• 16.06.2007 01:32

  • von Inga Stracke

Stuck: "Indy braucht die Formel 1 nicht unbedingt"

Unser Experte Hans-Joachim Stuck wünscht sich einen neuen US-Grand-Prix, analysiert noch einmal Montréal und tippt auf einen Sieg der Silberpfeile

(Motorsport-Total.com) - Nach seiner Verletzungspause und seinem Einsatz beim 24-Stunden-Rennen am Nürburgring ist Hans-Joachim Stuck an diesem Wochenende in Indianapolis wieder als 'Motorsport-Total.com'- und TV-Experte im Einsatz. Nach den beiden Freien Trainings am Freitag unterhielt er sich mit unserer Boxengassenreporterin Inga Stracke.

Titel-Bild zur News: Hans-Joachim Stuck und Sebastian Vettel

Hans-Joachim Stuck (links) im Gespräch mit Neuling Sebastian Vettel

Frage: "Hans, wie gefällt es dir hier in Indianapolis?"
Hans-Joachim Stuck: "Indy braucht die Formel 1 nicht unbedingt, muss ich sagen. Jetzt sind wir aber hier, also machen wir das Beste daraus."#w1#

USA wichtig für die Formel 1

"Meines Erachtens gehört ein Grand Prix an die Westküste und einer an die Ostküste." Hans-Joachim Stuck

Frage: "Bernie Ecclestone sagt das auch. Braucht Indy die Formel 1 nicht oder brauchen die USA die Formel 1 nicht?"
Stuck: "Doch, die USA braucht die Formel 1 ganz sicher. Meines Erachtens gehört ein Grand Prix an die Westküste und einer an die Ostküste. Da gibt es ja schöne Plätze, zum Beispiel Laguna Seca, das Formel-1-tauglich wäre, oder ein Stadtrennen in New York. Das wäre eine coole Sache!"

Frage: "Am Freitag hat die FIA Flutlichttests durchgeführt. Was hältst du von einem Nachtrennen?"
Stuck: "Das ist eine super Idee! Das ist einfach spannender Sport - im Skirennsport gibt es das ja auch schon. Es gibt Langstreckenrennen über 24 Stunden, die fahren auch logischerweise teilweise nachts. Ich fände das eine gute Geschichte."

Frage: "Muss da an die Formel-1-Autos Licht oder kann man so eine Strecke wirklich mit Flutlicht taghell erleuchten?"
Stuck: "Ein Formel 1 mit Xenonlicht vorne drauf wird sicherlich nicht funktionieren! Du kannst aber heute mit diesen Lichtanlagen, die verfügbar sind, wirklich die Nacht zum Tage machen. Das sehe ich bei der Formel 1 sicher nicht als Problem an."

Kubica hatte viele Schutzengel

"Es waren mehrere Dinge, die ihm geholfen haben." Hans-Joachim Stuck

Frage: "Blicken wir noch mal zurück auf Kanada: Sensationell der Sieg von Lewis Hamilton, sensationell der zweite Platz von Nick Heidfeld - und Robert Kubica, der seinen schweren Unfall unbeschadet überstanden hat."
Stuck: "Zunächst mal mit dem Schlimmsten anfangen: Kubica. Es waren mehrere Dinge, die ihm geholfen haben: Zum einen Schutzengel, zum anderen die totale Sicherheit in der Formel 1. Dann das HANS-System, das den Kopf hält, die seitlichen Kopfstützen, die total soliden Chassis und dass kein Benzin ausgetreten ist - das waren die wichtigsten Parameter, die diesen Unfall so glimpflich haben ablaufen lassen."

Frage: "Was sagst du zu Nick Heidfeld?"
Stuck: "Fantastisch! Der ging ein bisschen unter leider Gottes - im 240. Rennen von Sauber, das hat mir heute Beat Zehnder berichtet - er hat lange drauf warten müssen! Das lässt auf mehr hoffen und natürlich auch wünschen."

Frage: "Lewis Hamilton?"
Stuck: "Lewis Hamilton hat dort einen weiteren Meilenstein gelegt in seiner Meisterprüfung. Er ist ein fantastisches Rennen gefahren mit einem Riesendruck auf Alonso, der mehr und mehr gepatzt hat. Da hat man gesehen: Wenn er mal einen Fehler macht, dann geht er mit aller Gewalt auf die Piste zurück. Das gefällt mir nicht sehr gut. Ich glaube, dass die FIA da mal eingreifen muss. Mal sehen, wie es weitergeht."

Stuck traut Vettel WM-Punkte zu

"Für Punkte ist er mit Sicherheit gut. Das wäre ein toller Einstand." Hans-Joachim Stuck

Frage: "Hier geht es mit dem Grand-Prix-Debüt von Sebastian Vettel weiter. Er ist gerade mal 19 Jahre jung."
Stuck: "19 Jahre jung, ja. Heute eine gute Leistung gezeigt, schon mal 84 Runden gefahren - zehn Runden mehr als die Grand-Prix-Distanz. Das braucht er auch, er muss noch einiges lernen. Er sitzt in einem guten Auto, also für Punkte ist er mit Sicherheit gut. Das wäre ein toller Einstand."

Frage: "Was hältst du von ihm?"
Stuck: "Ich finde ihn einen klasse Jungen, der das Zeug dazu hat, mal ein ganz Großer zu werden. Je früher er kommt zum Rennen, desto besser ist es, aber wenn er am Sonntag nicht so gut abschneidet, darf man ihm auch nicht böse sein. Er muss so viel Neues lernen, er muss den Start lernen, die Boxeneinfahrt und die Boxenstopps. Das ist natürlich für einen jungen Mann schwierig. Auch die gesamte Renndistanz - das kennt er nicht von den anderen Rennen, die er bisher gefahren ist. Er muss sich sicher die Kräfte ein bisschen einteilen. Ich bin gespannt, wie er das meistert."

Frage: "Was können wir vom Rennen erwarten, wieder eine McLaren-Mercedes-Dominanz? Kommt Ferrari ran oder kann das BMW Sauber F1 Team Ferrari überholen?"
Stuck: "Wenn man sich die heutigen Trainings anschaut, ist eigentlich alles offen. Momentan stimmt die Hackordnung: Silber vor Rot und Weiß-Blau. Ich glaube aber, dass Nick Heidfeld sicher noch was im Köcher hat. McLaren-Mercedes muss man auf jeden Fall als siegverdächtig einstufen. Was dahinter passiert? Schwer zu sagen."