Glock: "Haben leider den falschen Weg eingeschlagen"
Der GP2-Spitzenreiter im 'Motorsport-Total.com'-Interview über sein Heimspiel auf dem Nürburgring, das am Sonntag nicht ganz so gut lief wie am Samstag
(Motorsport-Total.com) - Frage: "Wie ist das Wochenende für dich gelaufen?"
Timo Glock: "Ich habe auf jeden Fall mehr Punkte geholt, als wir das in den letzten vier Rennen getan haben. Pole Position und Sieg am Samstag ist natürlich genial, vor allem beim Heimrennen auf dem Nürburgring."

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Timo Glock verzettelte sich ein wenig mit einer Änderung am Setup
"Heute bin ich ja leider nur Fünfter geworden. Eigentlich hatte ich schon etwas auf das Podium geschielt, da wir den Speed dazu eigentlich hatten. Leider habe ich von gestern auf heute noch eine Veränderung am Setup vorgenommen, die leider nach hinten losging."#w1#
"Ich hatte vom ersten bis zum letzten Sektor so wenig Traktion gehabt, dass ich nie in Schlagdistanz war. Ich war im Rennen zwei oder drei Mal nah an Nakajima dran, aber da hatte mein Reifen schon so stark abgebaut, dass einfach nichts mehr ging."
"Ich habe in den letzten zehn Runden schauen müssen, dass ich den Luca di Grassi hinter mir halte. Ich bin zum Schluss einfach nur noch mitgefahren und konnte nicht mehr attackieren. Andi ist auf dem Setup geblieben, das wir gestern hatten, und er ist fast die schnellste Rennrunde gefahren. Das zeigt, dass wir heute leider den falschen Weg eingeschlagen haben."
Frage: "Warum habt ihr das geändert?"
Glock: "Weil wir das in Silverstone von Samstag auf Sonntag gemacht haben. In Silverstone hat das sensationell gut funktioniert. Gut, ich bin zwar nicht das ganze Rennen gefahren, aber bis zu diesem Zeitpunkt hat es funktioniert. Wir haben gedacht, dass wir es hier dann nochmal probieren. Wir wussten, dass wir damit nicht komplett falsch liegen, aber es hat ganz einfach das gefehlt, was vielleicht nach vorn gereicht hätte."
Frage: "Aber das Rennen am Samstag lief super, oder?"
Glock: "Ja, das war bis auf den Start in Ordnung. Ich lag lange hinter dem Luca di Grassi, bis er an die Box ging. Ich musste warten, bis das Auto etwas zu mir kam, weil es einfach im ersten Abschnitt mit dem vielen Sprit an Bord etwas zu schwer war."
"Ich habe etwas warten müssen, bis ich gemerkt habe, dass genügend Sprit draußen ist und ich attackieren kann. Ich habe dann das Loch zum Luca wieder zugefahren und war dran. Ich habe gewartet, bis er an die Box geht und habe dann zwei Mega-Runden hingelegt, die waren echt 110 oder 120 Prozent."
"Ich habe mir in den zwei Runden aber auch dermaßen die Hinterreifen kaputt gemacht, dass ich gesagt habe, dass ich gleich reinkommen muss. Eigentlich hatten wir drei Runden geplant. Ich bin reingekommen und die Jungs haben einen Super-Boxenstopp hingelegt."
"Dann stand mir der Jason noch etwas im Weg, er hat uns alle eigentlich ein bisschen aufgehalten. Aber dann konnte ich ziemlich deutlich wegfahren. Ich hatte mir allerdings eine Bremsplatte zugezogen, sodass ich mir die letzten zehn Runden gesagt habe 'Heimfahren, nicht mehr attackieren!', weil ich noch das Bild im Kopf hatte, wie Räikkönen damals abgeflogen ist."
"Nelson Piquet hatte auch im vergangenen Jahr mal einen Unfall gehabt, wo anscheinend der Reifen geplatzt ist, weil er eine so starke Bremsplatte hatte. Deshalb habe ich mir gesagt 'Heimfahren, Ende'."
Frage: "Was sagst du zum Unfall von Lewis Hamilton? Die Autos sind ganz schön sicher, oder?"
Glock: "Ja, definitiv. Aber Lewis hatte auch das Glück, dass dort ein paar Reifenstapel standen, die die Kraft deutlich, deutlich weggenommen haben. Aber es war natürlich immer noch ein heftiger Einschlag. Ich bin froh, dass er in Ordnung ist und das Rennen fahren kann. Da er vom zehnten Startplatz aus losfährt, können wir uns sicherlich auf ein spannendes Rennen freuen."
Frage: "Aber der Reifenstapel war doch kein Glück, sie sollten doch dort stehen, wo man sie braucht..."
Glock: "Ja, aber das sollte man sich für Montréal vielleicht auch überlegen."
Frage: "Es war nicht nur für dich das Heimrennen, sondern in der Formel 1 für fünf deutsche Piloten, Markus Winkelhock gibt ja hier auch sein Debüt..."
Glock: "Im Qualifying war es für ihn wohl etwas schwierig. Wobei man natürlich nicht weiß, auf welcher Strategie er unterwegs ist. Es ist halt sein erstes Rennen und er ist zuvor nicht viel mit dem Auto gefahren. Ich freue mich für ihn, dass er sein Debüt geben kann und hoffe, dass er ein gutes Rennen fahren kann. Ich kenne ihn ganz gut, wir kennen uns von der Formel 3, und deswegen drücke ich ihm die Daumen, dass er einen guten Einstand gibt."
Frage: "Wie ist die Atmosphäre hier mit den ganzen deutschen Fans auf der Tribüne?"
Glock: "Natürlich ist es immer ein Ansporn, wenn man hier fährt. Du siehst die ganzen Fans auf der Tribüne, sie jubeln dir zu und freuen sich. Der Nürburgring war schon immer etwas Besonderes und ich bin hier eigentlich immer gute Rennen gefahren."

