• 11.11.2010 19:48

  • von Dieter Rencken

Vettel: "Es ist eine Außenseiter-Chance"

Red-Bull-Fahrer Sebastian Vettel spricht über seine Titelchance in Abu Dhabi, den WM-Traum und eine mögliche Schützenhilfe für Teamkollege Mark Webber

(Motorsport-Total.com) - 15 WM-Punkte muss Sebastian Vettel beim Großen Preis in Abu Dhabi wettmachen, um sich beim letzten Formel-1-Rennen des Jahres zur neuen Nummer eins aufzuschwingen - der Deutsche reist als Dritter der Gesamtwertung in den mittleren Osten und würde diesen gerne als Weltmeister wieder verlassen. In seiner Medienrunde spricht der 23-Jährige über seine Aussichten in Abu Dhabi, die Voraussetzungen für den Erfolg und mögliche entscheidende Szenarien im letzten Saisonlauf 2010.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Sebastian Vettel ist guter Dinge: Am Sonntag kann er Weltmeister werden

Frage: "Sebastian, schwebst du nach Brasilien auf Wolke sieben?"
Sebastian Vettel: "Ich denke, es war ein hervorragendes Wochenende. Es liegt ja noch nicht allzu weit zurück. Es ist zwar erst vier Tage her, doch mit dem Kopf ist man schon voll und ganz hier in Abu Dhabi. Das ist auch gut so."

"Die Kraft nehmen wir auf jeden Fall mit. Der Sieg in der Konstrukteurs-WM ist etwas Besonderes für alle von uns. Jetzt freuen wir uns auf den Freitag. Die Strecke hier sollte uns doch einigermaßen entgegen kommen. Dann schauen wir einmal, wie es aussieht."

Frage: "Du bist der Vorjahressieger in Abu Dhabi. Wo siehst du Vorteile auf dieser Strecke?"
Vettel: "In allen Kurven (lacht; Anm. d. Red.). Wie schon im gesamten Jahresverlauf: In den Kurven haben wir zumeist wenig Zeit verloren, sondern konnten im Gegenteil Zeit gutmachen."

"Auf den Geraden tun wir uns ein bisschen schwer, doch auch das hat sich in den jüngsten Rennen dank einiger Updates am F-Schacht-System verbessert. Es sollte hier schon ganz gut gehen."¿pbvin|512|3275|dhabi|0|1pb¿

Der große Traum vom WM-Titel

Frage: "Du hattest zuhause einen schönen Traum. Wie sah der konkret aus?"
Vettel: "Ich wurde gefragt, ob man hin und wieder davon träumt. Da sagte ich: 'Natürlich träumt man gelegentlich davon.' Ansonsten hätte man ja eher einen Albtraum, doch die sind zum Glück in letzter Zeit ausgeblieben."

"Wenn man das Ziel hat, Weltmeister zu werden, dann ist es in meinen Augen durchaus legitim, dass man auch einmal davon träumt. Wie sieht das genau aus? Ich glaube, das kann man sich ganz gut ausmalen, wenn man selbst einmal davon träumt."

Frage: "Wie realistisch ist der Titelgewinn?"
Vettel: "Schauen wir einmal. Die Chance besteht und ist mit Sicherheit größer als noch vor zwei Rennen. Ich denke, wir werden unser Bestes geben. Es ist ein bisschen eine Außenseiter-Chance, weil es darauf ankommt, wo die anderen ins Ziel fahren."

"Die Chance besteht und ist mit Sicherheit größer als noch vor zwei Rennen." Sebastian Vettel

"Das wissen wir. Das Geheimnis ist wohl, sich da jetzt nicht groß verrückt machen zu lassen, sondern einfach zu versuchen, wie in den vergangenen Rennen sein Ding durchzuziehen. Den Rest sehen wir dann."


Fotos: Sebastian Vettel, Großer Preis von Abu Dhabi


Teamwork bei Red Bull?

Frage: "'Sein Ding durchziehen' heißt, du könntest gewinnen, aber du könntest auch deinen Teamkollegen Mark Webber zum Weltmeister machen. Ist so etwas in deinem Kopf drin?"
Vettel: "In meinem Kopf ist drin, dass ich am Wochenende gewinnen möchte. Das ist das Ziel. Ob es soweit kommt, werden wir meiner Meinung nach noch früh genug erfahren."

"Bis dahin gibt es noch viel zu tun. Freies Training, Qualifikation - all das darf man keineswegs unterschätzen, bis es dann vielleicht zu einer Situation kommt, in der es schlau wäre, Platz zu machen oder auch nicht. Es wäre der falsche Zeitpunkt, sich jetzt darüber den Kopf zu zerbrechen."

Frage: "Ein Rennfahrer denkt für gewöhnlich nicht darüber nach, einen Platz herzugeben. In wie weit steht das Team dabei im Vordergrund?"
Vettel: "Wir sind vom Team angestellt. Da kann man jetzt hin oder her darüber nachdenken. Wie gesagt: Der Schlüssel ist wohl, jetzt nicht darüber nachzudenken."

"Der Schlüssel ist wohl, jetzt nicht darüber nachzudenken." Sebastian Vettel

"Sollte die Situation aufkommen, wird einem das wohl recht schnell klar und dann wird man dementsprechend handeln. Den Fragen nach zu urteilen, denken die außen stehenden Leute viel mehr darüber nach als man selbst."

Frage: "Kannst du erklären, wie man sich vor einem solchen WM-Kampf fühlt?"
Vettel: "Gut. Ich glaube, das ist noch einmal eine Extra-Herausforderung. Die vergangenen Rennen waren sehr gut für uns - im Hinblick auf das Ergebnis war es der Motorschaden natürlich nicht."

"Von der Geschwindigkeit her und dergleichen waren wir immer ganz vorne dabei - egal, unter welchen Bedingungen. Dementsprechend geht man auch ins letzte Rennen. Voller Hoffnung, denn der Glaube ist da. Die Chance besteht und wir müssen uns darauf konzentrieren, dass wir uns in eine Position bringen, um sie dann im Fall des Falles zu nutzen."

Frage: "Deine Familie ist hier in Abu Dhabi dabei. Wie sehr unterstützt dich das?"
Vettel: "Das sind wahrscheinlich mit die einzigen, die an diesem Wochenende nicht zu viele Fragen stellen. Von daher ist das ganz schön."