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Di Grassi: "Manche Fahrer haben nicht das Niveau"
Lucas di Grassi im Interview über seinen Crash in Spa-Francorchamps, die Auswirkungen der Strafe und die Mentalität im Starterfeld der GP2
(Motorsport-Total.com) - Im vergangenen Jahr beeindruckte Lucas di Grassi in der GP2 nachhaltig. Der Brasilianer hatte drei Rennwochenenden verpasst und kämpfte am Ende trotzdem phasenweise noch munter um den Titel mit. Entsprechend viele Vorschusslorbeeren bekam der Renault-Schützling mit auf den Weg in die Saison 2009. Immerhin konnte er sich das Fahrzeug von Vorjahreschampion Giorgio Pantano bei Racing Engineering sichern. Doch bislang läuft es nicht rund. Di Grassi erklärt im Interview die Gründe.

© GP2
Lucas di Grassi hat den Sprung in die Formel 1 trotz Honda-Test nicht geschafft
Frage: "Lucas, in Spa-Francorchamps lief es zunächst richtig gut, bis es den Zwischenfall im Sonntagsrennen gab. Was genau ist passiert?"
Lucas di Grassi: "Zunächst lief es wirklich alles gut. Im Qualifying lag ich bis kurz vor Schluss ganz vorne, erst Parente klaute mir den Platz. Ich wusste, dass unser Auto gut sein würde, daher machte ich mir wegen der Rennen keine Sorgen. Dann kamen aber die Stewards und brummten mir drei Plätze als Strafe auf, weil ich aus deren Sicht jemanden blockiert hatte. Ich hatte zwar eine andere Meinung, aber trotzdem war ich zuversichtlich."#w1#
"Die Herausforderung für das erste Rennen war damit größer, meine Motivation aber ebenso. Das Rennen am Samstag lief dann wirklich gut. Natürlich ist es ein Unterschied, ob man von Platz zwei oder Platz fünf starten muss. Aber trotzdem konnte ich einen Podestplatz holen und für Sonntag hatte ich eine gute Ausgangsposition. Im Rennen lief ich dann auf Mortara auf. Er hatte ein Problem am Auto und ich setzte dan in der Schikane zum Überholen an. Dabei haben wir uns berührt und das Rennen war für uns beide beendet."
Frage: "Für die Kollision hast du dann eine weitere Strafe bekommen. In der Startauftsellung für das Samstagsrennen in Monza wirst du um zehn Plätze nach hinten versetzt. Wie beeinflusst das die Vorbereitung?"
di Grassi: "In der Vorbereitung auf das Wochenende macht das gar keinen Unterschied. Wir wollen trotzdem um den Sieg kämpfen, wie immer."
Frage: "Es gab in dieser Saison sehr viele Zwischenfälle. Manche sagen, dass die Piloten einfach zu sehr unter Druck stehen und sich in Szene setzen wollen. Wie siehst du das?"
di Grassi: "Zu einem gewissen Grad stimmt das wohl. Wir haben aber auch Fahrer, die vielleicht nicht ganz das nötige Niveau für die GP2 mitbringen. Sie wollen sich in Szene setzen und werden dafür bestraft. Auf der anderen Seite ist der Wettbewerb sehr eng. Man lässt also wirklich nicht gern jemanden passieren, manchmal will man es sogar mit allen Mitteln verhindern. Wenn man schneller ist, muss man sehr vorsichtig sein, denn du kannst nie wissen, wie der andere Fahrer reagieren wird."
"Natürlich gibt es auch solche, die genügend Erfahrung auf diesem Level des Motorsports haben. Pastor Maldonado zählt dazu. Mit dem hatte ich im Samstagsrennen einen herrlich sauberen Kampf. Man beachtet einfach eine gewisse Ethik, die einem vorschreibt, wann man noch die Linie zumachen darf und wann nicht. Ich habe am Sonntag im Rennen meine Lektion gelernt. Ich war sicher, dass Mortara gemerkt hatte, dass ich viel schneller bin. Er muss doch merken, dass ich gar nicht gegen ihn gefahren bin, sondern gegen Perez, der ihn zuvor überholt hatte."
"Ich habe wirklich nicht damit gerechnet, dass er noch zumacht, obwohl ich dermaßen viel schneller war. Am Ende standen wir beide neben der Strecke. War ich vielleicht zu gierig? Die Stewards haben das so gewertet. Ich fühlte mich eigentlich schon genug bestraft, denn immerhin hatte ich einen Podestplatz verloren. Aber das müssen die entscheiden, nicht ich."
Frage: "In Monza geht es über weite Strecken mit Vollgas zur Sache. Wo liegen dort die besonderen Herausforderungen?"
di Grassi: "Monza ist eine absolut aufregende Strecke. Wir haben aber viele traditionsreiche Strecken im Kalender. So gesehen, ist es ein Wochenende wie jedes andere. Ich werde auch dort wieder 100 Prozent für den Erfolg geben. Mein Team war dort im vergangenen Jahr sehr schnell. Sie standen auf der Pole-Position und waren am Samstag auf dem sicheren Weg zum Sieg. Wir werden also sicherlich ein Auto haben, welches ganz bestimmt für viele Punkte gut ist. Das muss auch so sein, denn ich will mir die Punkte zurückholen, die ich in Spa verloren habe."
Frage: "Wenn man die bevorstehende Strafe in Betracht zieht, wie sehen dann deine Ziele aus? Kann es vielleicht sogar ein Vorteil sein, nicht ganz vorne zu starten?"
di Grassi: "Nein, es ist immer einfacher, wenn man vorne losfahren darf, am besten sogar ganz vorne. Natürlich ist das aber längst keine Garantie. Das haben wir in Monza in vergangenen Rennen gesehen. Oftmals verpassen Piloten den Bremspunkt und knallen den Vorausfahrenden ins Heck. Ich hoffe nicht, dass so etwas passiert. Aber natürlich kann es so eine Szenerie geben und dann bin ich auf meinem maximal elften Startplatz vielleicht in einer besseren Position. Einfacher wird es aber nicht. Mitten im Feld braucht du auch etwas Glück. Samstags wird wohl kaum der Sieg drin sein, aber ich gebe mein Bestes und bin optimistisch."

