• 15.07.2017 21:24

  • von Dieter Rencken & Dominik Sharaf

Valtteri Bottas nach Qualifying-Pleite: "Podium ist das Ziel"

Warum der Regen in Q1 und taktische Folgen seines Getriebewechsels dem Finnen das Qualifying verhagelten - Hamilton-Taktik aus Spielberg soll am Sonntag helfen

(Motorsport-Total.com) - Kurz nach der Qualifikation zum Großbritannien-Grand-Prix in Silverstone zeigte er sich noch ratlos. Wenig später war Valtteri Bottas klar, wieso er sich von seinem Teamkollegen Lewis Hamilton 0,776 Sekunden Rückstand hatte aufbrummen lassen. Ausschließlich an der Güte des Pole-Mannes hätte die Pleite nicht gelegen: "Er hatte eine tolle Runde, keine Frage", räumt der Finne ein und geht selbstkritisch mit seiner Leistung um: "Ich weiß selbst, dass der Abstand niemals so groß sein darf."

Titel-Bild zur News: Valtteri Bottas

Valtteri Bottas musste in Silverstone einen Rückschlag im Titelkampf hinnehmen Zoom

Dass es dennoch so kam, hatte laut Bottas mit den Pneus zu tun: "Er ist die Aufwärmrunde anders angegangen. Er hat die Reifen unter kühlen Bedingungen nach dem Regen besser auf Temperatur gebracht. Mir fehlte es überall an Grip - nicht nur wegen der Balance." Bottas betont, dass seine Strategie, sich aufgrund seiner Strafversetzung wegen Getriebewechsels in Q2 den Soft-Reifen für den Start zu sichern, ihn der Möglichkeit beraubt hätte, sich auf den Supersoft einzuschießen.

"Mit den aktuellen Autos braucht es viel mehr als früher, um 100 Prozent aus den Reifen herauszuholen", erläutert Bottas. "Man muss mehr Druck machen, um an das Limit zu kommen. Man findet im Qualifying immer hier und da ein bisschen Zeit. Je mehr man fährt, desto mehr Vertrauen bekommt man in das Auto." Mit einer anderen Reifenmischung sei das nur eingeschränkt möglich.

Hinzu kam, dass in Q1 auf noch feuchter Bahn Vorsicht geboten war und Bottas nicht voll attackieren wollte. Umso wertvoller wären zwei Supersoft-Versuche in Q2 gewesen, die es vielleicht verhindert hätten, dass er auf der entscheidenden Runde mit einem Verbremser in Kurve 3 Zeit wegwarf. "Natürlich bin ich enttäuscht", hadert Bottas. "Gestern war ich in guter Form und heute hatten wir das schnellste Auto. Ich habe nichts anderes erwartet, als um die Pole-Position zu kämpfen."

Der Sotschi- und Spielberg-Sieger hofft, dass sein Problem aus dem Qualifying im Rennen zu einer Trumpfkarte wird. Mit dem auf die Distanz gesehen wohl besseren Soft-Reifen will er von Rang neun kommend einen langen ersten Stint unternehmen und Positionen gutmachen. "Ich habe mir das Ziel gesetzt, mindestens auf das Podium zu fahren. Meine Longruns waren gut", demonstriert Bottas seine Zuversicht, wird aber auf den nächsten Raketenstart nach Österreich angewiesen sein.

Kein Grund an der Ampel zu zocken, meint Bottas: "Ich werde morgen nichts riskieren. Ich will es punktgenau hinbekommen. Aber jede Position, die ich mir am Start holen kann, ist Gold wert. Ich kann es mir nicht leisten, Zeit hinter langsameren Autos zu verlieren." Hamilton, der vor einer Woche ebenfalls nach Getriebewechsel mit einer ähnlichen Strategie nach vorne fuhr, kann sich vorstellen, dass die Taktik aufgeht: "Hier lässt sich gut überholen", bemerkt er, hat aber selbst einen Joker in petto. "Der Regen war ein Segen", spielt Hamilton auf Q1 an. So sparte er sich mindestens einen Satz Trockenreifen für das Rennen.