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  • 27.07.2012 11:33

  • von Stefan Ziegler

Hamilton vor Button: McLaren bestimmt Ungarn-Auftakt

Lewis Hamilton und Jenson Button gaben zum Auftakt in Budapest das Tempo vor - Ferrari und Mercedes vorn dabei - Sebastian Vettel nur 15.

(Motorsport-Total.com) - Der Auftakt in Ungarn ist gemacht - und McLaren hat deutlich die Nase vorn. Im ersten Freien Training zum letzten Formel-1-Rennen vor der Sommerpause gaben Lewis Hamilton und Jenson Button klar das Tempo vor, während Weltmeister Sebastian Vettel (Red Bull) nur im Mittelfeld zu finden war. Stark unterwegs waren dagegen die beiden Ferrari-Piloten und die Mercedes-Fahrer.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton

Hamilton hatte im ersten Freien Training auf dem Hungaroring die Nase vorn

An der ersten Bestzeit des Rennwochenendes bissen sie sich aber kollektiv die Zähne aus. Denn zumindest in den ersten 90 Trainingsminuten auf dem 4,3 Kilometer langen Hungaroring waren Hamilton und Button eine Klasse für sich. Die Weltmeister von 2008 und 2009 umrundeten den Kurs als einzige Fahrer in unter 1:23 Minuten und blieben damit rund eine halbe Sekunde vor dem Rest.

Hamilton war dabei in 1:22.821 Minuten exakt 0,101 Sekunden schneller unterwegs als Button. Fernando Alonso (Ferrari) fehlten auf Rang drei bereits 0,576 Sekunden auf die Spitze, Nico Rosberg (Mercedes) büßte 0,807 Sekunden auf Hamilton ein. Nur fünf Tausendstel dahinter klassierte sich Romain Grosjean (Lotus), Michael Schumacher (Mercedes) wurde in 1:23.845 Minuten Sechster.

Felipe Massa (Ferrari/+ 1,083 Sekunden), Kimi Räikkönen (Lotus/+ 1,162), Valtteri Bottas (Williams/+ 1,331) und Sergio Perez (Sauber/+ 1,447) komplettierten die Top 10 aus Ungarn. Der vierte Deutsche im Bunde neben Rosberg, Schumacher und Vettel (+ 1.787), Timo Glock (Marussia/+ 4,194), reihte sich im ersten Freien Training auf Platz 22 ein. Nico Hülkenberg (Force India) war nicht im Einsatz.

Der Stammpilot musste - ebenso wie seine Kollegen Narain Karthikeyan (HRT) und Bruno Senna (Williams) - auf eine Teilnahme am Vormittag verzichten. Stattdessen kamen die Testpiloten Dani Clos (HRT), Bottas, und Jules Bianchi (Force India) zum Einsatz, die sich allesamt ordentlich schlugen. Mit Platz neun stach Bottas, wie schon beim Young-Driver-Test in Silverstone, jedoch klar hervor.

Im Vordergrund der 90-minütigen ersten Einheit auf dem Hungaroring standen aber nicht so sehr die Fahrer, sondern deren Fahrzeuge. Angesichts der komplett trockenen und vor allem sommerlich warmen Bedingungen nutzten die Teams die zur Verfügung stehende Streckenzeit, um ausgiebig an ihren Autos zu arbeiten. Die meisten Rennställe führten deshalb intensive Evaluationsfahrten durch.


Fotos: Großer Preis von Ungarn


Alonso lässt sich viel Zeit

Während McLaren zu Beginn gleich mit einigen schnellen Runden aufwartete und danach konstante Runs auf der mittleren Reifenmischung absolvierte, widmete man sich bei Ferrari schon früh einer Auswahl von neuen Frontflügeln. Alonso überließ jedoch Massa das Feld: Der Brasilianer absolvierte zahlreiche Installationsrunden und kam immer wieder an die Box, um neue Frontflügel abzuholen.

Später stieß auch Alonso, übrigens als letzter Stammfahrer der Formel 1, zum Testbetrieb hinzu und half mit, die jüngsten Ferrari-Updates zu evaluieren. Bei Mercedes beschränkte man sich nach einem soliden Auftakt in das Training auf das Fahren mit viel Sprit und ohne Einsatz des verstellbaren Heckflügels. Rosberg und Schumacher übten also schon einmal für das Rennen am Sonntag.

Fernando Alonso

Fernando Alonso ließ viel Zeit verstreichen, ehe er ins Lenkrad griff Zoom

Ähnliches hatte Lotus im Sinn, doch bei Räikkönen ging zunächst einiges schief: Der Finne kam mit dem E20 schon nach wenigen Runden wieder an die Box, weil sein Auto überhitzte. Danach stand erst einmal eine längere Pause auf dem Programm. Ärgerlich: Nur Räikkönens Fahrzeug war mit dem neuen Heckflügel-System ausgerüstet, das Lotus unbedingt testen wollte. Viel Zeit ging verloren.

