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Braucht die IndyCar-Serie ein eigenes "Drive to Survive"-Format?
Die Netflix-Sendung "Drive to Survive" hat viele Formel-1-, aber auch neue Motorsport-Fans in den Bann gezogen - Muss die IndyCar-Serie nachlegen?
(Motorsport-Total.com) - Hintergründe, emotionale Geschichten, Einblicke hinter die Kulissen und eine Menge Drama: Mit "Drive to Survive" hat Netflix nicht nur Formel-1-Fans in den Bann gezogen, sondern auch den ein oder anderen Menschen an den TV gebunden, der vorher nicht viel mit Motorsport anfangen konnte. Würde die US-amerikanische IndyCar-Serie von einem ähnlichen Format profitieren?

© Motorsport Images
Muss die IndyCar-Serie den Fans mehr Einblicke hinter die Kulissen gewähren? Zoom
Immerhin hat die IndyCar-Serie mit ihrem sportlichen Wendungen und der Spannung dafür gesorgt, dass die Saison 2021 die am meisten geschaute Meisterschaft in den vergangenen fünf Jahren war. 1,223 Millionen Fans verfolgten die Rennen regelmäßig in den TV-Bildschirmen - das sind 19 Prozent mehr als im Vorjahr. An die größte Motorsportserie in den USA, der NASCAR-Serie, kommt IndyCar so aber noch nicht heran - der Durchschnitt liegt da bei rund drei Millionen Zuschauern.
Das legendäre Indianapolis 500 auf dem vier Kilometer langen Superspeedway ist jedes Jahr der große Ausreißer. Im Jahr 2021 schauten in den USA 5,55 Millionen Fans das IndyCar-Rennen. Obwohl NASCAR in den USA und die Formel 1 weltweit deutlich mehr Zuschauer an die Bildschirme lockt, könnte sich für NBC ein Format wie "Drive to Survive" dennoch lohnen.
Geschichten der Schlüssel zur Fanbindung?
Im Vorfeld des Saisonauftakts 2022 wird IndyCar die Ergebnisse seiner jüngsten Fan-Umfrage bekannt geben, die in Zusammenarbeit mit Nielsen und Motorsport Network durchgeführt wurde. Sie sollte neue Erkenntnisse darüber liefern, warum die aktuellen Fans der Serie treu bleiben und was sie sich für die Zukunft wünschen. Fans an eine Serie zu binden, ist dennoch schwieriger als es scheint.
IndyCar-Rennen sind kurzweilig und deshalb sind auch die Live-Sendungen recht kompakt gehalten. Mit Leigh Diffey, Townsend Bell und James Hinchcliffe, der Paul Tracy ersetzen wird, hat NBC in den USA ein starkes Kommentatorenteam, jedoch bleibt meist kaum Zeit, die Geschichten hinter den Kulissen auszuweiden, da die wichtigsten Informationen über ein Rennwochenende die Sendezeit füllen.
Genau hier könnte der Sender ansetzen und mit einem neuen Format die Möglichkeit schaffen, die spannenden, emotionalen Geschichten der Teams und Fahrer zu erzählen, die Fans so in den Bann ziehen. In der Königsklasse hat "Drive to Survive" genau das geschafft: Die Geschichten wurden erzählt und nicht nur von treuen Fans, sondern auch von Neueinsteigern aufgesogen.
Offenheit der Teams gefordert
IndyCar-Rückblick 2021: McLaren & Grosjean verfehlen knapp die Titel
Die großen Sensationen der IndyCar-Saison 2021: Alex Palou fährt überraschend zum Titel; Ex-Formel-1-Fahrer Romain Grosjean mit starkem Debüt; F1-Team McLaren auch in den USA im Aufschwung. Unsere Redakteure Mario Fritzsche und Stefan Ehlen beleuchten in diesem Video das IndyCar-Jahr 2021 und dessen entscheidende Momente: Wer hat überzeugt, wer nicht? Und was heißt das für die Zukunft? Denn natürlich riskieren wir auch einen Seitenblick auf die "Silly Season" vor der IndyCar-Saison 2022. Plus: Wie ist das Abschneiden des siebenmaligen NASCAR-Champions Jimmie Johnson zu werten und wie setzt er sein IndyCar-Abenteuer 2022 fort? Das und mehr in unserem Video! Weitere Formelsport-Videos
IndyCar hat laut NBC bereits vor zehn Jahren ein ähnliches Format geschaffen, doch damals war das noch nicht von Erfolg gekrönt, auch weil die großen Teams Kameras kategorisch ausschlossen, um der Konkurrenz nichts zu verraten. Eher kleine Team haben das Format angenommen, um ihre Sponsoren glücklich zu machen. Mit mehr Zugang zu den Topteams - die Fahrer scheinen nicht das Problem gewesen zu sein - könnte es also etwas werden.
Ein pensionierter IndyCar-Fahrer, der die ersten paar Folgen von "Drive to Survive" gesehen hat, ist vom Konzept überzeugt und sagt: "Nach den vergangenen Jahren, in denen Mercedes alles gewonnen hat und die Rennen langweilig wurden, brauchte die Formel 1 so etwas wie das hier. Es zeigt jedem, wie hart die Serie ist und all die kleinen Dramen hinter den Kulissen. Ich mag es!"
Es gibt aber auch Stimmen, die eine Notwendigkeit eines solchen Formats in Frage stellen. Statt viel Geld in eine Produktion zu stecken, ist der Vorschlag, die Fanerfahrung bei den Übertragungen mit mehr Informationen und Daten zu verbessern. Eine emotionale Dokureihe würde angesichts der Konkurrenz im Fernsehen und auf Streamingplattformen sowieso nicht ausreichen, um junge Menschen vom Motorsport zu überzeugen, heißt es.
Fachkräftemangel und weniger Interesse an Autos
Und auch da liegt ein Hund begraben: Die neue Generation scheint nicht so großes Interesse an Autos zu haben wie ältere Generationen. Das wirkt sich nicht nur auf die Zuschauerzahlen, sondern auch auf den professionellen Nachwuchs aus. Ein hochkarätiges Teammitglied, das anonym bleiben möchte, erklärt, dass es aufgrund der steigenden Teilnehmerzahlen und des IMSA-Booms kaum noch Fachpersonal gibt, um die zahlreichen Autos einzusetzen - es gibt einen Fachkräftemangel.

