• 31.01.2016 21:29

  • von Roman Wittemeier

24 Stunden von Daytona 2016: Sieg für ESM-Ligier!

Sharp/Brown/Derani/van Overbeek (ESM-Ligier) gewinnen die 24 Stunden von Daytona: Corvette bezwingt Porsche in GTLM-KLasse - Spritdrama in GTD-Klasse

(Motorsport-Total.com) - Scott Sharp, Ed Brown, Pipo Derani und Johannes van Overbeek haben die 24 Stunden von Daytona 2016 gewonnen und damit Geschichte geschrieben. Das Quartett im Ligier-Honda von Extrem Speed Motorsport (ESM) sorgte für den ersten Gesamtsieg eines LMP2-Fahrzeuges beim Klassiker in Florida. Somit endet eine Ära von über zehn Jahren mit Siegen von Daytona-Prototypen (DP). In der GTLM-Klasse setzten sich Gavin/Milner/Fässler im Fotofinish (!) gegen die Corvette-Kollegen Magnussen/Garcia/Rockenfeller durch (alles nachlesen in unserem Ticker vom Rennen!).

Titel-Bild zur News: Scott Sharp, Ed Brown, Luis Felipe Derani

Pipo Derani, Scott Sharp, Johannes van Overbeek und Ed Brown siegten Zoom

"Glücklicher könnte ich gar nicht sein", so Johannes van Overbeek nach einem harten Kampf über 24 Stunden. Der Ligier von ESM war zwar jederzeit schneller als die DPs, aber die WEC-Mannschaft von Scott Sharp hatte sich zwischenzeitlich zweimal eine Runde Rückstand eingefangen. Diesen Nachteil konnte man durch eine passende Gelbphase, aber vor allem durch den beeindruckenden Speed des jungen Pipo Derani wieder wettmachen. Der Brasilianer stellte sich in Daytona perfekt in die Auslage, markierte in 1:39.192 Minuten die schnellste Runde des Rennens - fast eine Sekunde schneller als der Zweitbeste!

Hinter den Siegern durften Taylor/Taylor/Angelelli/Barrichello (WTR) und Dalziel/Goossens/Hunter-Reay (VisitFlorida) vom Podium jubeln. Die Vorjahressieger im Ganassi-Riley-Ford mit der Startnummer 02 (Dixon/Kanaan/McMurray/Larson) hatten schon früh nichts mehr mit dem Kampf um den Sieg zu tun. Man fiel mit technischen Problemen gleich zweimal um einige Runden zurück und landete auf Gesamtrang 13. Das Schwesterauto mit Wurz/Hartley/Priaulx/Stroll erreichte hinter dem Action-Express-DP (Fittipaldi/Barbosa/Albuquerque/Pruett) den fünften Rang.

Shank-Ligier fällt aus: DeltaWing mit Glanzauftritt

In der Frühphase hatte sich im hart umkämpften Feld der Prototypen auch der Ligier-Honda von Shank als sehr konkurrenzfähig erwiesen, man schied jedoch mit einem Motorschaden am Abend aus. "Es gab keine Vorwarnung, der Motor ist einfach hochgegangen", berichtet John Pew. Die Überraschung des Rennens war zu diesem Zeitpunkt schon in der Garage verschwunden: DeltaWing. Vor allem Katherine Legge hatte die Rennrakete zu Beginn mit bärenstarken Fahrten an der Spitze des gesamten Feldes bewegt.

"Ich bin wirklich stolz auf das Team und auch auf mich", so die Britin, die für ein Novum in Daytona sorgte: Noch nie zuvor hatte eine Frau am Steuer eines eigentlich nicht regelkonformen Fahrzeuges in Führung gelegen. Der Schock kam nach 119 Runden, als Andy Meyrick in einen nicht beleuchteten, havarierten LMPC-Oreca krachte. "Der Funk war nicht zu verstehen und das Auto überhaupt nicht zu sehen. Ein riesiges Pech", so Meyrick. Kritik gab es an der Rennleitung, die sich mit dem Zeigen von Gelb viel zu viel Zeit ließ.


Daytona 2016: Der Crash des DeltaWing

Zu den tragischen Verlierern des Tages gehörte auch das Mazda-Team. Nach der Umrüstung der beiden Lolas aus 2,0-Liter-Turbo-Benziner waren die Fahrzeuge im Wettbewerb endlich ernst zu nehmen. Man mischte sogar im Bereich der Top 5 mit, musste aber mit zwei Defekten frühzeitig die Segel streichen. In der LMPC-Klasse gab es ein regelrechtes Massensterben der Technik. Am besten durch kamen Miller/Gaikhberg/Simpson/Koch (JDC-Miller) und feiert entsprechend den Klassensieg.

Krimi vom Feinsten: Finalduell der Corvettes

Spannender hätte ein Finale in der GTLM-Klasse nicht vom besten Thriller-Autor der Welt inszeniert werden können. Alle Marken waren - bezogen auf das reine Tempo - siegfähig, aber in der letzten Stunde gab es ein unglaubliches Finale zwischen Corvette und Porsche - und letztlich einen Mega-Krimi im Kampf um den Sieg. Zunächst konnten Oliver Gavin (#4) und Antonio Garcia (#3) an Le-Mans-Sieger Earl Bamber (Porsche #912) vorbeigehen, dann legten sich die beiden "Chevy-Brüder" herzhaft miteinander an.

