Nachwuchsformeln in den USA nach Europa-Vorbild?

Mit der Formel 4 hat die FIA in den USA eine europäische Nachwuchsformel installiert - Doch der weitere Weg im Formelsport wird (noch) von IndyCar dominiert

(Motorsport-Total.com) - Seit 1978 (Mario Andretti) wartet die USA auf einen Formel-1-Weltmeister. In jüngerer Vergangenheit schafften es zwei Fahrer aus Nordamerika in die Formel 1. Der US-Amerikaner Alexander Rossi bestritt Ende 2015 fünf Grands Prix für Manor. Aktuell absolviert der Kanadier Lance Stroll seine erste Saison mit Williams und durfte sich schon über einen Podestplatz freuen. Beide durchliefen die Formelserien in Europa und lernten das Handwerk des Rennfahrers.

Titel-Bild zur News: US Flagge

Im US-Motorsport dominieren NASCAR, IndyCar und IMSA das Geschehen

In den USA sind die Nachwuchsserien im Formelsport anders organisiert und führen die Talente an die IndyCar-Serie heran. Es gibt die USF2000-Serie ("Mazda Road to Indy") und anschließend die IndyLights-Meisterschaft. Beide Serien werden von IndyCar sanktioniert. Seit 2013 hat die FIA gemeinsam mit dem US-Verband SCCA (Sports Car Club of America) eine Formel-4-Meisterschaft nach Europa-Vorbild auf die Beine gestellt.

Es stellt sich die Frage, ob die FIA weitere Nachwuchsformeln in den USA, Europa (und Asien) standardisieren könnte, um Nachwuchsfahrern weltweit eine vergleichbare Plattform zu bieten. "Ich finde, es ist wichtig zu sagen, dass wir die Ersten waren, die mit der Formel 4 in den amerikanischen Markt gegangen sind", hält Stefano Domenicali, der Chef der FIA Monoposto-Kommission fest. "Darauf sind wir stolz. Niemand hätte gedacht, dass das möglich wäre. Das war der erste Schritt."

Trotzdem bleibt jungen Fahrern, die den Traum von der Formel 1 haben, nur der Schritt nach Europa. Oder sie wählen das Nachwuchsprogramm von IndyCar. Die FIA steht in den USA ziemlich isoliert da, selbst SCCA im Vergleich zu NASCAR, IndyCar oder IMSA nur über eingeschränkten Einfluss verfügt. Der Knackpunkt ist, wie die FIA ihre Meisterschaften in den USA attraktiver machen könnte, um mehr Aufmerksamkeit zu erhalten.

"Der einzige Weg dazu ist, dass wir die Nachwuchspyramide konstanter gestalten müssen", glaubt Domenicali. "Wir dürfen aber nicht vergessen, dass wir erst vor einem Jahr begonnen haben. Die Teilnehmerzahlen der Formel-4-USA sind beeindruckend. Ich war auch sehr überrascht, dass wir nach einem Jahr schon mehr als 30 Fahrer haben. Das ist sehr gut und der richtige Weg."

"Wenn wir alles formalisiert haben, kann sich ein Fahrer aussuchen, ob er in die IndyLights oder in eine FIA-Meisterschaft aufsteigt. Das können wir nicht kontrollieren. Aus Sicht der FIA ist wichtig, dass wir Möglichkeiten schaffen und dann die Fahrer wählen können", so Domenicali. Offen ist, welche Rolle in den kommenden Jahren Liberty Media spielen wird, denn die neuen Formel-1-Besitzer wollen die Königsklasse auch in den USA bekannter machen und mehr als ein Rennen pro Jahr veranstalten.