• 01.06.2009 13:59

  • von Stefan Ziegler

Wurz: "Wir warten einfach ab"

Exklusiv: Alexander Wurz und Superfund wollen in die Formel 1 einsteigen, bleiben bis zur endgültigen FIA-Entscheidung aber noch zurückhaltend

(Motorsport-Total.com) - Noch ist Alex Wurz als Testfahrer bei Brawn unter Vertrag, doch schon bald könnte es der 35-Jährige seinem österreichischen Landsmann Gerhard Berger gleichtun und als Teamchef in der Formel 1 vorstellig werden - Superfund plant mit Wurz an der Spitze ein Grand-Prix-Projekt. Die Mannschaft aus Österreich hat ihre Bewerbung für 2010 fristgerecht bei der FIA hinterlegt und wartet nun gespannt auf die Entscheidung des Automobil-Weltverbandes. Erst danach will man Vollgas geben.

Titel-Bild zur News: Alexander Wurz

Alexander Wurz könnte schon bald der Teamchef des Superfund-Rennstalls sein

Im Zuge der geplanten Budgetreduzierungen haben sich viele Gruppierungen für einen Slot auf dem Grid der Formel 1 interessiert, nicht alle der potentiellen Kandidaten gaben dann aber tatsächlich eine Bewerbung ab. Einige Teams dachten im Vorfeld öffentlich über einen Aufstieg in die Formel 1 nach - und beließen es schließlich auch dabei. Anders Superfund: Heimlich, still und leise wurde ein Projekt auf die Beine gestellt, dem gute Chancen eingeräumt werden können.#w1#

An diesem Wochenende überraschte die österreichische Mannschaft mit der Ankündigung, 2010 in der Formel 1 dabei sein zu wollen - mit Alexander Wurz als Teamchef. Der frühere Stammpilot bei Benetton und Williams würde das Superfund-Unternehmen seines Freundes Christian Baha in die oberste Liga des Grand-Prix-Sports führen und leiten, sollte die FIA dem Projekt aus der Alpenrepublik am 12. Juni den Zuschlag für einen Startplatz in der kommenden Saison erteilen.

Die Formel 1 als Werbeplattform lockt...

Im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com' bestätigte Wurz die Absichten von Superfund, 2010 eines von bis zu 13 Teams in der Formel 1 sein zu wollen: "Superfund hat einen Antrag für einen Formel-1-Einstieg 2010 abgegeben. Darüber wurde in den Medien schon viel diskutiert, dieses Thema ist also bekannt. Der Hintergrund ist, dass Christian Baha, Firmenchef und Gründer von Superfund, mit mir schon lange über einen Einstieg in die Formel 1 gesprochen hat", erklärte Wurz.

"Wir haben diskutiert, auf welche Art und Weise das zu bewerkstelligen wäre. Angesichts der Budgetlimitierung beginnt das Thema Formel 1 für ihn und auch für einige andere sehr interessant zu werden", stellte der 35-Jährige heraus. "Er ist sich der enormen Medienwirksamkeit und der Promotionseffizienz bewusst, welche die Formel 1 bietet. Wenn du als Namensgeber gleichzeitig Hauptsponsor und Teambesitzer bist, dann kannst du auf diese Weise ein langfristiges Investment tätigen."

"Es gab schon länger konkretere Ideen und auch Gespräche." Alex Wurz

"Das macht natürlich jetzt enorm Sinn", sagte Wurz und merkte an: "Das ist der Beweggrund, weshalb wir das machen. Es gab schon länger konkretere Ideen und auch Gespräche, um dieses Thema immer wieder einmal näher zu beleuchten und zu durchschauen. Aufgrund der Entwicklung, welche die Formel 1 im Augenblick durchmacht, sehen wir das als interessante Einstiegsmöglichkeit", so der langjährige Testfahrer von McLaren-Mercedes, der künftig als Teamchef die Fäden am Kommandostand ziehen könnte.

