Mercedes ist gewarnt: Gelingt Ferrari der ersehnte Heimsieg?

Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen träumen nach einem starken Qualifying von einem Überraschungssieg - Favorit Mercedes hat die Scuderia auf der Rechnung

(Motorsport-Total.com) - Seit 2010 konnte Ferrari in Monza nicht mehr gewinnen. Der damalige Sieg von Fernando Alonso erscheint mittlerweile wie ein Erfolg aus einer anderen Zeit. 2015 könnte diese Durststrecke allerdings ein Ende finden. Im Qualifying kamen Kimi Räikkönen und Sebastian Vettel überraschend auf die Positionen zwei und drei und landeten dabei weniger als drei Zehntelsekunden hinter Pole-Setter Lewis Hamilton (zum Ergebnis). Das lässt auch Mercedes aufhorchen.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel, Lewis Hamilton, Kimi Räikkönen

Gerät Lewis Hamilton unter Druck von Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen? Zoom

"Ihnen ist an diesem Wochenende auf jeden Fall ein Schritt nach vorn gelungen", räumt Hamilton ein, der es eigentlich gewohnt ist, im Qualifying einen deutlich größeren Vorsprung vor den beiden roten Autos zu haben. Noch schlimmer erwischte es seinen Teamkollegen Nico Rosberg, der nach einem Motorwechsel Balanceprobleme hatte und sogar nur auf Rang vier landete.

"Man kann klar sehen, dass Ferrari mit dem neuen Motor ein Schritt nach vorn gelungen ist. Sie sind näher gekommen", gesteht auch Teamchef Toto Wolff. "Doch wie von uns schon vorher betont: Unser neuer Motor stellt eine neue Entwicklungsrichtung dar. Es geht uns dabei nicht nur um die reine Performance, sondern auch um andere Dinge. Deshalb würde ich nicht sagen, dass wir dank des Motors auf der Pole-Position stehen."

Beide Teams sind mit Motorenupgrades nach Monza gereist. Ferrari investierte vier Token, Mercedes sogar sieben. "Die Ferrari muss man ernst nehmen", erklärt Wolff. "Unser Vorsprung ist geringer als wir erwartet haben. Sie haben auch einen neuen Motor drin. Sie haben tagelang alles heruntergespielt und siehe da: Sie kommen mit einem richtig starken Motor mit tollen Top-Speed-Werten. Die muss man auf jeden Fall ernst nehmen."


Fotos: Großer Preis von Italien


Lauda nicht überrascht

Auch Niki Lauda ist von der Ferrari-Leistung am Samstag "beunruhigt, aber nicht überrascht": "Die Motorentwicklung, die Ferrari von Spa nach hier mitgebracht hat, sieht man. Sie sind nur zwei oder drei Zehntel hinter Mercedes. Sie haben mit ihrem Motor einen richtigen Sprung gemacht. Nico ist unter Wert geschlagen worden, weil er natürlich den Motorwechsel hatte."

"Der hat Panik ausgelöst. Das Auto wurde erst in letzter Sekunde fertiggestellt und er hatte im ganzen Training Untersteuern. Die Balance des Autos war also nicht richtig, deshalb ist er für seine Verhältnisse relativ weit hinten", erklärt Lauda. Die große Frage lautet nun: Ist Ferrari am Sonntag ähnlich stark? Normalerweise sind die Roten im Rennen sogar schneller als im Qualifying.


Fotostrecke: FIA-Fast-Facts Italien

Ist das auch in Monza der Fall, könnte Mercedes richtig unter Druck geraten. "Ich war heute sieben Hundertstel vom schnellsten Ferrari weg und ich glaube, im Renntrimm habe ich einen Vorteil hier. Ich glaube nicht, dass sie im Rennen mit so viel PS fahren können wie heute", vermutet Rosberg. Alles nur Show für die Tifosi also? Gibt es am Ende doch wieder einen Mercedes-Doppelerfolg wie 2014?

"Die muss man auf jeden Fall ernst nehmen." Toto Wolff über Ferrari

Vettel hofft auf "Überraschung"

"Ferrari ist für mich morgen sicherlich erreichbar", gibt sich Rosberg optimistisch und ergänzt: "Heute hätten sie uns (ohne den Motorwechsel; Anm. d. Red.) definitiv nicht gespaltet." Kimi Räikkönen gibt sich trotzdem angriffslustig und erklärt: "Natürlich wollen wir mindestens die Positionen behalten, die wir momentan haben. Aber das große Ziel ist es jetzt, Rennen zu gewinnen. Darum sind wir hier."

