• 25.08.2007 20:39

Das große Siegerinterview mit Lucas di Grassi

Lucas di Grassi strahlt: In Istanbul konnte der ART-Pilot in einem turbulenten Rennen nicht nur gewinnen, sondern auch die Tabellenspitze übernehmen

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Lucas, dein erster Sieg in der GP2 und die Führung in dieser Meisterschaft. Könnte man sagen, dass du im Moment nicht glücklicher sein könntest?"
Lucas di Grassi: "Ja, ich denke, dass der Sieg genau zur richtigen Zeit kam. Es ist wunderbar, wenn man sich mit einem Sieg die Führung in der Meisterschaft holt. Vor allem, wenn das im Hauptrennen geschieht, denn das ist lang. Für mich war es ein sehr langes Rennen. Wenn man gleich am Anfang an die Box geht, kommt einem das Rennen sehr lang vor. Wir hatten wegen des Reifenabriebs große Sorgen, das hat uns in der Vergangenheit Probleme bereitet. Aber das Auto hat sich wirklich gut angefühlt und ich konnte den Vorsprung auf Giorgio Pantano und Adam Carroll halten. Ich bin sehr glücklich und sehr zufrieden mit dem Sieg."

Titel-Bild zur News: Lucas di Grassi

Lucas di Grassi hat seinen ersten Sieg und auch die Tabellenfürhung geholt

Frage: "Du hast gleich am Anfang viele Plätze gut gemacht. Erzähl uns davon."
Di Grassi: "Ja, die erste Runde war ein bisschen... also mein Start war nicht so gut aber ich habe Giorgio in der ersten Kurve überholt. Danach hat sich Luca gedreht und Adam versuchte ihm über den Dreck auszuweichen. Jeder ist irgendwo hingefahren. Da ich etwas weiter hinten war, konnte ich die Situation besser sehen, eine saubere Linie erwischen und Adam überholen. Direkt danach kam das Safetycar und ich lag an Rang drei hinter den beiden iSports. Ich wusste nicht, wer der beiden Glock und wer Zuber ist. Einer von ihnen kam mit mir in die Box, der andere nicht. Nach meinem Stopp lag ich hinter dem, der auch in der Box war - es war Zuber. Jeder ist sehr schnell gefahren. Ich denke, dass Negrao und Rodriguez vorn waren. Alle hatten eine gute Pace, deshalb gab es nicht viel zu Fighten. Ich hatte nur ein Duell, als Rodriguez einen Fehler gemacht hat und ich ein paar Kurven lang versucht habe, ihn zu überholen. Dann kann Adam noch einmal nah an mich heran, aber ich habe dann zwei Runden lang Gas gegeben und alles war gut."#w1#

Taktieren hinter Rodriguez und Zuber

Frage: "Du hast gesagt, dass du von denjenigen, die gestoppt hatten, an Platz zwei gelegen bist hinter Andi Zuber. Der hing sehr lang hinter Rodriguez fest, aber dein Rückstand auf ihn war auch recht groß. Hättest du die Pace gehabt, ihn einzuholen?"
Di Grassi: "Zu diesem Zeitpunkt war es sehr schwer, Rodriguez zu überholen und ich wollte nicht zu dicht an Zuber heranfahren, denn dann bekommt untersteuern und ruiniert sich die Reifen. Ich wusste, dass in den letzten Runden die Reifen den Unterschied ausmachen würden. Deshalb habe ich meinen Rückstand kontrolliert, meine Reifen so gut wie möglich geschont und das scheint eine gute Strategie gewesen zu sein."

"Roldan war ziemlich schnell und es war nicht nötig, ihn so schnell zu überholen." Lucas di Grassi

Frage: "Du hast sicher gesehen, als Zuber seinen Fehler gemacht hat und abgeflogen ist. Das Manöver gegen Roldan schien sehr riskant gewesen zu sein, da er es eigentlich wegen der Lücke zu Timo vorn nicht nötig gehabt hätte. Das musst du auch gewusst haben und du hast gesehen, was mit Andi passiert ist. Hast du je daran gedacht, einfach hinter ihm zu bleiben?"
Di Grassi: "Ja, Roldan war ziemlich schnell und es war nicht nötig, ihn so schnell zu überholen. Ich habe versucht, ihn zu überholen, weil er einen Fehler gemacht hatte. Und zu diesem Zeitpunkt war er dann sehr langsam und hinter mir kam Adam immer näher. Ich wusste, dass Roldan irgendwann noch zum Stopp musste, aber wir hatten noch sieben oder acht Runden vor uns, die Situation war also etwas komisch. Nach seinem Stopp konnte ich zwei Runden lang richtig pushen und den Vorsprung auf Adam wieder ausbauen. Er lieferte sich außerdem noch ein Duell mit Giorgio, das hat mir natürlich auch geholfen."

Kritiker sollten verstummen

Frage: "Du hast das ganze Jahr über gesagt, dass du konstant fahren und in den Punkten bleiben willst, weil das der beste Weg ist, den Titel zu holen. Jetzt hast du die Führung übernommen und einen Sieg geholt. Denkst du, dass das kritische Stimmen verstummen lässt, die vielleicht sagen, du würdest nicht genug Druck machen?"
Di Grassi: "Ich denke, ich habe soviel gepusht, wie es möglich war, ohne einen Fehler zu machen oder einen Unfall zu bauen, vor allem in Rennen eins, in dem man sich das gesamte Wochenende versauen kann. Wenn ich die Pace hatte, ein Rennen zu gewinnen, hatten wir Pech mit dem Safetycar oder anderen Dingen. Aber dann, wenn ich kein Siegauto hatte, habe ich Platz vier, fünf, drei geholt und damit so viele Punkte wie möglich. Heute hatte ich die Chance und das Auto, um zu gewinnen - und ich habe gewonnen. Darüber bin ich sehr glücklich. Ich denke aber, dass ich meine Strategie so fortführen werde, also versuchen, so schnell wie möglich zu sein, aber keine zu großen Risiken einzugehen."

Frage: "Es scheint der richtige Ansatz zu sein - drei Rennwochenenden vor Schluss bist du Tabellenführer..."
Di Grassi: "Ja, ich denke, wenn du die Meisterschaft anführst, machst du nichts falsch. In manchen Rennen hätte ich vielleicht besser sein könnten oder bessere Ergebnisse holen können. Aber die Saison ist lang, und so wie ich damit umgegangen bin, als ich kein so gutes Auto hatte, war ein ausreichend guter Weg, um mich im Titelrennen zu halten und jetzt bin ich an der Spitze."