• 15.03.2008 03:16

  • von Dieter Rencken

Sutil: "Auto ist viel stabiler geworden"

Adrian Sutil im Interview über den VJM01, den bisherigen Verlauf in Melbourne, seine Erwartungen an die Fahrergewerkschaft und vieles mehr

(Motorsport-Total.com) - Force India war bisher eine der positiven Erscheinungen am Rennwochenende in Melbourne. Adrian Sutil wirkte daher heute Morgen gut gelaunt, als er sich Zeit nahm für ein ausführliches Interview mit 'Motorsport-Total.com'. Unter anderem sprach er über den VJM01, den bisherigen Verlauf in Melbourne, seine Erwartungen an die Fahrergewerkschaft GPDA und vieles mehr.

Titel-Bild zur News: Adrian Sutil

Adrian Sutil sah bisher an diesem Wochenende besser aus als im Vorjahr

Frage: "Adrian, du bist zum zweiten Mal in Australien. Warst du vor deinem ersten Grand Prix auch schon mal hier?"
Adrian Sutil: "Nein. Wobei doch, ich war einmal in Sydney. Dort bin ich ein Rennen zur A1GP-Serie gefahren, in Eastern Creek."#w1#

Hitze setzt den Bridgestone-Reifen zu

Frage: "Findest du das Wetter gut hier?"
Sutil: "Gestern war es natürlich sehr heiß! Es war fast wie in der Wüste: sehr trocken, aber extrem heiß. Heute ist es um einiges kühler, was uns allen entgegenkommen sollte, weil die Reifen bei 30 Grad natürlich schon ein bisschen besser arbeiten. Bei 40 Grad hatten wir gestern extrem viel Graining - da haben die Reifen auf einem Longrun stark abgebaut."

Frage: "Morgen soll es ja noch heißer werden als gestern..."
Sutil: "Das habe ich auch gehört. Ich stelle mich auf ein hartes Rennen ein, auch konditionell."

Frage: "War es von der Strecke her ein Problem, ohne Traktionskontrolle fahren zu müssen?"
Sutil: "Nein, das war kein Problem. Ich habe mich daran über den Winter sehr gut gewöhnt. Die Strecke hat ganz gut Grip. Jeder hat gedacht, dass es hier mehr auf die Hinterreifen ankommt, aber wir hatten kaum Probleme an der Hinterachse. Die schien eigentlich sehr konstant zu bleiben. Mit den weichen Reifen hatten wir die Probleme eher vorne, ein bisschen Graining, aber das ist absolut kein Problem. Es passieren vielleicht ein bisschen mehr Quersteher, aber das ist kontrollierbar."

"Wir hatten kaum Probleme an der Hinterachse."

Frage: "Warum hat es gestern so viele Dreher gegeben? War das wegen der Traktionskontrolle?"
Sutil: "Die Strecke war am Anfang sehr rutschig und staubig. Das macht es immer sehr schwierig. Es sind auch ein paar neue Fahrer dabei, die die Strecke noch nicht kannten und vielleicht ein paar Ausritte hatten. Aber die Traktionskontrolle ist weg, das Auto ist hinten einfach nervöser und die Fehler passieren schneller. Ich denke, am ganzen Wochenende werden wir noch einige Ausrutscher sehen."

Frage: "Mike Gascoyne hat am Donnerstag gesagt, dass es zwar das vorjährige Auto ist, aber mit sehr vielen Verbesserungen. Kann man die spüren?"
Sutil: "Man kann es auf jeden Fall spüren, ja. Das Chassis ist dasselbe, aber wir haben schon einige Updates vorgenommen. Das größte Update kam über den Winter - das scheint wirklich gut zu funktionieren. Wir haben einen Sprung von sechs, sieben Zehntelsekunden gemacht."

Frage: "Wo spürt man das am meisten?"
Sutil: "Das ist alles Aerodynamik. Man spürt das besonders am Eingang der Kurve, denn das Auto ist viel stabiler geworden, und in den schnellen Kurven hast du einfach mehr Grip zur Verfügung."

Frage: "Du hast mit Giancarlo Fisichella einen neuen Teamkollegen. Wie versteht ihr euch?"
Sutil: "Sehr gut. Er ist ein sehr netter Fahrer mit sehr viel Erfahrung. Wir arbeiten gut zusammen."

Frage: "Bist du Mitglied der Fahrergewerkschaft GPDA?"
Sutil: "Ja."

Frage: "Warst du beim Meeting gestern?"
Sutil: "Nein. Ich hatte viel zu tun."

Volle Unterstützung für de la Rosa

Frage: "Ihr habt einen neuen Chef, Pedro de la Rosa. Ich nehme an, du unterstützt ihn?"
Sutil: "Ja, doch. Ich glaube, es ist gut, ihn als Vorsitzenden zu haben, denn er fährt nicht die Rennen mit und hat daher noch mehr Zeit, sich um die GPDA zu kümmern. Er hat auch viel Erfahrung und ist schon lange dabei im Formel-1-Business. Das ist eine gute Wahl."

Frage: "Was erwartest du, dass die GPDA für dich macht?"
Sutil: "Letztes Jahr habe ich nicht allzu viel mitbekommen, für was es gut ist - ich bin halt mal beigetreten. Es gibt oft Abstimmungen. Wenn zum Beispiel eine neue Regel kommt, können wir sagen, ob wir dafür sind oder nicht. Dann gehen wir als alle Fahrer zur FIA und sagen: Wir wollen das nicht! Da haben wir natürlich mehr Chancen, etwas zu ändern. Davon erwarte ich mir in Zukunft einiges, dass wir Fahrer uns zusammentun und gegen ein paar für uns blödsinnige Regeln antreten können."

Frage: "Es ist bekannt, dass du mit Lewis Hamilton seit der Formel 3 befreundet bist. Seht ihr euch noch öfter, auch privat?"
Sutil: "Ja. Es ist im letzten Jahr fast noch mehr Kontakt geworden. Es ist alles wie früher, keiner hat sich verändert. Wir haben sehr viel Spaß miteinander, telefonieren oft, sind auch hier in Melbourne schon gemeinsam Essen gewesen. Das ist durchaus alles perfekt - und ich bin froh, dass ich einen Freund in der Formel 1 habe."

"Es ist alles wie früher, keiner hat sich verändert." Adrian Sutil

Frage: "Nur einen?"
Sutil: "Nur einen."

Frage: "Du bist vergangenen Freitag hier angekommen. Was hast du bis jetzt gemacht und wann fliegst du weiter nach Malaysia?"
Sutil: "Ich hatte einige Zeit, um mich einzuleben in Australien, wegen des Jetlags - zehn Stunden Unterschied ist natürlich schon einiges, aber ich bin jetzt voll drin. Ich bin die Great Ocean Road gefahren, an der Küste entlang - wunderschön! Das war ein ganz tolles Erlebnis. Und ich habe mir die Stadt angeschaut, die ist ja auch wunderschön - einer der Traumorte, würde ich sagen."

Frage: "Und wann geht es nach Malaysia weiter?"
Sutil: "Direkt morgen Nacht. Wir haben noch ein dreitägiges Trainingscamp auf Langkawi - ein bisschen ausruhen, aber auch vorbereiten auf die Hitze in Malaysia. Am Mittwochabend komme ich dann in Kuala Lumpur an."