mile.