© IndyCar Series
Die Motorsport-Teams suchen nach Fachpersonal! Zoom
Es geht also nicht nur darum, neue Fans zu generieren, sondern auch eine neue Generation zu motivieren, die zahlreichen Jobs im Rennsport anzustreben. Außerdem müssen die Sponsoren zufrieden sein, damit das Geld weiter fließt. Da ist es wichtig, die Zuschauerzahlen zu verbessern, damit die Unternehmen ihr Investment auch in guten Händen sehen - denn mehr ist ein Sponsoring letztlich nicht. Eine Doku-Reihe könnte dabei helfen, die Sponsoren zu präsentieren.
Doch wer würde ein solches Format zahlen? Im Vergleich zur Formel 1 steht der IndyCar-Serie ein deutlich kleineres Budget zur Verfügung und Netflix, Amazon oder selbst NBC würden sich ein solches Format sicher gut bezahlen lassen. IndyCar-Pilot Pato O'Ward ist sich den Kosten bewusst, sagt aber auch: "Wir müssen auf den Zug aufspringen und eine Show veranstalten, denn der Rennsport allein wird nicht ausreichen. Die Leute müssen sehen, was dahintersteckt, damit sie sich dafür interessieren."
IndyCar-Stars wollen ein eigenes Format
Der Mexikaner ist sich sicher, dass ein eigenes "Drive to Survive" der "Gamechanger" sein könnte, der die IndyCar-Serie einen großen Boost in Sachen Popularität gibt. Er hat sogar schon konkrete Vorstellungen: "Ich denke, dass jeder in der Serie bereit sein muss, zusammenzuarbeiten. Alle müssen authentisch sein und Emotionen zeigen, und das kann nicht vorgetäuscht sein."
Auch Hinchcliffe, der nach der Saison 2021 seinen Vollzeithelm an den Nagel gehangen hat, und im Jahr 2022 sein Kommentatorendebüt feiern wird, pflichtet O'Ward bei: "Wir müssen das bei allen vorantreiben und immer wieder neue Wege finden, die Menschen zu erreichen und unsere Geschichte zu erzählen. Wir werden es nirgendwo hinschaffen oder eine nachhaltige Zukunft haben, wenn wir sowas nicht machen."


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