• 10.10.2014 19:21

  • von Dieter Rencken & Roman Wittemeier

Motorenentwicklung: Wolff mag keine Schnellschüsse

Mercedes steht der gewünschten Auflockerung des "Engine freeze" mit Skepsis gegenüber - Toto Wolff: "Die Kosten muss man unbedingt im Blick behalten"

(Motorsport-Total.com) - Ferrari möchte zur kommenden Saison unbedingt mehr Möglichkeiten bezüglich der Entwicklung der Antriebseinheiten. Teamchef Marco Mattiacci lässt kaum eine Gelegenheit aus, um sich für ein "Auftauen" der umfassend eingefrorenen Entwicklung stark zu machen. Der Italiener hat Erfolg, er trifft vielerorts auf offene Ohren. So passierte es, dass man sich im Rahmen der Sitzung der Strategiegruppe grundsätzlich auf den von Mattiacci gewünschten Weg einigte.

Titel-Bild zur News: Toto Wolff

Toto Wolff könnte eine kurzfristige Regeländerung verhindern Zoom

Was in der Strategiegruppe entschieden wird, ist noch lange nicht Gesetz - und genau dies bietet Mercedes die Möglichkeit, den Bemühungen der Konkurrenz noch Einhalt zu gewähren. "Es ist immer interessant, dass Details aus der Strategiegruppe zwei Stunden nach Ende der Sitzung in der Öffentlichkeit herumgeistern. Ich halte mich an unsere Marschroute und kommentiere solche Inhalte eigentlich lieber nicht", sagt Toto Wolff im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'.

"Wenn dort Entscheidungen getroffen werden, dann gehen sie danach in die Formel-1-Kommission", stellt der Österreicher klar. In der Kommission kann Mercedes den Plan kippen, bevor er überhaupt in letzter Instanz in den Motorsport-Weltrat der FIA zur Absegnung gelangt. "Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass wir uns frühzeitig über etwaige Änderungen des Regelwerks einig werden müssen. Eigentlich brauchen wir stabile Regularien. Es ist nicht gut, wenn man immer überhastet agiert."

"Ein weiterer Punkt ist, dass wir Verantwortung für den gesamten Sport mittragen. Wir sind immer offen für Diskussionen - solange mögliche Änderungen am technischen oder sportlichen Regelwerk keine unabsehbaren Auswirkungen auf andere Bereiche haben", sagt Wolff und meint damit die drohende Kostenexplosion bei freien Entwicklungsmöglichkeiten. "Dass es diese Einstimmigkeit braucht, ist das Ergebnis von umfassenden Überlegungen."

"Ein Hintergrund ist, dass man nicht möchte, dass drei Monate vor dem Start einer neuen Saison mal eben noch die Regeln geändert werden. Das würde zu einer unkontrollierbaren Kostenexplosion führen. Daher hat man diesen genau definierten Prozess geschaffen", so Wolff. "Für kurzfristige Entscheidungen braucht man Einstimmigkeit, für langfristige reicht die einfache Mehrheit. Je früher man entscheidet, umso eher kann man sich vorbereiten und umso geringer fallen die Kosten aus. Die Kosten muss man im Blick behalten. Sport und Show stehen an erster Stelle, aber die wirtschaftlichen Bedingungen darf man nicht einfach ignorieren."