Modern statt old-school: So will Aston Martin das Ruder herumreißen
Aston Martin überdenkt seinen Entwicklungsansatz in der Formel 1 - Statt voll auf Abtrieb zu setzen, will sich das Team künftig auf die Balance konzentrieren
(Motorsport-Total.com) - Abtrieb ist in der modernen Formel 1 wichtig, aber Aston Martin musste in der Saison 2024 schmerzlich feststellen, dass die Maximierung des Anpressdrucks nicht der einzige Faktor ist, der über die Leistung des Autos entscheidet. Die Balance ist in den Vordergrund gerückt, und genau die hat das Team nicht gefunden. Deshalb soll der Old-School-Ansatz nun überdacht werden.

© Motorsport Images
Aston Martin muss umdenken, um in der Formel 1 erfolgreich zu sein Zoom
Die aktuellen Ground-Effect-Autos werden nicht als Lieblinge der Ingenieure in die Geschichte der Königsklasse eingehen, denn um die Leistung zu maximieren, muss das Auto sehr tief liegen, was eine sehr steife Radaufhängung erfordert. Es gibt kaum Spielraum, weshalb es eine große Herausforderung ist, das Auto ins optimale Arbeitsfenster zu bringen.
Der zweite schwierige Schritt besteht darin, das Auto innerhalb dieses engen Fensters weiterzuentwickeln. Upgrades werden im Windkanal und mit CFD-Simulationen getestet, aber nicht immer stimmen die simulierten Daten mit den Ergebnissen in der Realität überein. Manchmal kehrte das berühmte Bouncing zurück, manchmal verbessert sich die Leistung des Autos nicht. McLaren und Ferrari haben große Schritte nach vorne gemacht, Red Bull hatte von Anfang an eine starke Basis und Aston Martin?
Neues Denken und neuer Ansatz
Das Team um Mike Krack musste sich erst einmal vom Old-School-Ansatz verabschieden, dem Abtrieb Priorität einzuräumen. Fernando Alonso und Lance Stroll hatten einst die Chance, sich hinter den Top-Teams zu positionieren, doch 2024 rutschten sie in der Hackordnung immer weiter nach unten. Geschäftsführer Andy Cowell hat nach seinem Amtsantritt sofort Änderungen vorgenommen, musste aber erst viel über Aerodynamik und Co. lernen. Immerhin brachte er viel Erfahrung von Mercedes mit.
Krack ging den Kurs sofort mit, musste aber auch einige Hürden überwinden. Er sagt: "Wenn man da ist, wo wir sind, muss man sagen, dass man [den Abtrieb] reduzieren muss, um besser zu sein, und das ist eine schwierige Entscheidung, oder? Aber das ist der Grund, warum wir Leute in den Positionen haben, die diese Entscheidungen treffen."
Laut Krack ist es nicht so einfach, Ziele zu definieren und Wege zu finden, diese zu erreichen, da es viele Werkzeuge gibt, die zu einer Lösung führen können. "Manchmal muss man einen Schritt zurückgehen, um voranzukommen. Es geht immer darum, das Auto zu verstehen. Wir wissen, was passiert, wenn wir zu nah ans Limit gehen, also müssen wir verstehen, wie nah wir gehen können."
Balance steht im Vordergrund
Balance statt maximaler Abtrieb und die bestmögliche Leistung aus dem Paket herauszuholen, sind die Schlagworte, die Aston Martin formuliert hat, um 2025 wieder relevant zu sein. "Wir haben den Sweetspot noch nicht gefunden. Im Qualifying mit neuen Reifen werden die Schwächen oft kaschiert, deshalb liegen die Autos im Qualifying so eng beieinander. Aber im Rennen sieht man die Schwächen der Autos, da gibt es nichts mehr zu verstecken. Dann sieht man, woran man arbeiten muss."
Um an den Schwächen zu arbeiten, hat Aston Martin große Namen verpflichtet: Stardesigner Adrian Newey kommt, wird aber erst im März mit der Arbeit beginnen. Schon vorher könnte das Team den ehemaligen Ferrari-Chefdesigner Enrico Cardile bei sich haben. Diese beiden Top-Verpflichtungen von Red Bull und Ferrari bringen viel Wissen über das aktuelle Formel-1-Auto mit.
Krack hofft, so schnell wie möglich an die Informationen von Cardile zu kommen. "Ich denke, es ist eine Kombination aus den neuen und den etablierten Leuten”, sagt der Teamchef. "Es ist wirklich gut, Leute an Bord zu haben, die Erfahrung mit solchen Autos haben. Wenn es losgeht, wird es ein Tag voller Fragen und vielleicht werden wir unsere Ziele anpassen."
Krack weiß, wie wichtig es ist, keine Zeit zu verlieren. Die Formel-1-Saison 2025 dürfe dem Team "nicht aus den Händen gleiten”, stellt er klar. "Wir haben zwei Jahre hintereinander nicht die Leistung gebracht, die wir uns vorgestellt haben. Wir müssen mutig sein und versuchen, die Probleme Schritt für Schritt zu lösen. Die Autos sind gereift, aber es gibt immer noch große Unterschiede. Alle haben die Reife erreicht, wir nicht. Das müssen wir aufholen."


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