• 10.01.2006 16:10

  • von Fabian Hust

Michael Schumacher will nicht wie Boris Becker enden

Das vergangene Jahr will der Ferrari-Star so schnell wie möglich vergessen und arbeitet auch daran, sich persönlich zu verbessern

(Motorsport-Total.com) - Von einem dritten Rang in der Fahrerwertung träumen viele Fahrer, doch für Rekordsieger Michael Schumacher war die letzte Formel-1-Saison eine herbe Enttäuschung, denn der dritte Rang täuscht ein wenig darüber hinweg, dass Ferrari kein konkurrenzfähiges Auto hatte. Eine Saison mit nur einem Sieg - und das beim "Skandalrennen" von Indianapolis - "möchten wir bei Ferrari nicht noch einmal erleben", so der 37-Jährige in einem Interview mit dem 'Spiegel'.

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher

Michael Schumacher am Dienstag bei den Testfahrten im spanischen Jerez

Kaum war Michael Schumacher vom letzten Saisonrennen in China zu Hause, ging er in sein privates Fitness-Studio, weil er selbst von sich sagt, in diesem Jahr angesichts der ausgebliebenen Erfolge keine Pause verdient zu haben. "Im Alter werden die Dinge nicht einfacher", nennt der der siebenmalige Weltmeister den Grund für den erhöhten Trainingsbedarf und erinnert sich an eine Begegnung mit Boris Becker.#w1#

Boris Becker als abschreckendes Beispiel

Als er den Leimener beim Training sah, da fragte sich der Rennfahrer, wie der heute 38-Jährige damals so erfolgreich sein konnte: "Er wirkte einfach nicht mehr motiviert. Es hat dann auch nicht lange gedauert, bis bei ihm die Ergebnisse in den Keller gingen. Ich habe mir damals geschworen: Das soll dir nie passieren!"

"Ich hätte mehr für meine Fitness tun können - und dann vielleicht auch eine Zehntelsekunde mehr aus dem Auto rausgeholt", blickt Schumacher auf die letzte Saison zurück und lässt keinen Zweifel daran, dass es um seine Motivation weiterhin bestens bestellt ist, auch wenn er Ferrari damit "droht", seinen Helm an den Nagel zu hängen, wenn man ihm in diesem Jahr kein konkurrenzfähiges Auto zur Verfügung stellt.

Der F2005 gab dem Team lange Zeit Rätsel auf

Das Loch, in das man vergangenes Jahr fiel, sei so tief, dass jeder "wachgerüttelt" wurde und nun wieder Vollgas gibt. Bis zum Saisonende habe es gedauert, die Aerodynamik des F2005 zu verstehen. Verbesserungen, die im Windkanal viel versprechend waren, hätten auf der Rennstrecke nicht den erhofften Sprung nach vorn gebracht. Umgekehrt habe es Grands Prix wie in Imola gegeben, in denen man konkurrenzfähig war und nicht wusste, warum.

Das Problem sei die Komplexität der heutigen Autos. Wenn nur ein Gebiet eine Schwäche aufweist, fahre man schon hinterher: "Wir können nicht wie früher mit einem guten Motor eine schlechte Aerodynamik ausgleichen oder umgekehrt. Das ist vorbei."

Der F2006 muss nicht unbedingt den Titel einfahren

Schon im Mai habe man die Schwachstellen des F2005 gemeinsam analysiert und damit die Marschroute für das nächstjährige Auto festgelegt, das kommende Woche erstmals auf die Teststrecke geschickt werden soll.

In der am 12. März in Bahrain beginnenden neuen Formel-1-Saison will der zweifache Familienvater wieder in einem konkurrenzfähigen Auto sitzen - der WM-Titel ist aber keine Pflicht, wie Schumacher betont: "Es wäre keine Schande, nach hartem Kampf Zweiter zu werden." Der Ferrari-Pilot scheint für diesen Kampf bestens gerüstet zu sein...