"Natürlich gibt es eine Chance", erklärt auch Vettel und erinnert mit einem Lächeln: "Ich denke, dass wir in diesem Jahr bereits einige Überraschungen gesehen haben. Wir mögen Überraschungen und wenn uns morgen eine gelingt, dann wäre es eine schöne." Zumal es bei Mercedes momentan noch einige Fragezeichen gibt - vor allem auf der Motorenseite.


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Nachdem Rosbergs neuer Motor am Samstagmorgen kaputtging, musste er im Qualifying mit einem alten Aggregat antreten. Muss man nun Angst haben, dass Hamiltons Antrieb im Rennen ebenfalls schlappmacht? Schließlich hat er noch immer die gleiche Ausbaustufe im Heck, die bei Rosberg einen Defekt hatte. "Könnte passieren. Da sind wir ein bisschen im Ungewissen", gesteht Wolff bei 'Sky'.

"Das große Ziel ist es, Rennen zu gewinnen. Darum sind wir hier." Kimi Räikkönen

Ferrari hofft auf guten Start

Und dann ist da ja noch der Start. Dort hatten die Silberpfeile bereits häufiger Probleme, unter anderem wurden sie in Ungarn komplett von Ferrari überrumpelt. Auch in Monza ein vorstellbares Szenario? "Es ist ein langer Weg bis zur ersten Kurve. Diese Jungs sind beim Start stark", weiß Hamilton. "Also werden wir versuchen, morgen unser Bestes zu geben. Unsere Rennpace scheint ziemlich gut zu sein und ich hoffe, dass wir das morgen auch sehen werden."

Der lange Weg bis zur ersten Kurve könnte Ferrari in die Karten spielen. "Ich denke, dass es hier hilft", vermutet auch Räikkönen und erklärt: "Hoffentlich gelingt uns ein normaler Start, damit wir mindestens da bleiben, wo wir sind. Das wird uns zumindest in den ersten Kurven helfen. Im Mittelfeld kann es schnell so chaotisch werden, dass du manchmal fast anhalten musst."


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Der Finne erwartet trotzdem "kein einfaches Rennen" und erklärt: "Normalerweise sind wir im Rennen stärker als im Qualifying und hoffentlich wird das morgen auch so sein." Von seinem eigenen zweiten Platz war er übrigens "etwas überrascht" und verrät: "Wir hätten erwartet, dass es wegen des Layouts der Strecke etwas schwieriger werden würde." Der Weltmeister von 2007 startet erstmals seit 2013 wieder aus der ersten Reihe.

"Es ist ein langer Weg bis zur ersten Kurve. Diese Jungs sind beim Start stark." Lewis Hamilton

Ferrari-Stärke ein Vorteil für Hamilton?

Für WM-Spitzenreiter Hamilton könnte die Ferrari-Stärke übrigens auch eine Chance sein. Im Hinblick auf die Fahrerwertung kann es ihm nur recht sein, so viele Autos wie möglich zwischen sich und Rosberg zu bringen. Trotzdem präsentiert er sich am Teamplayer und erklärt: "Ehrlich gesagt hoffe ich, dass Nico durchkommt und wir beide einen guten Job machen werden. Natürlich wollen wir hier beide vor den Ferraris landen."

Trotzdem dürfte es dem Briten nicht unrecht sein, wenn zwar am Sonntag beide Mercedes-Piloten auf dem Podium landen, sie allerdings noch durch einen Ferrari getrennt werden. Vor negativen Reaktionen der Tifosi - im Falle eines Sieges - hat Hamilton übrigens keine Angst. "Ich denke, dass ich hier in den vergangenen Jahren eine tolle Unterstützung hatte", erinnert er sich zurück.


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"Natürlich wird die Mehrheit der Fans wollen, dass die Roten gewinnen. Aber solange sie auf diesen Positionen bleiben bin ich sicher, dass sie trotzdem glücklich sein werden", vermutet der Sieger von 2014. Das ist allerdings ohnehin noch Zukunftsmusik. Zwischen Hamilton und dem Sieg liegen nämlich nicht nur 53 Runden, sondern auch noch zwei sehr ambitionierte Piloten in Rot.

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