Nach Reifen-Manipulation: IMSA-Zukunft von Meyer-Shank unklar

Der lange Schatten der Manipulation von Luftdrücken könnte Meyer Shank Racing den Werksvertrag mit Acura kosten - Teambesitzer verweisen lieber auf Sportliches

(Motorsport-Total.com) - Im Englischen nennt man es den "Elephant in the room" - eine ziemlich offensichtliche Tatsache, die niemand aussprechen möchte. Bei Meyer Shank Racing (MSR) stellt sich seit der Aufdeckung Anfang März die Frage, welche Auswirkungen die Manipulation des Reifendrucks bei den 24 Stunden von Daytona 2023 auf die Zukunft des Teams haben wird.

Titel-Bild zur News: Meyer Shank Racing kämpft um seine Zukunft in der GTP-Klasse der IMSA SportsCar Championship

Meyer Shank Racing kämpft um seine Zukunft in der GTP-Klasse der IMSA SportsCar Championship Zoom

Der Imageschaden ist beträchtlich, zumal Konkurrenten bereits die naheliegende Frage gestellt haben, wie das eigentlich mit den Reifendrücken in der MSR-Meistersaison 2022 gewesen sei. Und wie Honda Performance Development (HPD), bei dem sich das Team in einer Stellungnahme öffentlich entschuldigte, auf den eigenen Rufschaden reagieren würde.

Die Antwort kam bereits im Mai, als Wayne Taylor Racing mit seinem neuen Partner Andretti Autosport ein Zwei-Wagen-Engagement für die IMSA-Saison 2024 bekannt gab. Acura war seit dem werksseitigen Einstieg 2018 stets mit zwei werksunterstützten Fahrzeugen in der IMSA vertreten.

Auffällig ist auch, dass HPD, die sonst jeden IMSA-Sieg mit einer Pressemitteilung würdigen, dies beim Triumph von Colin Braun und Tom Blomqvist beim Mosport-Rennen in Kanada nicht getan haben.

Saison 2024 in der Schwebe

Teambesitzer Michael "Mike" Shank gibt am Rande des Road America-Rennens zu: "Wir arbeiten immer noch [an der Saison 2024]. Es läuft auf die letzte Minute hinaus, was ich nicht wirklich mag. Aber so ist es im Moment. Ich weiß nicht, wie groß die Chancen [auf einen Startplatz] sind. Das schwankt zwischen 50 und 80 Prozent."

Sollte Acura sein Werksengagement nicht auf drei Fahrzeuge ausweiten, bliebe MSR nur der Schritt zum Kundenteam. Porsche ist derzeit der einzige Hersteller, der aktiv LMDh-Kundenfahrzeuge für die GTP-Klasse anbietet. Cadillac hat dies zumindest in der Vergangenheit zu DPi-Zeiten getan.

Tom Blomqvist ist bereits für 2024 in den IndyCar-Arm des Teams geflüchtet

Tom Blomqvist ist bereits für 2024 in den IndyCar-Arm des Teams geflüchtet Zoom

Doch ist ein Engagement als Privatteam überhaupt möglich? Shank lässt zwischen den Zeilen durchblicken, dass eigentlich nur ein Werksengagement in Frage kommt: "Gute Frage. Darüber habe ich schon mit [Mitbesitzer] Jim Meyer gesprochen."

"Das Team, das wir aufgebaut haben, hat alles gewonnen, ist sehr konkurrenzfähig, hat sich von einem 200-Punkte-Rückstand zurückgekämpft und jetzt wieder eine Chance auf den Titel. Aus meiner Sicht sind [die Teammitglieder] an der Spitze des Sportwagensports und verdienen es, dort zu sein. Ihr könnt euch also vorstellen, wo wir unserer Meinung nach stehen sollten."

Fokus auf Titelkampf

Das ist die Geschichte, die Shank lieber erzählt: wie sich das Team nach dem anfänglichen Rückschlag zurückgekämpft hat. Nach dem Abzug von 200 Punkten haben sich Blomqvist und Braun bis auf 120 Punkte an die Tabellenführer Filipe Albuquerque und Ricky Taylor herangepirscht. 120 Punkte sind im Punktesystem eines IMSA-Rennens die Differenz zwischen P1 und P8.

Wayne Taylor Racing hat mit Andretti Autosport zusammengespannt und expandiert 2024 auf zwei Acuras

Wayne Taylor Racing hat mit Andretti Autosport zusammengespannt und expandiert 2024 auf zwei Acuras Zoom

Tabellenführer ist ausgerechnet der andere Acura ARX-06 vom Erzrivalen Wayne Taylor Racing. Der hat 2023 übrigens noch kein Rennen gewonnen, dafür aber mit Konstanz die Tabellenführung erobert.

"Seit dem schwierigen Januar haben sich diese Jungs zurückgekämpft und sind wieder im Meisterschaftskampf, das ist unglaublich. Wenn sie uns die Punkte zurückgeben würden, wären sie schon so gut wie Meister", sagt Shank.

"Wir werden wahrscheinlich in vier oder fünf Wochen wissen, wo wir [hinsichtlich 2024] stehen. Es ist mein 20. Jahr als Teambesitzer bei den 24 Stunden von Daytona, die wir dreimal gewonnen haben. Das war der Anfang von allem, also geben wir alles, um dabei zu bleiben."

Zwei Rennen stehen noch auf dem Programm: das neue Rennen im September auf dem Indianapolis Motor Speedway und das Petit Le Mans auf der Road Atlanta. Jim Meyer: "Wir sind mitten im Kampf. Behaltet uns im Auge."

Shank ergänzt: "Wenn wir nach Indianapolis auch noch im Lostopf sind, dann kommt besser zum Petit Le Mans. Das wird wie ein NASCAR-Rennen in Martinsville!"

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