• 29.03.2010 10:07

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

Whitmarsh verteidigt zweiten Boxenstopp

Lewis Hamilton ist immer noch sauer auf seine McLaren-Crew, aber Teamchef Martin Whitmarsh verteidigt die Entscheidung zum Reifenwechsel

(Motorsport-Total.com) - "That was a terrible decision", schimpfte Lewis Hamilton gestern in Melbourne noch während des Rennens über den zweiten Boxenstopp, durch den er hinter die beiden Ferrari-Piloten zurückfiel. Der McLaren-Pilot ist davon überzeugt, dass er mit einer Einstoppstrategie mindestens Zweiter geworden wäre und vielleicht sogar Sieger Jenson Button angreifen hätte können.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton und Martin Whitmarsh

McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh im Gespräch mit Lewis Hamilton

Seiner Meinung nach war der zweite Boxenstopp nämlich eine überflüssige Übung: "Meine Reifen waren in Ordnung. Ich wäre schnell genug gewesen, um Kubica zu überholen. Ich musste mir den Arsch aufreißen, um die 20 Sekunden Rückstand wieder aufzuholen. Dann waren meine Reifen natürlich hinüber und ich konnte nicht mehr überholen", erinnert sich Hamilton, der sich eigenen Angaben nach "die Seele aus dem Leib" fuhr.#w1#

Aber: Objektiv betrachtet muss man den McLaren-Kommandostand in Schutz nehmen, denn der 25-Jährige war mit seinem ersten Reifensatz extrem aggressiv unterwegs, besonders bei seinen mehrfachen Überholversuchen gegen Robert Kubica. Gut möglich, dass die Reifen darunter so sehr gelitten haben, dass sie später massiv eingebrochen wären. Das im Nachhinein mit Sicherheit festzustellen, ist aber unmöglich.

"Lewis hat hinter Kubica Zeit verloren und er hatte Graining auf dem linken Hinterreifen", erklärt Teamchef Martin Whitmarsh. "Außerdem fiel uns auf, dass Michael und Webber mit neuen Reifen Bestzeiten fahren konnten und um eine Sekunde pro Runde schneller waren. Daher dachten wir zu jenem Zeitpunkt, dass es die richtige Entscheidung ist. Ich bin enttäuscht über den Ausgang, aber nicht über die Entscheidungsfindung, denn die erschien uns zu jenem Zeitpunkt richtig."


Fotos: Lewis Hamilton, Großer Preis von Australien, Sonntag


Dass Hamilton seinem Ärger nicht nur während des Rennens, sondern auch danach in den Interviews freien Lauf ließ, nimmt Whitmarsh seinem Fahrer nicht übel: "Lewis hat seine Meinung am Funk leidenschaftlich zum Ausdruck gebracht. So ist Lewis eben: leidenschaftlich, er will gewinnen, ist selbstkritisch und auch kritisch dem Team gegenüber. So tickt und funktioniert Lewis Hamilton", schmunzelt der Brite.

Hamilton selbst findet das alles offenbar weniger witzig: "Die Strategie war heute nicht richtig, denn alle anderen vor mir kamen nur einmal an die Box, ich aus irgendeinem Grund zweimal. Ich war schon Dritter und diese Entscheidung hat mir ein sicheres Podium gekostet - mindestens! Wir hätten heute ganz locker einen Doppelsieg feiern können. Ich habe es aber nicht in Frage gestellt, weil ich dem Team immer vertraue", ärgert er sich.