• 04.09.2016 22:30

  • von Dieter Rencken & Dominik Sharaf

Überlegener Rosberg: Woher kam die Leistungssteigerung?

Der Deutsche liefert mit dem Longrun-Tempo am Freitag eine halbgare Erklärung für seine Dominanz: Konnte er cruisen, weil sich Hamilton selbst ein Bein gestellt hatte?

(Motorsport-Total.com) - Im Qualifying am Samstag noch schwer von Teamkollege Lewis Hamilton geschlagen, war Nico Rosberg im Rennen zum Italien-Grand-Prix eine Klasse für sich. Scheinbar spielerisch dominierte er die Konkurrenz mit einem Start- und Zielsieg. Die überraschende Leistungssteigerung erklärt sich der Deutsche mit der besseren Abstimmung für ein betanktes Auto, mit dem es die Reifen zu schonen galt. "Schon in der Rennvorbereitung am Freitag sah es wirklich gut aus", meint Rosberg.

Die Aussage verwundert. Wir hatten im Freien Training die Longrun-Zeiten mitgeschrieben und festgestellt, dass Hamilton durchschnittlich 1:26,2 Minuten fuhr, während Rosberg auf 1:26,8 Minuten kam. Heißt: Er war deutlich langsamer. "Zumindest hat es sich so angefühlt", relativiert der WM-Zweite, der zumindest in Relation zu Ferrari eine Galaxie voraus war. Die Roten waren 0,6 respektive 0,7 Sekunden pro Runde hinterher. Zu einem wirklichen Silberpfeil-Duell auf der Strecke kam es in Monza nach dem verpatzten Start Hamiltons gar nicht, doch Rosberg wäre gewappnet gewesen - meint er selbst.

"Ich war mir sicher, dass ich Lewis würde Druck machen können - ob er nun vor oder hinter mir gewesen wäre. Ich wusste, dass es eine Chance gab, hier zu gewinnen", erklärt er. Eine Prognose, die nach den deutlichen Verhältnissen im Zeittraining nur wenige Experten unterschrieben hätten. Zu deutlich war die Diskrepanz von über vier Zehntelsekunden, die die Titelduellanten trennte. "Ich habe mich im Qualifying wohlgefühlt", überrascht Rosberg, dem Sportchef Wolff das Gegenteil nachgesagt hatte. "Lewis hatte den besten Tag des Jahres. Dann ist es schwierig, ihn zu schlagen."

Als er haushoch in Führung lag und Hamilton im Verkehr feststeckte, machte der Brite allerdings auch keinen Druck mehr. Er verlegte sich darauf, mit dem Schonen der Reifen die Konkurrenz von Ferrari zu schlagen und steckte im Fernduell mit Rosberg auf. Sein Tempo war gemessen an den Sektorenbestzeiten nur 0,136 Sekunden in Summe pro Runde besser. Und der Deutsche glaubt, die Karten gar nicht auf den Tisch gepackt zu haben: "Im zweiten Stint hatte ich noch einige Reserven."

"Einfach ist es aber niemals", erwähnt Rosberg. "In einem Formel-1-Rennen ist nie irgendetwas selbstverständlich. Schon der Start ist eine Schlacht." Denn hätte Sebastian Vettel ihn überholt, hätte in Monza überraschend Spannung aufkommen können. Deshalb überließ auch nichts dem Zufall, bis durch die Zweistoppstrategie Ferraris die Entscheidung gefallen war. "Ich musste auf dem Gas bleiben. Einfach ist es nie, obwohl es nicht das härteste Rennen für mich war", bilanziert Rosberg und hätte wohl sogar im Falle eines Safety-Car-Einsatzes, der Hamilton direkt an sein Heck gespült hätte, einen Plan in der Tasche gehabt. "Mit 20 Sekunden Vorsprung hätten wir sogar noch genügend Zeit gehabt, um zu stoppen."