Vorschau 24h von Daytona: Aufbruch ins DPi-Zeitalter

Mit einer neuen Generation von Prototypen kämpfen Privat- und Werksteams auf Augenhöhe - GT-Klassen stärker denn je - 24-Stunden-Action mit Würze!

(Motorsport-Total.com) - Der alljährliche Auftakt zur Saison im Sportwagensport wird 2017 noch spektakulärer: Noch mehr professionelle Teams, ein neues Reglement mit Chancengleichheit für alle, und der Anbruch eines neuen Zeitalter im Prototypensport. Die IMSA SportsCar Championship lädt zum Klassiker nach Daytona Beach in Florida. Und es dürfte ein echter Klassiker werden: In drei von vier Klassen ist das Feld stark besetzt wie nie zuvor. "Es ist immer ein Vergnügen, die stark überhöhten Kurven zu fahren", findet Pierre Kaffer.

Titel-Bild zur News: Filipe Albuquerque

Die neue Prototypenstruktur verspricht Spannung bis zum Schluss Zoom

Mit den 55. 24 Stunden von Daytona wird die Übergangzeit im amerikanischen Sportwagensport endgültig vorbei sein. Nach drei Jahren, in denen die Prototypen-Klasse aus den Überbleibseln von ALMS und Grand-Am bestand, kommt nun erstmals ein neues Reglement zum Einsatz. LMP2-Boliden und deren Ableger DPi werden die IMSA-Serie in die Zukunft führen. Die neuen Boliden werden beim 24-Stunden-Marathon gleich einmal einer Feuertaufe unterzogen.

Der IMSA ist es gelungen, zur Einführung des neuen Reglements gleich einmal drei Hersteller anzuziehen, weitere denken laut über einen Einstieg in den kommenden Jahren nach. Mazda, Cadillac und Nissan werden sich mit zahlreichen Privatteams messen, die mit den Standard-LMP2-Modellen realistische Siegchancen haben. Die Regelmacher haben es verstanden, Werks- und Privatteams nahezu gleiche Voraussetzungen mit auf den Weg zu geben - ein Kunststück, das kaum sonst einer Meisterschaft gelingt.

DragonSpeed und Rebellion fordern die Werke heraus

Bei den offiziellen Testfahrten Anfang Januar zeigte sich dann auch gleich in enges Feld: Ganze 1,3 Sekunden trennten das Prototypen-Dutzend, das den Gesamtsieg unter sich ausmachen soll. Seit dem Test hat das ESM-Team noch ein kleines Bonbon beim Ladedruck für den Nissan DPi erhalten. Die Bestzeit markierte das DragonSpeed-Team, das mit dem Oreca 07 antritt. Mit Ben Hanley, Loic Duval und Nicolas Lapierre sitzen drei Vollgastiere auf dem Fahrzeug, müssen aber Henrik Hedman möglichst ohne Rundenverlust durchschleppen.

Ben Hanley

DragonSpeed fuhr die Bestzeit bei den offiziellen Testfahrten Zoom

Rebellion hält mit dem Staraufgebot Sebastien Buemi, Nick Heidfeld, Neel Jani und Stephane Sarrazin dagegen. Mit der geballten WEC-Power wollen die Rebellen erstmals Daytona gewinnen. Nicht ohne Grund haben sich die Schweizer dem IMSA-Klassiker zugewandt. Hier finden sie vor, was ihnen in der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) stets verwehrt blieb: Eine realistische Siegchance. Gesamtsiege waren zuletzt 2013 in der ALMS möglich. Auch wegen der Einsatzmöglichkeiten in Amerika haben die Rebellen die LMP1-Klasse der WEC verlassen und fahren jetzt einen LMP2-Oreca 07.

Drei Hersteller verteidigen die DPi-Ehre

Die Werkskonkurrenz will die Klatsche durch einen Privatier natürlich mit Macht verhindern. Action Express hat seit drei Jahren nicht mehr gewonnen - eine viel zu lange Durststrecke für das Team, das dreimal hintereinander die IMSA-Meisterschaft gewonnen hat. Sie vertrauen auf den brandneuen Cadillac DPi V.R, der den Corvette DP beerbt. Während in Fahrzeug #5 weiter die bewährte Paarung Joao Barbosa, Christian Fittipaldi und Filipe Albuquerque zum Einsatz kommt, werden die Meister Ed Curran und Dane Cameron diesmal von Mike Conway und dem Youngster Seb Morris unterstützt, der sich noch beweisen muss.

Nach mehreren Jahren mit Corvette-DP hat sich VisitFlorida Racing dieses Jahr neu aufgestellt. Nicht nur kommt nun ein Riley-LMP2 zum Einsatz, sondern Marc Goosens und Renger van der Zande haben sich mit Rene Rast ein echtes Vollgastier ins Auto geholt. Nach zwei dritten und einem vierten Platz in den vergangenen Jahren ist das ehemalige Spirit of Daytona Team bereit für den ganz großen Wurf. Nur zu den Außenseitern hingegen zählen die Titelverteidiger: Extreme Speed Motorsports hat den Nissan DPi erst kurz vor dem Januar-Test erhalten. Zwar dürften die Boliden nach der Ladedruck-Anpassung schneller geworden sein, doch die Fahrzeuge sind weniger ausgereift als die der anderen Hersteller.


