Formel-3-Vereinigung kritisiert "Crashkids" in der EM

Die deutsche Formel-3-Vereinigung sieht die Unfallserie in der Europameisterschaft als Beleg dafür, dass nationale Meisterschaften benötigt werden

(Motorsport-Total.com) - Die Formel-3-Europameisterschaft kommt nicht zur Ruhe. Nach dem Chaos-Wochenende von Monza, bei dem nach mehreren schweren Unfällen das Sonntagsrennen vorsorglich abgebrochen worden war, wurden auch die Rennen am vergangenen Wochenende in Spa-Francorchamps von einem schweren Unfall überschattet.

Titel-Bild zur News: Ryan Tveter

Die Rettungskräfte mussten in der Formel-3-EM zuletzt regelmäßig ausrücken Zoom

Im zweiten Rennen des Wochenendes war der US-Amerikaner Gustavo Menezes auf der Kemmel-Geraden bei einem Überholversuch mit seinem Rivalen Brandon Maisano aneinander geraten. Menezes Auto war aufgestiegen und hatte sich überschlagen, wobei der Überrollbügel vom Chassis abbrach. Glücklicherweise überstand Menezes diesen furchterregenden Unfall ohne schwere Verletzungen oder bleibende Schäden.

Diese Unfallserie sieht die in der deutschen Formel-3-Vereinigung zusammengeschlossenen Teams und Veranstalter in ihrer Haltung bestätigt, dass nationale Serien wie der deutsche Formel-3-Cup als Zwischenstation zur Ausbildung junger Rennfahrer notwendig sind. In einem offenen Brief unter der Überschrift "Die Crashkids der Formel-3-Europameisterschaft" wenden sie sich an die Öffentlichkeit, vor allem aber an den Automobil-Weltverband FIA.

Sind junge Fahrer in der EM überfordert?

"Nach den jüngsten Ereignissen in Spa-Francorchamps dürfte wohl kein vernünftig denkender Mensch mehr daran zweifeln, dass viele Fahrer in der Formel-3-Europameisterschaft hoffnungslos überfordert sind. Große Starterfelder und ein enormer Leistungsdruck tun dabei ihr Übriges", heißt es in dem Brief.


Fotos: Formel-3-EM in Spa-Francorchamps


"Mit Nachdruck hat die FIA in den vergangenen beiden Jahren die Restriktionen für nationale Formel-3-Serien derart verschärft, dass die Durchführung einer nationalen Serie nicht mehr möglich ist und Ende 2014 mit der deutschen und britischen Serie die letzten beiden nationalen Formel-3-Meisterschaften in Europa das Handtuch werfen mussten", heißt es weiter.

Im vergangenen Jahr hatte die FIA unter der Ägide des damaligen Vorsitzenden der Einsitzer-Kommission Gerhard Berger beschlossen, dass nur noch Meisterschaften, die das aktuelle Reglement der Formel 3 verwenden, auch diesen Namen im Titel tragen dürfen. Das traf auf den deutschen Formel-3-Cup nicht zu, da dort auch ältere Fahrzeuge eingesetzt werden, die nicht in allen Punkten dem aktuell gültigen technischen Reglement entsprechen.

Felix Rosenqvist kritisiert seine Kollegen

Nachdem Gespräche über eine Fusion mit der britischen Formel-3-Meisterschaft gescheitert waren, sagte die Formel-3-Vereinigung die für 2015 geplante Meisterschaft ab. "Dass aber der direkte Aufstieg aus den nationalen Formel-4-Serien in die Formel-3-EM nicht wie gewünscht funktioniert, haben die Ereignisse in Monza und Spa-Francorchamps mit ihren furchterregenden Überschlägen eindrucksvoll und in erschreckender Art und Weise bewiesen", heißt es in dem offenen Brief.

"Den jungen Fahrern fehlt nicht nur der Respekt gegenüber ihren Fahrerkollegen, sondern auch jegliche Furcht vor schweren Unfällen. Dass es bisher nicht zu ernsthaften Verletzungen gekommen ist, ist einzig und allein dem hohen Sicherheitsstandard in der Formel 3 zu verdanken. Wollen die Verantwortlichen jetzt abwarten bis es tatsächlich so weit kommt, dass ein verunfallter Fahrer nicht mehr aus seinem Fahrzeug aussteigt?", so die Formel-3-Vereinigung weiter.

"Einige scheinen zu denken, sie wären in einem Videospiel." Felix Rosenqvist

Diese Sorge teilen auch Protagonisten aus der Formel-3-EM selbst. So sagte Felix Rosenqvist, der in seiner sechsten Saison der mit Abstand erfahrenste Formel-3-Pilot ist, nach dem vergangenen Wochenende zu 'Autosport': "Um ehrlich zu sein: Das ist das schlimmste Fahrverhalten, das ich je erlebt habe. Es ist unmöglich gegen einige dieser Jungs zu fahren. Einige scheinen zu denken, sie wären in einem Videospiel."

Formel-3-Vereinigung fordert Pflichtjahr in nationaler Serie

"Im dritten Rennen war ich extrem vorsichtig und wurde trotzdem von einem Fahrer umgedreht, der gerade erst eine Durchfahrtsstrafe abgesessen hatte", so der Schwede, der daher mit Schrecken an die am kommenden Wochenende bevorstehenden Rennen auf dem Norisring denkt. "Die Mauern stehen direkt neben der Strecke, es wird viel im Windschatten gefahren und hart gebremst. Ich muss zugeben, dass ich mit einem mulmigen Gefühl dorthin fahre."

Für die Formel-3-Vereinigung ist die Schlussfolgerung aus all diesen Zwischenfällen klar: "Die FIA sollte nun endlich den Mut beweisen, die ganz offensichtlich fahrerische Lücke zwischen Formel 4 und Formel-3-EM vernünftig und sicherheitsbewusst zu schließen und - anstelle die nationalen Formel-3-Serien zu blockieren - allen Aufsteigern aus der Formel 4 vor ihrem Schritt in die Formel-3-EM ein Lehrjahr in einer nationalen nach FIA-Regularien ausgeschriebenen Formel-3-Serie verpflichtend vorschreiben", schließt der offene Brief.

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