• 14.12.2015 13:23

  • von Marcus Simmons (Haymarket)

Analyse: Max Verstappens Pfad in die Formel 3 verboten

Max Verstappen kam 2014 direkt aus dem Kartsport in die Formel-3-EM, doch ein solcher Aufstieg ist nun nicht mehr möglich - Hintergründe zu Regeländerungen

(Motorsport-Total.com) - Die FIA hat mit einer Reihe an Änderungen im Sportlichen Reglement dafür gesorgt, dass es für Fahrer unmöglich ist, vom Kartsport direkt in die Formel-3-Europameisterschaft aufzusteigen. Nachdem Max Verstappen 2014 für eine Sensation sorgte, als er in seinem ersten Formelsport-Jahr auf Anhieb Dritter werden konnte, haben der britische Red-Bull-Junior Callum Ilott und der Italiener Alessio Lorandi in dieser Saison einen ähnlichen Sprung hingelegt.

Titel-Bild zur News: Max Verstappen

Max Verstappen fuhr 2014 seine erste Formelsport-Saison in der Formel-3-EM Zoom

Nach den unrühmlichen Unfällen in der Mitte der Saison hat die FIA diesen Weg allerdings nun geschlossen und mindestens eine Formelsport-Saison vorgeschrieben, was im Juni bereits vom Verband und den Teams diskutiert worden war. Ironischerweise ist Ilott der einzige Fahrer, der in allen 33 Rennen der diesjährigen Formel-3-EM ins Ziel kam. Die weiteren Hauptänderungen und Gründe sowie Konsequenzen sehen wie folgt aus:

Kein Pilot, der drei komplette (mindestens 80 Prozent) Saisons in der Europameisterschaft gefahren ist, darf teilnehmen.
Keine Veteranen mehr a la Felix Rosenqvist. Auch Antonio Giovinazzi und Tatiana Calderon dürfen 2016 nicht zurückkehren.

Fahrer müssen ein vorgeschriebenes Trainingsprogramm der FIA absolvieren. Strafpunkte werden gesammelt - für mehr als zwölf Punkte innerhalb eines Jahres gibt es eine Sperre von einem Rennen. Unfallkameras mit Speicherkarten der FIA werden im Auto mitgeführt.
Reaktion auf die Unfälle 2015

Maximal vier Autos pro Team - jedes Auto muss dabei Details über die finanzielle und sportliche Situation des Teams, Identität der Teameigentümer, Unternehmen darüber und ein Organisations-Diagramm liefern.
Damit sollen die Fahrer auf die Teams verteilt werden und die Rennställe daran gehindert werden, fünf oder mehr Autos über Satelliten-Geschäfte zu nutzen.

Verzehnfachung der Teilnahmegebühren von 500 auf 5.000 Euro. Diese im Dezember getätigten Zahlungen werden auf die 21.000 Euro Gesamtgebühr angerechnet, wenn die endgültige Teilnahme vorliegt.
Verhindert spekulative Teilnahmen, birgt aber für die teilnehmenden Teams Risiken, die noch Fahrer verpflichten müssen. "Das ist eine Unannehmlichkeit, die keiner braucht", sagt ein Teamboss. "Weihnachten ist die falsche Zeit, um viel Geld vorzuschießen."

Potenzieller Meisterschaftsausschluss (oder mindestens 5.000 Euro Geldstrafe) für jeden Teilnehmer, der ein Event auslässt, außer die Stewards entscheiden, dass es außerhalb der Kontrolle der Teilnehmer lag.
Ein großer Schritt in Richtung der drakonischen Strafen der GP2/GP3, vermutlich eine Reaktion auf die breite Auslassung des Moscow Raceway 2014 aus finanziellen/politischen Gründen. "Das ist okay, wenn du Milliardär bist, aber wir sind komplett auf die Fahrer angewiesen", sagt der Teamboss. "Hoffentlich schauen sie sich die Fälle individuell an und entscheiden, ob es ein 'force majeure' ist. Motorsport ist eine harte Welt. Kein Team will nicht fahren, weil wir nicht bezahlt werden."

Fünf- und Zehn-Sekunden-Strafen für Fahrer, die Schuld an Kollisionen haben.
Das wird zusätzlich zu den bestehenden Durchfahrtsstrafen eingeführt, um mehr Flexibilität zu gewährleisten und mit Übertretungen umzugehen.


FIA-Gala: Interview mit Felix Rosenqvist

Im Rahmen der FIA-Gala steht Formel-3-Europameister Felix Rosenqvist Rede und Antwort. Weitere Formelsport-Videos

Fahrer dürfen drei Monate vor einem Event nicht mehr auf der entsprechenden Strecke oder einem Teil davon testen - mit jeglichem Auto.
Eine Reaktion auf Teams, die andere Boliden testen. So ist das Prema-Team beispielsweise vor den Rennen mit Formel-Master-Boliden gefahren. Fahrer können aber auf Strecken unterwegs sein, wenn sie in einer anderen Formel-3-Serie dort fahren, solange es "kein Versuch ist, die Intention der Regel zu untergraben".

Aufhebung des Verbots der Nutzung Boliden anderer Formel-3-Serien auf Strecken, die im europäischen Kalender anstehen.
Bei dieser Regel werden sich die Organisatoren der Britischen und Deutschen Serie an ihrem Kaffee verschlucken, da dies beim Untergang dieser Serien eine wichtige Rolle spielte - jetzt wird es umgedreht, da die FIA die nationalen Serien wieder einführen möchte.

Die Regel, wonach ein Fahrer von einer dreimaligen Rückversetzung um zehn Startplätze befreit ist, wenn sein Motor bei einem Unfall beschädigt wurde, wurde angepasst, sodass ein Fahrer, der "die alleinige Schuld an einem Unfall trägt", eine einmalige Strafversetzung um zehn Plätze erhält.
Das kommt nachdem Lance Stroll seinen Motor ohne Strafe wechseln durfte, obwohl er für einen Unfall in Monza die Schuld von den Stewards zugesprochen bekam.

Einführung des virtuellen Safety-Cars, wenn doppelt geschwenkte gelbe Flaggen notwendig sind, die Situation aber nicht als ernsthaft genug für ein Safety-Car eingeschätzt wird.
Eine Reihe von Unfällen in der Formel 3 resultierten aus Restarts nach Safety-Car-Perioden für relativ harmlose Unfälle; ein großartiges Tool für die spätere Benutzung im Rennen, wenn sich das Feld auseinandergezogen hat.