"Unfassbar! Ich habe immer auf die Ansage von der Box gewartet, dass man es gut sein lassen soll. Aber der Spruch kam nicht. Ich konnte nicht mehr hinschauen. Aber die beiden Jungs haben das toll gemacht", beschreibt Tommy Milner den Kampf seines Kollegen Oliver Gavin bis zum Zielstrich. Die beiden gelben US-Dampfhammer zeigten eine gigantische Show. Garcia zeigte sich auf frischeren Reifen immer wieder neben dem Schwesterauto, kam aber nicht mehr vorbei.

"Ich dachte, ich könnte ihn packen. Ich habe alles gegeben", sagt er. "Schade, dass es nicht gereicht hat. Man darf nicht vergessen, dass wir einen Stopp mehr hatten als die Kollegen. Dennoch war es so knapp. Alles in allem großartig - nur, dass die falsche Corvette gewonnen hat." Auf der Uhr betrug der Abstand nach 24 Stunden unfassbar geringe 0,034 Sekunden. "Wir haben in der letzten Stunde alles gegeben, aber die Corvettes konnten mehr zulegen als wir. Da kann man nur gratulieren", sagt Bamber, der gemeinsam mit Fred Makowiecki und Michael Christensen Dritter wurde.

Ford mit viel Pech, BMW mit solidem Debüt

Das erwartet große Spektakel spielte sich in der GTLM-Klasse mit Beteiligung der Werke BMW, Ferrari, Chevrolet, Porsche und Ford über die gesamte Distanz ab. Allerdings musste die Mannschaft von Ford-CGR viel Lehrgeld bezahlen. Beide Autos wurden durch hartnäckige Probleme an den Gangwechseleinheiten frühzeitig an die Garage gezwungen. Nach vielen Reparaturen fuhren Hand/Müller/Bourdais (#66) und Briscoe/Mücke/Westbrook (#67) ihre Ford GTs jedoch mit riesigem Rückstand ins Ziel.

Nicht so ganz rund lief das Renndebüt auch für den BMW M6 GTLM. Die neue Waffe aus München sorgte für einen Schreckmoment, als Lucas Luhr mit einer explodierenden Bremsscheibe in den Barrieren landete und sein Auto #100 nachhaltig zerstörte. "Das waren zwei oder drei ordentliche Einschläge", so der Deutsche nach seinem plötzlichen Abflug. Das Schwesterauto #25 mit Bill Auberlen, Dirk Werner, Augusto Farfus und Bruno Spengler erreichte Rang fünf.


Fotos: 24 Stunden von Daytona, Rennen


Vor dem besten BMW konnte sich der neue Ferrari 488 GTE von Scuderia Corse (Pier Guidi/Premat/Serra/Rojas) auf Rang vier platzieren. Das Quartett der amerikanischen Mannschaft war sicherlich nicht das schnellste im neuen italienischen GTE-Auto. An den Fahrzeugen von Risi und SMP gab es jedoch ebenso technische Probleme wie am Porsche #911, der lange Zeit sogar geführt hatte. Am 911 RSR von Pilet/Tandy/Estre ging eine Antriebswelle kaputt.

Auf den letzten Tropfen: Rene Rast siegt im Audi

In der GTD-Klasse feierten Rene Rast, Marco Seefried, Andy Lally und John Potter einen Last-Minute-Sieg im Audi R8 LMS von Magnus. Audi-Werkspilot Rast hatte sich im Finish in Front gebracht, aber dann wurde der Sprit so knapp, dass die Benzinpumpe im Banking nicht mehr ordentlich fördern konnte. Fabio Babini (Konrad-Lamborghini) zog vorbei, um zwei Minuten vor Schluss selbst ohne Treibstoff auszurollen! Rast schleppte seinen R8 als Sieger ins Ziel.

In der Klasse mit GT3-Fahrzeugen waren nahezu alle Marken siegfähig. Großes Pech hatte die Lamborghini-Fraktion schon in der Nacht gehabt, als sich der Konrad-Huracan #21 und der baugleiche Wagen von Paul Miller Racing mit der Startnummer 48 in Führung liegend gegenseitig von der Bahn ballerten. Frikadelli gelang ein solides Debüt in Daytona mit Klassenrang zwölf. "Ich konnte das Tempo nicht ganz mitgehen. Das ärgert mich", so Sabine Schmitz selbstkritisch.

"Mein Problem ist: Auf der Nordschleife darf man nicht zu aggressiv zu Werke gehen, hier aber muss man sehr aggressiv fahren, beispielsweise auf der Bremse", erklärt die Nürburgring-Spezialistin, die ihren 911 GT3 R zumindest sauber über die Stints brachte. Großes Pech hatten Pierre Kaffer und Christopher Haase bei ihrem Einsatz für Flying Lizard. Am Audi R8 gab es Splitterdefekte, Bremsprobleme, Schäden an den Antriebswellen und zum negativen Abschluss noch ein zerbröseltes Getriebe.

Die heutigen Sieger in den vier Klassen bei den 24 Stunden von Daytona haben nicht nur beim Klassiker geglänzt, sondern gleichzeitig auch den perfekten Auftakt in die Saison der 2016 der IMSA-Serie (ehemals USCC) erwischt. Die Serie findet Mitte ärz mit einem weiteren Highlight ihre Fortsetzung. Der zweite Saisonlauf ist das berühmte 12-Stunden-Rennen von Sebring, wo die Fahrer und Fahrzeuge am 19. März erneut auf eine harte Probe gestellt werden.

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