• 09.09.2011 13:52

"Mythos Monza": Tempo, Tifosi und Tragödien

Den Kurs im Königlichen Park, auf dem Wolfgang Graf Berghe von Trips und Jochen Rindt ums Leben kamen, umgibt eine eigenartige Faszination

(Motorsport-Total.com/SID) - Drei Schikanen, vier Kurven und dazwischen einfach nur im Höllentempo geradeaus: Trotz ihres eigentlich simplen Aufbaus übt die Traditionsstrecke in Monza auf die Fahrer eine unglaubliche Faszination aus. Zum Mythos Monza tragen aber auch die einzigartige Lage mitten im Königlichen Park, enthusiastische Tifosi und viele Tragödien bei. Wolfgang Graf Berghe von Trips 1961 und Jochen Rindt 1970 fuhren hier in den Tod.

Titel-Bild zur News: Felipe Massa

Felipe Massa auf der Zielgeraden von Monza: Wo der Motorsport zuhause ist...

"Man muss wissen, was auf der Strecke schon alles passiert ist. Diese zwei Namen sind aus deutschsprachiger Sicht jedem ein Begriff", sagt Weltmeister Sebastian Vettel, verweist aber auf inzwischen deutlich verbesserte Sicherheitsmaßnahmen auf der bereits 1922 eröffneten Piste: "Das Risiko fährt bei so hohem Speed immer mit, aber man hat alles getan, um größtmögliche Sicherheit bieten zu können."

Die höchsten Geschwindigkeiten der ganzen Saison sind aber auch für die heutigen Formel-1-Piloten noch etwas ganz Besonderes. "Man staucht das Auto vor den Schikanen dermaßen zusammen, wuchtet den Wagen um die Ecken und jagt wieder mit über 300 Stundenkilometern weiter - einfach toll", sagt McLaren-Pilot Lewis Hamilton. "Je schneller man ist, umso präziser muss man sein. Es ist ein bisschen wie Kartfahren. Mit Tempo 340 im Kart - das klingt ganz schön gefährlich."

Auch für Rekord-Weltmeister Michael Schumacher, der in Monza schon fünfmal gewann, gleicht die Fahrt dort immer einem Drahtseilakt. "Die Kunst hier ist, dass man mit sehr wenig Abtrieb fährt", erklärt der Mercedes-Pilot. "Das Auto ist immer sehr unruhig und rutscht beim Bremsen ständig. Diese Präzision hinzubekommen, die hier notwendig ist, und das Auto und speziell die Reifen nicht überzustrapazieren, ist hier ein Drahtseilakt. Monza hat seine eigenen Gesetze und Herausforderungen. Das ist natürlich auch spannend."¿pbvin|512|4051||0|1pb¿

Fasziniert von Monza ist auch Vettel, der dort 2008 als jüngster Fahrer der Formel-1-Geschichte seinen ersten Sieg feierte. "Von außen erscheint es vielleicht als langweilige Strecke, weil man sagt, hier gibt es keine richtigen Kurven. Aber ich bin davon überzeugt, dass es im Kalender eine der schwierigeren Strecken ist", glaubt der Heppenheimer. "Es ist wirklich schwierig, mit einem Auto mit wenig Abtrieb die Punkte genau zu treffen."


Fotos: Großer Preis von Italien


Für die Fahrer, die das am besten hinbekommen, hat Monza aber auch eine besondere Belohnung parat: Die Siegerehrung auf einer Art Kanzel hoch oben über der von Fans überfluteten Zielgeraden. "Wenn man auf dem Podium steht, spürt man eine einzigartige Atmosphäre. Diese Intensität gibt es nirgendwo anders", sagt Schumacher.

Keine Rennstrecke der Welt hat ein Flair wie Monza. Das Fieber erfasst jeden, sobald man die Mauern zum Königlichen Park passiert. Im viertgrößten Park Europas, zweieinhalb mal so groß wie der Central Park in New York, liegt der Vollgas-Tempel. Zwischen Jahrhunderte alten Bäumen findet man noch heute die Reste der Steilkurven der alten Ovalstrecke, durch die Wolfgang von Trips in seinem tragischen letzten Rennen noch gefahren war.