• 21.03.2007 14:56

  • von Adrian Sutil

Sutil: "Es war schon ein eigenartiges Gefühl"

In seiner ersten Kolumne auf 'Motorsport-Total.com' gibt Spyker-Pilot Adrian Sutil Einblicke in sein erstes Wochenende als Formel-1-Pilot

Vor dem Wochenende

Titel-Bild zur News:

Mit meinem Manager Manfred Zimmermann in der Startaufstellung

Die letzten drei Monate seit der Vertragsunterzeichung mit Spyker sind wie im Flug vergangen. Die Zeit bis zur Abreise zu meinem ersten Grand Prix war mit Terminen und mit Training vollgestopft.
Es war schon ein eigenartiges Gefühl, als ich Mittwoch im Albert Park das erste Mal ins Fahrerlager ging.

Erst da ist es mir wirklich bewusst geworden: Ich gehöre dazu, bin wirklich einer der 22 Formel-1-Piloten. Am Sonntag werde ich zum ersten Mal die Lichter der Startampel aus dem Cockpit ausgehen sehen, dann kommt mein erstes Rennen, ging mir durch den Kopf.#w1#

Die Zeit bis Sonntag ist von morgens 8:00 Uhr bis abends 21:00 Uhr mit Terminen ausgebucht. Die Presse hatte so ihre Wünsche, die Sponsoren und natürlich das Team, mein Renningenieur hatte auch einiges mit mir zu besprechen.

Donnerstag

Adrian Sutil

Am Donnerstag nahm ich im Kunstflugzeug Platz - absolut geil! Zoom

Das Vergnügen kommt auch nicht zu kurz. Ein absolutes Highlight ist heute der Flug mit einem Kunstflugzeug der Australischen Luftwaffe. Ich hätte gerne noch ein paar Loopings mehr drehen können. Es war absolut geil, live zu erleben, was die mit einem Flugzeug anstellen können.

Man sollte allerdings schwindelfrei sein und auch keinen empfindlichen Magen haben, sonst kann es einem sehr schnell übel werden. Die Fliehkräfte, die auf den ganzen Körper lasten, wenn es steil nach oben und dann senkrecht nach unten geht, sind gewaltig. Mir hat es auf jeden Fall großen Spaß gemacht und ich würde es immer wieder machen.

Freitag

Ab heute werde ich mich nur noch auf mein Rennwochenende konzentrieren und mein Manager Manfred Zimmermann wird alles andere von mir fernhalten. Ich will meine Konzentration zu 100 Prozent auf das Freie Training und die Vorbereitung auf das Qualifying und Rennen lenken. Da haben alle anderen Verpflichtungen keinen Platz mehr. Da ich die Strecke bisher nur von meiner PlayStation kenne, werde ich sie mir heute beim Freien Training erstmal einprägen.

Adrian Sutil mit Niki Lauda

Beim RTL-Interview mit Niki Lauda Zoom

Jetzt ist es also soweit! Freitag 7:30 Uhr, wir fahren vom Hotel zur Strecke. Heute werde ich zum ersten Mal als einer von 22 Formel-1-Stammfahrern auf die Strecke gehen. Ein irres Gefühl. Gut, dass ich heute beide Sessions fahren kann, das wird reichen um die Strecke zu lernen.

Am späten Abend fahre ich rundum zufrieden von der Strecke ins Hotel. In beiden Freien Trainings keinen Fehler gemacht und beide Male schneller als mein Teamkollege. Morgen noch einmal ein Freies Training, dann wird es zum ersten Mal richtig ernst, Qualifying.

Samstag

Pünktlich um 11:00 Uhr beginnt es zu regnen. Also bleiben wir erstmal in der Box. Das Wetter dreht sich sehr schnell hier und so komme ich auch im dritten Freien Training auf meine Runden und fühle mich für das erste Qualifying gut vorbereitet.

Um 12:00 Uhr noch eine Kleinigkeit essen, dann geht's endlich los. Kein Fehler, eine ordentliche Zeit, deutlich vor meinem Teamkollegen, aber trotzdem nur 19. Mehr war nicht drin. Wir brauchen einfach mehr Downforce, für Malaysia haben wir ein Update, das uns hoffentlich weiterbringt.

Sonntag

Der erste Grand Prix. Als ich in der Fahrerparade im Cabrio so um die Strecke fahre, mit all den anderen Formel-1-Fahrern, weiß ich: Ich bin angekommen. Mein Traum ist in Erfüllung gegangen, ich bin Formel-1-Pilot!

Mein Start war sehr gut, leider kam Davidson nicht gut weg und wollte mit Gewalt an einer Stelle an mir vorbei, wo es leider nicht passt. Es kam zu der unvermeidbaren Berührung. Wie durch ein Wunder blieb mein Auto unbeschädigt und ich konnte nach einem Dreher weiterfahren.

Adrian Sutil mit Mike Gascoyne

Letzte Absprachen vor dem Start des Rennens mit Technikchef Mike Gascoyne Zoom

Nach meinem ersten Boxenstopp, der gut klappte, wurde mir über Funk mitgeteilt, dass ich eine Durchfahrstrafe antreten muss, weil ich angeblich Lewis Hamilton beim Überrunden behindert habe. Lewis und McLaren sagen, da war nichts, ich sehe das auch so. Die Strafe war nicht okay.

Als ich meine Durchfahrtsstrafe angetreten bin, mit einem ziemlich dicken Hals, bin ich dann blöderweise bei der Ausfahrt der Pitlane auf die weiße Linie geraten, was eine weitere Durchfahrstrafe bedeutete.

Der Rest des Rennens ist schnell erzählt: Ich konnte einige gute Rundenzeiten fahren, die nicht weit weg waren von denen, die um Platz zwölf herum gefahren sind.

Alles in allem bin ich mit meinem ersten Grand-Prix-Wochenende zufrieden. Jetzt freue ich mich auf eine Fitness- und Urlaubswoche mit meinem Kumpel Lewis Hamilton und dann geht es nach Malaysia, wo wir ein neues Aerodynamikpaket bekommen, das uns zirka vier Zehntel bringen sollte.

Adrian Sutil