Ferdinand Habsburg: "Der Unfall ist mir lieber als Platz zwei"

Ferdinand Habsburg zeigte im Macao-Grand-Prix der Formel 3 das wohl mutigste Überholmanöver überhaupt und verpasste den Sieg auf dramatische Art und Weise

(Motorsport-Total.com) - Eine heldenhafte letzte Runde, das vielleicht mutigste Manöver aller Zeiten in Macao und die Beinahe-Sensation in der Zielkurve: Ferdinand Habsburg hat beim wichtigsten Formel-3-Rennen des Jahres, der inoffiziellen Weltmeisterschaft in Macao, einen wahren Husarenritt hingelegt. Einzig das Happyend blieb dem Österreicher verwehrt. Denn sein entschlossenes Vorgehen endete wenige Meter vor dem Ziel in den Reifenstapeln. Habsburg zeigt sich dennoch sehr zufrieden mit seinem Rennen.

Titel-Bild zur News: Ferdinand Habsburg

Formel-3-Fahrer Ferdinand Habsburg sorgte für viel Aufsehen in Macao Zoom

"Ich bin sehr stolz auf das Wochenende", sagte er im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'. "Ich habe das meiste herausgeholt. Und ich habe es geschafft, bis zur letzten Kurve um die Führung zu kämpfen. Darauf bin ich stolz. Dass ich dann einen Unfall hatte, okay. Der Unfall ist mir lieber als Platz zwei."

Dabei sah es bis zur Schlussrunde genau danach aus, dass Habsburg die Ziellinie auf Rang zwei kreuzen würde - bis er vor der schnellen Mandarin-Kurve eine Attacke auf den Führenden Sergio Sette Camara vorbereitete. "Ich hatte viel bessere Reifen, weil ich deutlich schonender damit umgegangen war als Sergio", meint Habsburg. "Ich wusste eingangs der letzten Runde: Er kann mich nicht vorbeilassen. Er wollte es genauso gewinnen wie ich."

Habsburg geht "all in" in der Casino-Stadt

Deshalb wagte Habsburg ein tollkühnes Manöver: Er setzte sich vor der schnellsten Stelle des Kurses neben seinen Rivalen - auf der Außenbahn! "Sergio hatte vor der Mandarin-Kurve stark abgebremst. Da dachte ich mir: Wenn ich jetzt Vollgas mache, dann kriege ich ihn. Also probierte ich es. Ich bin mit Vollgas durch die Mandarin-Kurve gefahren. Er drückte mich dann so weit hinaus in die Wand. Ich hätte es geschafft, musste aber lupfen, weil ich keinen Unfall riskieren wollte."

Damit schien die große Chance auf den Sieg beim Macao-Grand-Prix vertan zu sein. Doch Habsburg gab nicht auf. "Ich habe während der kompletten letzten Runde alles probiert", erklärt der 20-Jährige. "Ich steckte meine Nase rein, wo ich konnte. Ich gab alles, doch Sergio hat überall verteidigt. In der Fisherman's-Kurve fuhr er Kampflinie. Da wusste ich: Das gibt mir die Möglichkeit."

"Ich hätte es geschafft, musste aber lupfen, weil ich keinen Unfall riskieren wollte." Ferdinand Habsburg

Habsburg nutzte seinen Überschuss zu einem letzten Angriff und zog vor der Zielkurve erneut auf die Außenbahn. Und dieses Mal schloss der Österreicher das Manöver auch erfolgreich ab und bog als Führender in die R-Bend ein. Dann das Unfassbare: Sette Camara flog hinter Habsburg in die Reifenstapel. Und Habsburg selbst hatte etwas zu viel riskiert und blieb ausgangs der Zielkurve ebenfalls am Reifenstapel hängen. Ein kleiner Rutscher hatte sein Auto in die Banden gezogen. Am Ende rollte er auf drei Rädern noch als Vierter ins Ziel.

Die Zielkurve ändert alles

Das hatte sich Habsburg - in der Tat! - ganz anders vorgestellt, wie er sagt. "Aus irgendeinem Grund hatte ich vor dem Rennen genau visualisiert, wie es sein könnte, wenn du in der letzten Runde in der Kurve um die Führung kämpfst. Ich weiß nicht warum, denn normalerweise überholst du hier auf den Geraden. Aber ich hatte es irgendwie anders im Kopf", berichtet der Formel-3-Pilot. "Als ich schließlich an die Stelle kam, dachte ich mir: Genau so hattest du es dir ausgemalt. Ich konnte nach dem Überholmanöver aber nicht zurück auf die richtige Linie. Das war es dann."

Ob er rückblickend lieber taktischer gefahren wäre und vielleicht erst bis nach Mandarin abgewartet hätte? Habsburg, in Macao in jeder einzelnen Session in den Top 5, winkt ab: "Ich hätte es nicht anders gemacht. Ich kann ohnehin nicht zurückgehen und es anders machen. Ich habe es einfach probiert." Eben diese Courage wurde direkt nach der Zieldurchfahrt auch honoriert: Fans, Fahrerkollegen und Medienvertretern beglückwünschten Habsburg zu seinen mutigen Manövern, sein Rennstall Carlin feierte ihn wie einen Sieger.

"Ich habe es einfach probiert." Ferdinand Habsburg

"Viele kamen zu mir, wollten Autogramme und Fotos. Sie sagten mir, ich sei der große Held. Das ist ein gutes Gefühl", sagt Habsburg und meint: "Ich habe auf der Rennstrecke mein Herz ausgeschüttet. Das wird anerkannt. Aber das Wichtige ist, dass jeder weiß, was ich drauf habe. Hoffentlich haben die anderen Fahrer jetzt ein bisschen mehr Respekt vor mir - dass sie wissen, wenn ich komme, dann mache ich es ihnen nicht einfach."

Und Habsburg wird wiederkommen. Das ist zumindest sein Plan. Denn für die Motorsport-Saison 2018 hat er sich bereits große Ziele gesetzt: "Nächstes Jahr geht es für mich weiter in der Formel-3-EM. Dort will ich als Meister abtreten. Dann will ich wieder hierher nach Macao kommen, dieses Wochenende dominieren - und gewinnen."

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