Bottas hinterlässt starken Eindruck

Bei Williams wurde vor allem Bottas in die Entwicklungsarbeit eingespannt. Der Landsmann von Räikkönen sammelte viele Daten und trug einiges zur Verfeinerung des Setups bei, während Pastor Maldonado (11./+ 1,479) vor allem durch einen größeren Abflug auffiel. Er war auf Caterham-Pilot Heikki Kovalainen (21./+ 3,934) aufgelaufen, der ihn eigentlich recht zügig vorbeilassen wollte.

Weil Maldonado aber mit sehr viel Überschuss von hinten anrauschte, schätzte er die Situation falsch ein - und entschied sich dabei für die Seite, zu der auch Kovalainen rüberzog. Das Ende vom Lied war ein Ausritt durch das Kiesbett, doch Maldonado konnte einen Einschlag vermeiden. Der aus Venezuela stammende Rennfahrer verteilte allerdings reichlich Kies auf der Ideallinie der Strecke.

Valtteri Bottas

Bei Williams kam erneut Nachwuchsfahrer Valtteri Bottas zum Einsatz Zoom

Auch die beiden Sauber-Piloten Perez und Kamui Kobayashi (12./+ 1,573) wurden ein paar Mal abseits der Strecke gesichtet, leisteten aber solide Entwicklungsarbeit. Perez war gleich zu Beginn der Session mit einer Messvorrichtung auf dem linken Seitenkasten gefahren, um die Luftströmung über diesem Bereich zu analysieren. Im weiteren Verlauf der Einheit probierte Sauber noch Weiteres aus.

Red Bull baut um

Größere Umbauarbeiten gab es auch bei den Weltmeistern von Red Bull. Bei Vettel, der über weite Strecken des Trainings unauffällig im Mittelfeld fuhr, wurde lange Zeit am Heck gewerkelt, bei seinem Teamkollegen Mark Webber (13./+ 1,725 Minuten) stand die Vorderpartie des RB8 im Fokus der Aufmerksamkeit. Auf schnelle Zeiten war Red Bull ganz offensichtlich am Vormittag noch nicht aus.

Auch Force India hatte sich in den ersten 90 Minuten des Wochenendes andere Themen auf die Fahnen geschrieben. Paul di Resta (14./+ 1,738) widmete sich gemeinsam mit Tester Bianchi der Aerodynamik des Force-India-Fahrzeugs. Das schottisch-französische Duo arbeite zudem - bei 26 Grad Celsius warmen Temperaturen - an der Kühlung und verrichtete ganz normale Setuparbeit.

Mark Webber

Zeit für Experimente: Red Bull versuchte, die Luftströmung sichtbar zu machen Zoom

Unauffällig gaben sich auch die beiden Toro-Rosso-Piloten Daniel Ricciardo (16./+ 2,533) und Jean-Eric Vergne (17./+ 2,738), die einmal mehr direkt vor den drei jüngsten Formel-1-Teams zu finden waren. Und von den Neulingen machte Caterham mit Witali Petrow (19./+ 3,619) den besten Eindruck. Nach zahlreichen Systemchecks gelang es dem Team, das jüngste Update endlich intensiv zu testen.

Viele Ausrutscher in Kurve zwölf

Kovalainen, gemeinsam mit Hamilton (30) und Rosberg (29) bei 28 Runden einer der fleißigsten Fahrer der ersten Einheit, landete jedoch noch hinter Marussia-Pilot Charles Pic (20./+ 3,884) auf Rang 21. Pic beschäftigte sich im ersten Freien Training mit einer neuen Vorderrad-Aufhängung, die Glock im zweiten Freien Training ebenfalls ausprobieren wird. Auch bei Marussia wurde viel getestet.

Probleme traten hingegen bei HRT auf: Pedro de la Rosa (23./+ 4,280) meldete schon nach wenigen Runden Bremsprobleme an die Box. Kaum vor der Garage vorgefahren, staubte es an den vorderen Rädern auch schon gewaltig. Clos (24./+ 5,355 freundete sich indes weiter mit der Formel 1 an, war aber einer von vielen Piloten, die in Kurve zwölf von der Strecke rutschten. Das passierte fast allen.

Kimi Räikkönen

Bei Lotus wurde viel geschraubt - vor allem am Auto von Kimi Räikkönen Zoom

Weitere Zwischenfall-Schwerpunkte waren die Rechtskurve nach Start und Ziel, wo sich einige Fahrer beim Bremspunkt verschätzten. Die Kurven zwei und vier luden augenscheinlich ebenfalls zu kleinen Fehlern ein, die aber allesamt ohne Folgen blieben. Dem zweiten Freien Training steht also nichts im Wege. Ab 14 Uhr gehen die 24 Piloten der Formel 1 bei Budapest wieder auf die Rennstrecke.