Trotz eigenem Nachteil: Binder findet Lizenzsystem "sinnvoll"

Auch wenn die eigenen Chancen auf die Formel 1 theoretisch weiter sinken, hält Rene Binder die neuen Superlizenz-Kriterien für eine gute Sache

(Motorsport-Total.com) - Der angekündigte Punkteführerschein für die Superlizenz hat in der vergangenen Woche für viel Wirbel gesorgt. Mit den neuen Kriterien ist es nicht mehr so einfach, eine Superlizenz von der FIA zu bekommen. Man muss 18 Jahre alt sein, einen gültigen Führerschein besitzen, mindestens zwei Jahre in einer relevanten Serie unterwegs gewesen sein und schließlich 40 Punkte angehäuft haben, die es nach einem bestimmten Schlüssel zu erlangen gibt.

Titel-Bild zur News: Rene Binder

Rene Binder benötigt 2015 den Vizetitel in der GP2 für die Superlizenz Zoom

Im Klartext bedeutet das: Hat ein Fahrer keinen Erfolg, dann hat er auch keine Chance auf die Formel 1. Vorbei wären die Tage, in denen beispielsweise ein unbekannter Hongkong-Chinese namens Adderly Fong im Rahmen der Königsklasse auftauchen und einen Freitagstest absolvieren könnte, wie zuletzt in Abu Dhabi geschehen. Zwar schmälert das theoretisch auch die Chancen von Rene Binder auf einen Sprung in die Königsklasse, doch der Österreicher hält die Grundidee für gut.

"Ich finde es persönlich schon sinnvoll", sagt er von 'Motorsport-Total.com' auf das Punktesystem angesprochen. "Denn wenn man schon in der GP2 nicht vorne dabei ist, hat man eigentlich auch in der Formel 1 nicht viel verloren. Man muss schon in der Nachwuchsserie vorne mitfahren, damit es Sinn macht, in der Formel 1 zu fahren."

Für Binder heißt das, dass er sich strecken muss, will er 2016 die theoretische Chance auf die Superlizenz haben. Da er bislang keine Zähler für die zurückliegende Dreijahresperiode sammeln konnte, müsste er 2015 Meister oder Vizemeister in der GP2 werden, wenn er auf 40 Punkte kommen will. Dennoch sieht er nicht, dass sich für ihn mit dem neuen System etwas ändern wird.


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"Meine Chancen verschlechtern sich in dem Sinn nicht, denn die Formel 1 ist eigentlich im Moment eh kein Thema", sieht es der Österreicher realistisch. Er weiß, dass die Gesamtränge 23 und 25 auch ohne neues System nicht reichen würden. "Man muss ganz vorne mitfahren, ansonsten hat man eh keine Chance in der Formel 1. Wenn man in der GP2 nur Zehnter wird, dann nützt einem auch viel Geld nichts."

Doch während es für manche Fahrer keinen Unterschied macht, für die Serien könnte sich schon einiges ändern. "Es beeinflusst sicher die Wahl", meint Binder, dass Fahrer schon darauf achten würden, in welchen Serien es wie viele Punkte zu erreichen gibt. Und genau das sorgt Hersteller Renault: Eigentlich gilt die hauseigene Formel Renault 3.5 als Pendant zur GP2, doch laut Punkteschlüssel ist die Serie auf einem Niveau mit der GP3 und steht sogar unterhalb der Formel-3-EM - und könnte somit an Wert verlieren, auch weil der Meister nicht mehr automatisch für die Formel 1 qualifiziert ist.

Doch Binder sieht das nicht so dramatisch. Er glaubt nicht, dass sich der Unterbau zur Formel 1 deutlich verschieben wird. Für ihn stehe die GP2 sowieso bereits über der Formel Renault 3.5: "Im Endeffekt sieht man schon, dass das Fahrerniveau in der GP2 um einiges höher als in der World-Serie ist. Wenn ein Fahrer von dort in die GP2 aufsteigt, sieht man, dass es nicht so leicht ist." Und der Aufstieg in die Formel 1 ist nun noch einmal um eine Hürde höher geworden - nicht nur für Rene Binder.