Heftige GT4-Kritik: Kehrt Prosport ins ADAC GT Masters zurück?

Prosport Racing könnte noch 2024 im ADAC GT Masters antreten, nachdem man der GT4 European Series den Rücken kehrt - Riesige Kritik an BoP-Gebaren in der SRO

(Motorsport-Total.com) - Ungewöhnlicher Schritt von Prosport Racing: Das Team von Chris Esser, das mit Hugo Sasse und Mike David Ortmann in den Jahren 2022 und 2023 zweimal die ADAC GT4 Germany gewonnen hat, könnte sein GT4-Engagement noch während der laufenden Saison beenden und ins ADAC GT Masters zurückkehren.

Titel-Bild zur News: Prosport Racing könnte ins ADAC GT Masters zurückkehren

Prosport Racing könnte ins ADAC GT Masters zurückkehren Zoom

"Wir führen Gespräche, dass wir noch in diesem Jahr mit unserem Aston Martin Vantage GT3 im ADAC GT Masters an den Start gehen werden", bestätigt Esser. "Für uns ist es dabei wichtig, dass wir eine faire Fahrzeugeinstufung erhalten, aber wir führen derzeit konstruktive Gespräche mit dem ADAC, die sich sehr um einen Start von uns bemühen."

Die Fahrzeugeinstufung innerhalb der Balance of Performance (BoP) ist der Grund, warum Esser mit einem kompletten Serienwechsel liebäugelt. Derzeit startet das Team mit zwei Aston Martin Vantage GT4 in der hart umkämpften GT4 European Series.

Doch nach dem Sieg von Raphael Rennhofer und Hugo Sasse im zweiten Rennen beim Saisonauftakt in Le Castellet fuhr das Duo in den sechs Rennen seither nur noch zweimal in die Punkteränge. Esser, der sich nie scheut, Probleme offen anzusprechen, sieht den Grund dafür darin, dass sein Team mit dem Vorjahresmodell des Vantage fährt und damit in Ungnade gefallen ist. Damit kritisiert er indirekt auch das aktuelle Update des Vantage.

"Unser Problem ist, dass das Geschäftsmodell des SRO und der Hersteller auf den Verkauf von neuen Fahrzeugen und Evopaketen ausgelegt ist, also die Teams immer mit dem neuesten Material an den Start gehen müssen. Wir gehen mit dem Vorgängermodell von Aston Martin an den Start, welches unserer Meinung nach das bessere Rennfahrzeug ist", sagt er.

"Aus zuverlässiger Quelle wissen wir, dass die BoP des alten Vantage auf Bestreben von Aston Martin Racing so geändert wurde, dass er garantiert hinter dem neuen Vantage ist. Da das neue Fahrzeug bislang eher im Mittelfeld zu finden ist, mussten wir so stark eingebremst werden, dass wir praktisch chancenlos sind. Ich habe teilweise eher das Gefühl, dass eine BoB, eine Balance of Business, herrscht."

Hugo Sasse und Raphael Rennhofer gewannen in der GT4 European Series in Le Castellet, danach wurde es schwierig

Hugo Sasse und Raphael Rennhofer gewannen in der GT4 European Series in Le Castellet, danach wurde es schwierig Zoom

"Was wir mit dem alten Vantage GT4 hätten leisten können, hat man zum Beispiel deutlich beim Saisonauftakt in Le Castellet gesehen, als wir im Qualifying die Positionen eins und zwei eingenommen haben und das Rennen für uns entscheiden konnten."

Esser spricht damit ein Problem an, das in der GT3- und GT4-Szene hinter vorgehaltener Hand immer wieder thematisiert wird: Dass Update-Pakete für die Hersteller eigentlich nur eine Geldmaschine sind und sich der praktische Nutzen nicht selten in Grenzen hält.

Gerade Aston Martin hatte sich beim 2012er GT3-Vantage noch damit gebrüstet, dass dieser sieben Jahre lang unverändert eingesetzt werden konnte und auch im letzten Jahr noch konkurrenzfähig war. Das gegenwärtige GT4-Modell kommt ab der Saison 2020 zum Einsatz und hat bereits für 2024 ein Update erhalten.

Preisexplosion im GT4-Segment

Eine weitere Sache stößt ihm sauer auf: "Ich bilde mir ein, nach über zehn Jahren GT4-Racing und vier gewonnen Meisterschaften mit drei verschiedenen Modellen ein Urteil über das Thema fällen zu können. Schaut man sich die Preisentwicklung von den GT4-Fahrzeugen der letzten Jahre an, hat das nichts mehr mit Einsteigerserie zu tun."

"Der Preis eines neuen GT4-Autos ist seit 2016 um 100% gestiegen. Und als ob das noch nicht genug ist, präsentiert man den Kunden spätestens im zweiten Jahr ein nettes Evopaket für saftige Preise."

Sein erstes GT4-Fahrzeug, ein GT4-Fahrzeug auf Basis Porsche 911 Cup (997), habe 100.000 Euro gekostet. "Damit konnte man Meister werden. Heute muss man 250.000 Euro hinblättern und bekommt ein Großserienauto mit ein paar Tuningartikeln. Eine Saison hat vor acht bis zehn Jahren keine 100.000 € gekostet, jetzt reicht das dreifache nicht mehr aus."

Essers Team nahm bereits 2019 unter dem Namen

Essers Team nahm bereits 2019 unter dem Namen "Propeak Performance" am ADAC GT Masters teil, danach folgte eine Insolvenz Zoom

Doch warum wird nun ein Start in der noch teureren GT3-Szene angestrebt? Esser erklärt: "Eigentlich wollten wir bei den verbleibenden drei Rennwochenenden der ADAC GT4 Germany einen Gaststart absolvieren, haben diesen aber abgesagt, nachdem wir die BoP gesehen haben. Wir würden mit dieser Einstufung wie in Hockenheim chancenlos hinterherfahren."

"Unser Aston Martin hat zwar dieselbe Einstufung wie im Vorjahr, aber was nützt uns das, wenn der BMW und der Mercedes-AMG mit deutlich mehr Motorleistung fahren und der Porsche im Vergleich zum Vorjahr Gewicht ausladen darf?" Auch in den ADAC-Serien kommt die BoP nämlich von der SRO.

So wird nun ein Start im ADAC GT Masters angestrebt. Das Team ist in der Serie durchaus bekannt. Der Vorgänger von Prosport Racing, Prosport Performance, war unter dem Namen "Propeak Performance" 2019 in der Serie engagiert. 2021 nahm das heute bekannte Team Prosport Racing am Saisonfinale auf dem Hockenheimring teil.

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