Saudi-Arabien auf der Suche nach neuem Formel-E-Kurs: Neom statt Diriyya?

Saudi-Arabien denkt darüber nach, das Formel-E-Rennen aus Diriyya abzuziehen - Die Planstadt Neom hat ihren Hut in den Ring geworfen

(Motorsport-Total.com) - Neom ist eine Planstadt an der Küste des Roten Meeres, die in der Nähe von Ägypten, Jordanien und Israel aufgebaut werden soll. Diese neu geschaffene Grenzstadt bemüht sich um das Formel-E-Rennen von Saudi-Arabien, das aktuell in Diriyyah stattfindet, einem Vorort der Hauptstadt Riad.

Titel-Bild zur News: Nyck de Vries

Neom prangt auf dem Formel-E-Auto von Mercedes Zoom

Doch warum könnte das Rennen eigentlich aus Diriyya abgezogen werden? Das Land will sich unabhängiger vom Ölexport machen und den Tourismus ankurbeln. Erst im Jahr 2019 wurde der Wüstenstaat für Besucher aus aller Welt geöffnet. Mit einem Umzug des Formel-E-Rennens möchte die Monarchie auf andere Landteile aufmerksam machen.

Dabei steht die "Smart-City" Neom noch gar nicht. Die Stadt soll für rund 420 Milliarden Euro erst noch errichtet werden. Sie soll eine unabhängige Wirtschaftszone mit eigenem Rechts- und Steuersystem werden. Politische Unabhängigkeit wird es aber nicht geben. Der Energiebedarf der Stadt soll durch Wind- und Sonnenkraft gedeckt werden. Außerdem steht Automatisierung im Vordergrund: Dienstleistungen und Standardprozesse sollen von Robotern durchgeführt werden.

Das Projekt ist Teil der "Vision 2030", das dem Land unabhängig vom Öl zum Wirtschaftswachstum verhelfen soll. Sport soll in der Planstadt ebenfalls eine wichtige Rolle spielen, weshalb die Formel E perfekt in das Konzept der Saudis passen würde. Im Jahr 2021 war der Bereich Neom bereits Teil der Rallye Dakar und auch die Extreme-E-Serie könnte in der Region am 3. und 4. April 2021 ihr Rennen austragen.

Neom-Sportpartnerschaftsdirektor Neal Couplan sagt: "Saudi-Arabien hat seine großen Ambitionen, viele verschiedene Formen von Motorsport zu beheimaten, bereits gezeigt." Die Organisatoren von Neom würden sich über die Möglichkeit freuen, sich für ein Formel-E-Event bemühen zu dürfen.

Stoffel Vandoorne, Norman Nato

Neom wirbt auf dem Formel-E-Auto von Mercedes Zoom

Laut Coupland hat es bereits erste Gespräche zwischen den Verantwortlichen von Neom und der Formel E gegeben. "Wir sind sehr interessiert daran, seriöse Gespräche darüber zu führen. Bisher gab es nur ein paar lockere Diskussionen. Wir haben über die Formel E und Extreme-E-Serie gesprochen und wir sind von der Entwicklung beider Meisterschaften begeistert."

"Ich habe keine Zweifel daran, dass die Formel E eines Tages in Neom fahren wird", gibt sich Coupland selbstbewusst. "Ich weiß aber noch nicht, in welchem Jahr das sein wird." Die ersten großen Bauvorhaben sollen in der Planstadt 2025 fertiggestellt werden. Saudi-Arabien an sich hat sich das Formel-E-Rennen für insgesamt zehn Jahre gesichert, der Austragungsort ist dabei variabel.

Neom hat bereits eine Verbindung zu einem Formel-E-Team: Mercedes! Der Name der Planstadt steht prominent auf der Nase und den Radkästen des Fahrzeugs. Stoffel Vandoorne hat bereits auf der gebauten Straße in der Region erste Demonstrationsfahrten absolviert. Die Straße "The Line", die 160 Kilometer lang werden soll, soll das Land mit den Nachbarn Ägypten und Jordanien verbinden. "Weil es Neom ist, würden wir ein völlig anderes Rennen bieten", sagt Coupland.


Fotostrecke: Spotterguide: Alle Autos und Fahrer der Formel-E-WM 2021

Saudi-Arabien steht trotz der Öffnung für den Tourismus international weiterhin stark in der Kritik. Menschenrechtsverletzungen sind in der absoluten Monarchie an der Tagesordnung und auch die Rolle der Frau in der Gesellschaft wird von außen scharf kritisiert. Zuletzt stand die Königsfamilie wegen der Ermordung des kritischen Journalisten Jamal Khashoggi im Fokus.

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