• 09.02.2010 13:26

  • von Roman Wittemeier

Virgin Racing: Mit Spaß an den Start

Mit der Saison 2010 kommen nicht nur neue Teams in die Startaufstellung, sondern auch frischer Wind in die Formel 1: Virgin Racing arbeitet, lacht und rockt

(Motorsport-Total.com) - In der Formel 1 sollen endlich wieder 26 Autos am Start stehen. Das war das erklärte Ziel der FIA, als es im vergangenen Jahr um Kostensenkung und Ausschreibung von Startplätzen ging. Nach eingehender Prüfung der zahlreichen Bewerbungen von Rennställen entschied man sich im ersten Schritt, den Mannschaften von US F1, Campos und Manor eine Chance zu geben - Lotus kam später durch den Ausstieg von BMW hinzu.

Titel-Bild zur News: Timo Glock, Lucas di Grassi

Timo Glock und Lucas di Grassi sollen bald die Rennstrecken rocken

Die neuen Formel-1-Teams decken all das ab, was sich die FIA davon erhofft hatte. Mit US F1 hat man endlich wieder ein Bein auf dem wichtigen nordamerikanischen Markt, mit Campos hatte sich ein Team um einen Ex-Formel-1-Piloten durch die Nachwuchsklassen geackert, mit Lotus kommt ein berühmter Name zurück. Und Manor? Die Mannschaft aus Großbritannien hatte frühzeitig das Interesse von Virgin-Boss Richard Branson auf sich gezogen.#w1#

Der britische Milliardär, Visionär und Lebemann macht zwar gern Geschäfte, vergisst dabei allerdings nie den Spaß. Diese Art gepaart mit den Tugenden eines typisch britischen Rennstalls wie Manor (jetzt Virgin Racing) passt perfekt zusammen. Bei Virgin wird geschuftet und geackert, aber dabei verliert man nicht die Bodenhaftung und schon gar nicht den Spaß an der Sache. Virgin Racing ist anders: Coole Teamkleidung, bissiges Fahrzeugdesign und rockige Musik.

Silverstone: Regen fällt, die Stimmung steigt

Der Gesamtauftritt des Teams ist seit den Tagen der Vorstellung durchweg schlüssig. Bei der Präsentation der Mannschaft gab es Live-Rockmusik zum Frühstück, alle Teammitglieder kamen in Jeans und Lederjacke daher, von Arroganz keine Spur. Branson, Teamchef John Booth, Technikchef Nick Wirth und der Pilotenkader um Timo Glock ziehen ihr Ding durch. Trotz vieler kritischer Stimmen wich man nie vom eingeschlagenen Weg ab und servierte den Formel-1-Fans den ersten CFD-Boliden überhaupt.

Der Virgin-Cosworth VR-01 drehte in der vergangenen Woche im nasskalten Silverstone die ersten Runden, während andere Neulinge (Campos und US F1) womöglich nicht einmal den Sprung in die Königsklasse schaffen. Einen ersten Erfolg hat man sich somit erarbeitet. Trotz des miesen Wetters gab es reichlich strahlende Gesichter.


Fotos: Shakedown des Virgin VR-01 in Silverstone


"Es ist ein ganz besonderes Gefühl, diesen Wagen erstmals fahren zu dürfen", sagt Glock nach seinen vorsichtigen Fahrten durch den britischen Regen. "Es ist komisch, wenn man dann wirklich genau diesen einen Tag hat, wo es nach monatelanger Vorbereitungszeit konkret losgeht." Die positive Aufregung war dem Wersauer anzumerken, doch auch in dieser für das neue Team wichtigen Situation kam eines nicht zu kurz: Lachen.

Deutlich wird die Stimmung im Team anhand eines 'Youtube'-Videos vom Shakedown. Testpilot Luis Razia stellt sich als Moderator der kurzen "Virgin-Show" mit Kapuze in den Regen, spricht lachend von schönem Wetter und fügt im Weggehen hinzu: "It's crazy!" Da man aufgrund der Streckenverhältnisse nicht viele Erkenntnisse gewinnen konnte, blieb der VR-01 über längeren Zeitraum in einem Pavillion. Timo Glock und Lucas di Grassi waren fortan für die Show zuständig.

Ab Mittwoch der Vergleich zur Konkurrenz

Die Stammpiloten schnappten sich die beiden privaten Nissan GT-R von Teamchef John Booth und Technikchef Nick Wirth und erwärmten die Herzen der Rennfans am Streckenrand mit wilden Drifts in Silverstone. Unterdessen wurde im Team eifrig gearbeitet. Die Dateningenieure schauten genau auf die inneren Werte des Fahrzeugs, bei Nick Wirth war äußerlich zu erkennen, dass im Kopf bereits neue Ideen herumschwirren.

Virgin-Cosworth VR-01

Der Virgin-Cosworth VR-01 wurde ohne Windkanal-Versuche entwickelt Zoom

Am morgigen Mittwoch wird es noch einmal einen wichtigen Tag in der Geschichte von Virgin Racing geben. In Jerez treffen die Briten erstmals auf die Konkurrenz. "Da werden wir ziemlich schnell feststellen, wo wir stehen", verspricht Glock, der an den ersten beiden Tagen in Andalusien im Auto sitzen wird. Am Freitag und Samstag übernimmt sein Teamkollege. Di Grassi hat also noch Zeit bis zum Test. Und die vertreibt er sich unter anderem mit Kurzberichten via 'Facebook'.

Dort veröffentlichte der Brasilianer ein erstes Foto von der Boxenausstattung von Virgin Racing. Der Auftritt auch an der Strecke wirkt in Rot und Schwarz mit interessanten Ornamenten passend zum gesamten Erscheinungsbild des Teams: sehr professionell, gleichzeitig aber nicht überzogen. Durch diese erfrischende und rockige Art hat das Team bereits jetzt viele Fans gewonnen. Dabei ist man bisher gerade einmal rund 150 Kilometer gefahren...