Piquet: Warum die Formel E schwieriger als die Formel 1 ist

Die NextEV-Piloten Nelson Piquet jun. und Oliver Turvey philosophieren darüber, wieso ein Formel-E-Bolide schwieriger zu fahren sei als ein Formel-1-Bolide

(Motorsport-Total.com) - Laut Niki Lauda könne jeder Affe einen Formel-1-Boliden bewegen. Das hatte der Österreicher einst zu seiner Zeit als Jaguar-Teamchef verlauten lassen. Mittlerweile hat noch viel kompliziertere Technologie Einzug in die Königsklasse gehalten und der Schwierigkeit neuen Ausdruck verliehen, doch verglichen mit einem Event in der Formel E sei das reine Fahren in den Autos noch leicht, da sind sich die Formel-E-Piloten weitgehend einig.

Titel-Bild zur News: Nelson Piquet Jun.

Ein Formel-E-Auto schnell zu bewegen, ist vor allem auf Dauer schwierig Zoom

Zwar mag die Elektrorennserie durch die niedrigeren Geschwindigkeiten körperlich nicht so anstrengend sein, wodurch man auch einfacher auf eine gute Rundenzeit kommt, wie Ex-Champion Nelson Piquet jun. sagt, doch Konstanz ist in der Formel E ein Fremdwort. "Du musst dein Gefühl und deinen Fahrstil in jeder Runde anpassen", nickt sein NextEV-Teamkollege Oliver Turvey. Und das mache die Serie so schwierig.

"In der Formel 1 kennt man in jeder Runde die Bremspunkte genau und weiß, was man erwarten kann. In der Formel E gibt es so viele Variablen, die sich verändern", so Piquet weiter. Energiesparen, Energierückgewinnung, Bremsverteilung, Reifen - das sind nur einige Parameter, auf die sich ein Fahrer beinahe in jeder Kurve neu einstellen muss. "Es sind immer kleine Dinge, weil man immer in unterschiedlichen Geschwindigkeiten und Einstellungen fährt", meint der Brasilianer.

Und wenn man nur ein Detail ändert, folgt meist ein Rattenschwanz an Konsequenzen, wie er weiter erzählt: "Die Regeneration verändert sich, die Bremstemperaturen verändern sich. Wenn man schneller fährt, dann hitzen sich die Bremsen mehr auf - und dann verändert sich die Bremsverteilung", so Piquet. "Es kommt immer darauf an, was im Rennen passiert."

Hinzu kommen äußere Faktoren, die die Formel E zu einer komplizierteren Angelegenheit machen. Weil alle Rennen Stadtkurse sind, darf man sich keinen großen Fehler erlauben - ansonsten hängt man schnell in der Wand. "Und außerdem sind die Stadtkurse viel welliger", ergänzt Turvey. "Wenn du über eine Bodenwelle fährst, blockierst du vielleicht die Räder. In manchen Runden blockieren sie, in anderen nicht."


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Und weil die Aerodynamik keine so große Rolle spielt, ist das Feld viel dichter beisammen. Das bedeutet, dass man ständig Autos um sich herum hat, auf die man Acht geben muss, während man gleichzeitig noch seinen Energieverbrauch im Auge behalten muss. Auch Überholmanöver sind mit den ähnlichen Boliden und den engen Kursen noch einmal deutlich schwieriger als in der Formel 1.

Die größte Herausforderung ist aber das Qualifying, wissen die Piloten: "Du bekommst nur einen Versuch", sagt Turvey. Misslingt einem unter dem Druck sein einziger Versuch, kann das ganze Wochenende gelaufen sein. Einen zweiten hat man nämlich nicht.