• 23.08.2010 02:49

  • von Pete Fink

Auf dem Weg zum Titel: Power schlägt Ganassi-Duo!

Ein dominanter Will Power war auch in Sonoma nicht zu bezwingen - Scott Dixon und Dario Franchitti auf den Plätzen, viele Crashes im Mittelfeld

(Motorsport-Total.com) - Will Power hat seinen Anteil im Meisterschaftskampf erledigt. Der Penske-Pilot gewann den Honda Indy Grand Prix of Sonoma mit einer dominanten Vorstellung, und baute seinen Vorsprung in der Gesamtwertung auf nunmehr 59 Punkte aus. Sein Problem: Nun folgen noch vier Ovalrennen - die Spezialität des Ganassi-Teams.

Titel-Bild zur News: Will Power

Sieg Nummer fünf: Will Power war auch in Sonoma nicht zu bezwingen

Scott Dixon (2.) und Dario Franchitti (3.) mühten sich zwar nach Kräften und griffen auch tief in die Strategiekiste, doch gegen die Penske-Power hatte das Ganassi-Duo letztlich keine Chance. Powers Teamkollegen Ryan Briscoe (4.) und Helio Castroneves (5.) befanden sich in der Nacht von Sonntag auf Montag im sonnigen Nordkalifornien nur in der Beobachterrolle.#w1#


Fotos: IndyCars in Sonoma


Die unterhaltsamen 75 Runden von Sonoma begannen gleich mit einem Paukenschlag: Noch vor der Startflagge fuhr Dan Wheldon über das rechte Vorderrad von Bertrand Baguette (Conquest). Der Panther-Pilot war zu weit nach links gezogen und überschlug sich auf der Start-/Zielgeraden. Wheldon blieb unverletzt.

Bis Runde 15 passierte nur wenig, als plötzlich Alex Tagliani (14.) in Probleme kam. Der FAZZT-Pilot wurde von Platz vier aus nach hinten durchgereicht. Offensichtlich waren seine Reds vorzeitig am Ende, vier Runden später schlich der Kanadier an die Box. Firestone hatte nach Sonoma eine weichere Mischung mitgebracht, die etwa 1,2 Sekunden schneller war als die härteren Blacks. Die Reds sollten aber nur um die 25 Runden halten - bei insgesamt 75 Rennrunden und einer Zweistoppstrategie ein durchaus kitzliges Unterfangen.

20 Sekunden Vorsprung

Dan Wheldon

Schrecksekunde beim Start: Dan Wheldons Auto liegt kopfüber Zoom

Polesitter Power hatte an der Spitze alles unter Kontrolle. Dario Franchitti kassierte in Runde 18 den auf Platz zwei fahrenden Helio Castroneves, dessen Reds ebenfalls stark abbauten. Gleiches geschah bei Penske-Teamkollege Briscoe. Als die Stunde der ersten Stopps schlug, hatte Dixon hinter Power und Franchitti Rang drei erobert, Justin Wilson (Dreyer and Reinbold) lag auf Position vier vor Castroneves und Briscoe.

Letzterer war auch der erste der Spitzengruppe beim Reifenwechsel. Das sollte sich auszahlen, denn Briscoe übernahm nach dem Stopp Platz zwei hinter dem weiterhin unangefochtenen Power. Mangels Gelbphasen geschah der erste Boxenstopp unter Grüner Flagge. Wie überlegen der Australier zu diesem Zeitpunkt war, verdeutlicht sein Vorsprung von 20 Sekunden (!) auf seinen Landsmann und Penske-Teamkollegen.

Doch das sollte nicht so bleiben, schließlich hat die IndyCar-Serie ja noch Milka Duno. In Runde 33 lag die Venezolanerin bereits sechs Runden zurück und sorgte mit einem Dreher in der Haarnadelkurve sieben für eine Gelbphase. Powers komfortabler Vorsprung war zunächst dahin. Die Spitze befand sich nun geschlossen auf den härteren Blacks, was der Australier in Rundenzeiten umsetzte, die eine halbe Sekunde schneller als die Konkurrenz waren. Als die Serie der zweiten Stopps begann, hatte sich Power wieder einen Vorsprung von acht Sekunden erarbeitet.