24 Stunden von Daytona - Mehr als ein Rennen

Einige weitere Teams hoffen auf eine Sensationen: Mazda ist zwar mittlerweile vom Speed her weit mehr als ein Geheimfavorit, in der Vergangenheit strauchelten die Turbo-Boliden jedoch wegen notorischer Unzuverlässigkeit. Mit dem RT24-P soll nun dieses Manko nun ausgebessert werden. Mit der zweitschnellsten Zeit beim Vortest ließ der japanische Hersteller bereits aufhören. Die beiden PC-Aufsteiger JDC-Miller und PR1/Mathiasen lauern in ihren LMP2-Boliden auf Aussetzer bei den großen Teams.

GTLM-Schlacht neu aufgelegt

Alle Augen werden in der GTLM-Kategorie auf den neuen Porsche 911 RSR gerichtet sein. Der Mittelmotor-Bolide wird seinen ersten Renneinsatz bei den 24 Stunden von Daytona feiern. Mit an Bord sind die neu verpflichteten Werksfahrer Laurens Vanthoor (mit Kevin Estre und Richard Lietz in der #912) und Dirk Werner (mit Fred Mako und Patrick Pilet in der #911). An den neuen Boliden sind große Erwartungen geknüpft. Der letzte Porsche-Sieg in Daytona datiert aus 2014, es wäre also wieder an der Zeit.

Seitdem ging die Ehre zweimal an Corvette. Nach dem unfassbaren Finale im vergangenen Jahr, als das Rennen nach 24 Stunden um 0,034 Sekunden entschieden wurde, wurden die Crews nicht verändert. Antonio Garcia, Jan Magnussen und Mike Rockenfeller können auf Revanche hoffen. Diese will ihnen vor allem das Ford-Team verhageln. Das Ganassi-Team holt auch seinen Ableger aus Europa aus dem Winterschlaf. Mit vier Ford GT stellt der US-Konzern das größte Werksengagement seit Jahrzehnten in Daytona auf. Nach dem Le-Mans-Triumph soll nun auch ein Sieg in der Heimat her. Im Vorjahr waren die Autos noch brandneu, zeigten aber bereits ihr Potenzial.

Andy Priaulx, Oliver Gavin, Tommy Milner

Ford fordert Corvette gleich mit vier Fahrzeugen heraus Zoom

Ein neues Auto brachte damals auch BMW an den Start. Das RLL-Team wartet allerdings mit dem M6 GTLM noch immer auf den ersten Sieg. Wie üblich erhalten die US-Werksfahrer Verstärkung durch DTM-Stars wie Bruno Spengler, Augusto Farfus und Martin Tomczyk, der sich 2017 verstärkt um das GT-Programm von BMW kümmern wird. Mit dabei ist wieder ein Art Car, das von den Fans aber nicht so positiv aufgenommen wurde wie frühere Kreationen. Nachgewürzt wird die GTLM-Kategorie durch den Risi-Ferrari. Auch der 488 war vergangenes Jahr neu, mittlerweile hat der Michelotto-Bolide einen Sieg beim Petit Le Mans eingefahren.

GTD stark wie nie

Wem das noch nicht genug GT-Action ist, für den gibt es in der GTD noch mehr Nachschlag. Stark wie nie präsentiert sich die GT3-Klasse. "Das wird eng wie nie zuvor werden", prognostiziert Pierre Kaffer, der für Alex Job Racing ins Lenkrad greift, die jüngst von Porsche auf Audi gewechselt sind. Zwar sind die Vorjahressieger Magnus Racing nicht mehr am Start, doch für Ersatz ist gesorgt: Bärenstark besetzte Mercedes treffen auf ebenso bärenstark besetzte Audis, Ferraris, Lamborghinis, BMWs, Aston Martins und Porsches.

Einzig McLaren und Bentley fehlen in der illustren Gesellschaft. Hinzu kommen die neuen GT3-Waffen von Honda und Lexus. Der NSX und der RC F werden sich erstmals als homologierte GT3 einem Kräftemessen unterziehen.

Paul Dalla Lana, Mathias Lauda

"Ameteurklasse" mit Werksfahrern: In der GTD geht's richtig rund Zoom

Die Testfahrten boten einen Vorgeschmack auf das, was zu erwarten ist: 17 Autos befanden sich innerhalb einer Sekunde, angeführt vom Manthey-Porsche #59. Es ist davon auszugehen, dass in dieser Kategorie noch in der Schlussstunde eine zweistellige Zahl von Fahrzeugen Chancen auf den Klassensieg haben wird.

Die einzige Klasse, die in dieser Saison schwächelt, ist die PC-Kategorie. Im letzten Jahr des Oreca FLM09 gehen nur fünf Teams in Daytona an den Start. Nachdem PR1/Mathiasen und JDC-Miller in die P-Klasse aufgestiegen sind, bleiben Starworks und BAR1 als Favoriten, die jeweils zwei Autos stellen. Hinzu kommt ein Oreca von Performance Tech.

Die 55. 24 Stunden von Daytona starten am Samstagabend um 20:30 Uhr MEZ. Ehrenmarschall ist IndyCar-Legende Dario Franchitti. (Alle relevanten Informationen finden sich in unserer Übersicht)

Hinweis: In einer früheren Version dieses Artikels wurde der Florida-Riley irrtümlicherweise als Cadillac aufgeführt. Wir bitten den Fehler zu entschuldigen.

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