"Christian und ich sind schon lange befreundet und er hat mich gefragt, ob ich in Form des Teamchefs in Zukunft seine Interessen vertreten könnte. Da habe ich geantwortet, dass ich mir das vorstellen kann. Das wäre eine sehr interessante Geschichte für das kommende Jahr", meinte Wurz, der in dieser Saison für Peugeot in Le Mans unterwegs ist und seinen weiteren Verpflichtungen beim Brawn-Team nachkommt. "Es wäre toll, aufzusteigen und mich in der Rolle des Teamchefs weiterzuentwickeln."

Superfund: Die Finanzierung würde stehen

Im Gegensatz zu manchen anderen Projekten könnte das Superfund-Team dabei auf eine solide Basis aufbauen, wie Wurz zu erläutern wusste: "Dieses Projekt wird grundsätzlich von Christian Baha selbst unterstützt. Wir reden hier nicht über Geld, das in seinem Fond drinsteckt. Das ist wichtig für den Investor. Er macht das selbst als Startup-Business", unterstrich der Österreicher und fügte an: "Natürlich liegt der Nutzen in Punkto Promotion für Superfund auf der Hand."

"Natürlich liegt der Nutzen in Punkto Promotion für Superfund auf der Hand." Alex Wurz

"Insofern haben wir auf Seiten des Budgets schon einen sehr soliden finanziellen Startpunkt", gab Wurz zu Protokoll - die angestrebte Limitierung der Ausgaben würde dem Superfund-Projekt aber noch mehr in die Karten spielen. Wurz: "Genau wie in der normalen Wirtschaft, so ist auch in der Formel 1 eine Reduktion des Budgets im Gange. Wie das letztendlich stattfinden wird, muss sich aber erst noch herauskristallisieren. Es ist Aufgabe der FIA, das Reglement diesbezüglich exakt festzulegen."

"Uns geht es eigentlich nicht um die konkreten Regeländerungen im Bereich der Budgetlimitierung, sondern um die Reduktion der Kosten in der Formel 1", erklärte Wurz. "Die Frage ist nur, wie man das umsetzen kann. Da muss man halt einen Kompromiss finden. Ich hoffe sehr, dass das den involvierten Parteien gelingt. Wir alle wissen, dass es so einfach nicht ist, die Meinungen von zehn oder zwölf Personen unter einen Hut zu bringen. Ich gehe aber davon aus, dass FOTA und FIA das schaffen."

Team-Patenschaft als Ideallösung

Sollte dies gelingen und Superfund den Zuschlag erhalten, würde ganz automatisch der technische Bereich des Projektes in den Fokus der Aufmerksamkeit rücken. "Dazu haben wir uns mit der FIA unterhalten", sagte der Teamchef in Spe, der sich für seinen Rennstall eine Kooperation mit einem bereits bestehenden Team wünschen würde. "Das wäre mir persönlich die liebste Variante", meinte Wurz, "weil man dann von einem bereits existierenden Rennstall schnell sehr viel lernen kann."

"Wir müssen einfach das endgültige Reglement abwarten." Alex Wurz

Aufgrund der diesjährigen Einschneidungen in Punkto Testarbeit und Windkanalnutzung könnten einige Rennställe eine Art Patenschaft für die Neueinsteiger übernehmen, so Wurz. Spekulationen in dieser Richtung wollte der frühere Benetton-Pilot nicht anstellen: "Wir müssen da einfach das endgültige Reglement abwarten", erklärte der 35-Jährige, fügte aber an: "Wir haben auch ein vorübergehendes Abkommen mit einem existierenden Formel-1-Rennstall unterschrieben."

Um welches Team es sich dabei handelt, konnte Wurz verständlicherweise nicht verraten und verwies abschließend noch einmal auf den "D-Day" für alle potentiellen Kandidaten: "Ich möchte noch einmal betonen, dass wir erst einmal abwarten müssen, ob wir nun eine Lizenz bekommen oder nicht - und logischerweise müssen wir auch wissen, wie das Reglement letztendlich aussieht", fasste Wurz zusammen. "Warten wir also einfach bis zum 12. Juni. Dann werden wir es wissen."