Wieder war Briscoe früh an der Box, doch dieses Mal reagierte das Ganassi-Team: Franchitti wurden die harten Reifen aufgezogen, Dixon bekam die weicheren Reds. Beide Ganassi-Dallara befanden sich nun auf unterschiedlichen Reifenmischungen in der direkten Verfolgerposition. "Wir waren nicht schnell genug für Will", argumentierte Franchitti. "Also haben wir alles auf eine Karte gesetzt. Scott sollte ihn auf den Reds jagen und überholen. Es war das Pokerspiel wert."

Später Druck nach Gelbphase

Will Power Sonoma

Will Power sah sich am Ende dem Ganassi-Druck ausgesetzt Zoom

Die Idee ist nachvollziehbar, denn die Lebensdauer der Reds war kritisch. So geschah es auch: Franchitti und Dixon tauschten hinter Power die Plätze und der Neuseeländer machte Druck. Ein Vierkampf im engen Mittelfeld sorgte noch einmal für eine späte Gelbphase, was Dixon beim Restart tatsächlich in eine Angriffsposition brachte.

"Meine Aufgabe war es, Will unter Druck zu setzen", sagte Dixon. "Das habe ich auch geschafft, aber ich vermute, ich habe meine Reifen einfach etwas zu hart rangenommen." Dixon klemmte sich zwar in Powers Windschatten, doch an einen Angriff war nicht zu denken. Der 29-jährige Australier hatte die Situation jederzeit unter Kontrolle und gewann mit einigen Wagenlängen Vorsprung.

"Das ist alles schon etwas unwirklich", freute sich der nunmehr fünffache Saisonsieger. "Vor einem Jahr habe ich mir dieses Rennen im Krankenhaus angesehen und nun fahre ich um den Titel." Dies ist natürlich das große Ziel, auch ungeachtet der vier Ovalrennen. "Ich werde angreifen," versprach Power. "Ich will die Meisterschaft holen und ich will in diesem Jahr noch ein Ovalrennen gewinnen."

Es war die übliche Zweiklassengesellschaft: Hinter dem souveränen Penske- und Ganassi-Quintett kam Justin Wilson als Sechster und Best-of-the-rest ins Ziel. Tony Kanaan und Ryan Hunter-Reay holten für Andretti Autosport die Positionen sieben und acht. Graham Rahal (Newman/Haas; 9.) und Alex Lloyd (Dale Coyne; 10.) rundeten die Top 10 ab.

Turbulentes Mittelfeld

Simona de Silvestro

Heißes Duell: Simona de Silvestro und Raphael Matos Zoom

Rahal und vor allem Lloyd kamen zu ihren Top-10-Platzierungen, weil es im engen IndyCar-Mittelfeld von Sonoma desöfteren schepperte. Dabei spielten - unter anderem - Simona de Silvestro, Ernesto Viso, Takuma Sato und Danica Patrick die Hauptrollen.

De Silvestro attackierte zu Beginn auf Platz elf liegend den vor ihr fahrenden Raphael Matos wiederholt. Der Brasilianer wehrte sich mit Händen und Füßen, war später jedoch eines der Opfer der letzten Gelbphase. De Silvestro (13.) verlor alle Chancen nach ihrem ersten Boxenstopp, als sie von Ernesto Viso ins Kiesbett geschoben wurde.

KV-Pilot Viso war in Runde 65 auch der Auslöser der vierten Gelbphase, die das Rennen von Matos und Bertrand Baguette beendete. Das Kuddelmuddel entstand, weil Sato in Turn 11 Matos angriff und sich vorbei schob. Viso wollte mitziehen und kollidierte mit Matos und Baguette. Kurz vor Schluss kam es im Kampf um Platz zehn noch zu einem Kontakt zwischen dem Japaner Sato und Danica Patrick, was beide zurückwarf.

In der IndyCar-Gesamtwertung fokussiert sich der Titelkampf auf ein Duell zwischen Will Power und Dario Franchitti (-59 Punkte). Scott Dixon (-95), Ryan Briscoe (-130) und Helio Castroneves (-144) besitzen vier Rennen vor Saisonende nur noch Außenseiterchancen. Bereits am kommenden Wochenende beginnt der Reigen der vier Ovalevents auf dem Chicagoland Speedway.